Bindungsstörung - was tun

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Bindungsstörung - was tun

Hallo, Ich bin mir momentan etwas unsicher, wie ich "weitermachen" soll. Wir haben 2 Kinder - der Große ist fast 2 1/2 und die Kleine ist 8 Monate. Ich mache seit kurzem 2x die Woche eine Abendschule im sozialpädagogischen Bereich. Dabei geht es momentan um die Bindungstheorie. Unter anderem natürlich um Bindungsstörungen und die "Fremde Sittuation". Unser Großer ist, seit er knapp 1 Jahr alt war in einer Krippe. Zuerst 2 Vormittage 3 Stunden, mitlerweile 3 Tage je 4 Stunden. Er ist damals in die Krippe gekommen, weil ich nicht mehr mit ihm Zuhause bleiben konnte (psychisch). Er hat mich zu der Zeit regelrecht abgelehnt und den Kontakt zu "Fremden" geliebt (wobei er nicht auf jeden Freudestrahlend zugegangen ist). Sein Verhalten war genau so, wie es in diesem "Fremde Sittuation"-Test eben NICHT sein sollte. So beschäftigt mich seit längerem der Gedanke, ob da wohl wirklich eine Bindungsstörung vorliegt. Bisher bin ich immer davon ausgegangen, dass er einfach ein sehr aufgeschlossenes und abenteuerlustiges Kind ist und es ihm mit mir allein zu langweilig war. Denn als er dann in der Krippe war, war es auch zu Hause viel viel besser. Nachdem ich aber immer mehr zu der Bindungstheorie gelernt habe, zweifle ich das immer mehr an... (Obgleich ich trotzdem überzeut bin, das unser Sohn sehr abenteuerlustig und neugierig ist) Es würde auch daher passen, dass ich nach dem 1. Kind sehr starke Wochenbett-Depressionen hatte, und unser Großer war nicht gerade ein ruhiges Kind (Schreikind will ich eigendlich nicht sagen, aber mir kam es so vor). Bei der 2. ist das gar kein Thema mehr gewesen, sie hat aber auch einen völlig anderen Charakter, ist viel ruhiger und ausgeglichener. Nun frage ich mich folgendes: Liegt da eine Bindungsstörung vor? Und wenn ja, was tue ich? Kann man daran arbeiten? Oder sollte man da "professionelle Hilfe" in Anspruch nehmen? Ist da überhaupt noch "was zu retten"? Oder müssen wir eben so wie es ist klarkommen? Zu sagen sei noch, dass unser Großer eine fast 180° Wende nach der Geburt der Kleinen gemacht hat. Auf einmal war die Familie das wichtigste und er kam nach dem Kindergarten weinend angelaufen, anstatt wie vorher sich heulend auf den Boden zu werfen weil ich gekommen bin... Das hat mitlerweile deutlich abgeflacht. Aber ich merke dennoch, dass sich unsere Beziehung dauerhaft gebessert hat. Er liebt es, mit mir zu basteln oder zu backen. Dafür wird schonmal ein Bagger stehen gelassen. Wenn der Papa zu Hause ist, ist der zwar der Star, aber spätestens wenn er wirklich kank ist ruft er schon in der Regel nach mir. Aber es beschäftig mich schon sehr, zumal wenn man dann Sachen lernt wie "nicht sicher gebundene Kinder haben dauerhafte Beziehungsprobleme und bedürfen später häufiger eine Paarberatung, sind emotional unausgeglichen" usw. Und es beschäftigt mich auch, weil ich mich frage was ich falsch gemacht habe, und ob ich bei der Kleinen gerade wieder die selben Fehler mache! Sie kann ohne weiteres eine 3/4 Stunde alleine im Kinderzimmer spielen. Rollt sich überall herrum und erzählt vor sich hin. Wenn sie ruft gehe ich dann sofort zu ihr und sie freut sich unheimlich mich zu sehen. Aber das mag nicht so recht zu dem passen, was wir lernen (dass so kleine an die Mama klammern, sie garnicht weggehen lassen, weinen wenn sie die Mama nicht mehr sehen und so sachen) Wenn es ihr nicht gut geht, sie müde ist oder sonstwie bedürfniss hat, dann Trage ich sie auch mal im Tragetuch oder im Babybjörn durch die Gegend. Sonderlich häufig kann ich das allerdings wegen Rückenproblemen nicht machen... Sie sehen, ich bin mir total unschlüssig, was bzw. ob überhaupt etwas los ist und wie ich damit umgehen soll! Vieleicht können sie mir etwas weiterhelfen? Mit lieben Grüße, Eine Mama

von Mama2012-12 am 17.12.2012, 17:04



Antwort auf: Bindungsstörung - was tun

Hallo Mama2012-12 Meiner Meinung nach liegt bei Ihrem Sohn KEINE Bindungsstörung vor. Kleinkinder sind halt sehr sensibel, er hat gespürt dass es Ihnen nicht gut ging und so hat er sich einer anderen Ersatz-Bezugsperson zugewandt. Für ihn war die familiäre Situation genauso erdrückend wie für Sie, sodass er die gelöste Stimmung in der Krippe sehr genossen hat, was durchaus nachvollziehbar ist. Ihr depressives Verhalten und Ihre psychischen Probleme haben sich sozusagen ein wenig auf ihn übertragen , sodass er sich ganz anders verhalten hat als nun seine Schwester, die sicherlich eine viel ruhigere, ausgeglichenere Mama zu ihrem Vorbild hatte und hat. Ihr Sohn liebt Sie genauso sehr wie Sie ihn lieben, was seine Anhänglichkeit nach der Geburt seiner Schwester und die Freude sich gemeinsam mit Ihnen zu beschäftigen bestätigen!! :-) Bitte verlassen Sie sich primär auf Ihr Bauchgefühl, da Sie Ihre Kinder mehr als Jede Andere lieben und mehr als Jede Andere wissen, was gut für sie ist. Theoretisches Wissen ist zwar durchaus erstrebenswert, kann aber nie komplett als "Methode" auf die eigene, individuelle Situation übertragen werden! Da sich Dr. Posth von unserem Magazin eingehend mit der Bindungs-Theorie beschäftigt hat empfehle ich Ihnen auch in seinem Forum einmal anzufragen. Ärzte und Pädagogen haben auch nicht immer die gleiche Meinung zum gleichen Fachgebiet! :-) Kopf hoch, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 18.12.2012



Antwort auf: Bindungsstörung - was tun

Vielen Dank für ihre Aussagen! Ich werde an besagter Stelle noch einmal nachfragen :)

von Mama2012-12 am 19.12.2012, 00:15



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

anzeichen für eine bindungsstörung?

Hallo, ich habe eine Frage zu dem Verhalten meiner 1Jährigen Tochter... Hin und wieder bekomme ich die Chance, mal einen Tag für mich zu haben, wo meine kleine mal einen Tag bei Oma und Opa, bzw. bei der Patentante verbringt. Dabei habe ich die beobachtung gemacht, das wenn ich Sie dort hin geschafft habe, sie anfängt zu weinen wenn sie mer...


Sensorikstörung oder Ausdruck von Mutter-Kind-Bindungsstörung?

Guten Tag, meine Tochter ist neun Monate alt. Wenn ich mich mit ihr nachmittags zum Schlafen hinlege, möchte sie, dass ich mich an sie kuschele und ihre Händchen streichele. Bis auf diese Situation ist meine Tochter aber extrem brutal, sobald sie meine Haut berührt, kratzt sie mich, sobald sie Haare sieht, versucht sie alles um dranzukommen ...


Bindungsstörung?

Hallo? das o. g. Thema beschäftigt mich immer wieder. Meine Tochter 10 Mo. war schon immer sehr aktiv und brauchte selbst in den ersten Wochen verhältnismäßig wenig schlaf (Max. 16 Stunden in 24 Std) und ist in ihrem Entwicklungsstand sehr weit. Mit 3 Mo. drehen, mit 4 robben, ab dem 5 Mo. krabbeln und ab jetzt erste geh versuche. Ich habe sie imm...


Liegt eine Bindungsstörung vor?

Hallo. Ich habe eine Frage zu meiner Tochter. Sie war ein Schreibaby und hat bestimmt an die 20 Stunden täglich geschrieen. Sie war von Anfang an hellwach und sehr neugierig, somit aber auch schnell überreizt. Dann hat leider gar nichts mehr geholfen. Sie hat gekreischt (nicht geschrieen, wie es Babys nunmal tun) und sich durchgebeugt und gekrampft...


Frage zum kindlichen Verhalten/ Bindungsstörung oder evtl ein anderes Problem?

Sehr geehrte Frau Ubbens, ich mache mir Sorgen um meine 21 Monate alte Tochter und suche daher Ihren Rat. Meine Tochter war ein Schreibaby, falls diese Information wichtig sein sollte. mich beschäftigen mehrere Dinge. Vormittags,wenn ich den Haushalt erledige und koche etc., rennt meine Kleine pausenlos ziellos umher, durch jedes Zimmer, immer ...


Bindungsstörung?

Hallo, meine Tochter (wird im Sommer drei Jahre alt) ist seit jeher ein sehr offenes Kind. Manchmal besorgt mich ihr Verhalten ein wenig. Hier einige Beispiele: Vor kurzem trafen wir einen Bekannten. Meine Tochter kannte ihn nicht. Nach kurzem misstrauischen Blick nahm sie ihn direkt an die Hand und forderte ihn auf mitzukommen. Liegt es daran,...


Wie erkennt man eine Bindungsstörung?

Hallo, ich bin nach der Kita Eingewöhnung etwas verunsichert. Meine Tochter (19 Monate) ist vor zwei Wochen in die Kita gekommen. Es läuft auf den ersten Blick sehr gut. Sie weint dort nie und freut sich auch offensichtlich sehr auf die Kita. Jetzt zu dem Punkt der mich verunsichert, sie hat wohl noch kein einziges Mal nach mir oder meinem Mann ...


Bindungsstörung zur Mama?

Hallo, Ich bin momentan sehr verunsichert. Mein Sohn (17 Monate) geht seit drei Wochen in die Kita und die Eingewöhung verlief absolut problemlos - keine Träne, kein Geschrei, wenn ich weg war, ein Lächeln von weitem, wenn ich noch im Raum war. Wenn ich ihn abhole, kommt er zwar auf Aufforderung der Erzieherin zu mir, freut sich aber auch ni...


Besteht eine Bindungsstörung?

Hallo, ich bin bei unserem Sohn, 1,5, zuhause. Mein Mann arbeitet extrem viel. Seitdem unser Sohn ca. acht Monate alt ist, bevorzugt er seinen Papa. Er ruft zwar auch nach mir, wenn wir alleine sind (z.B. morgens beim Aufwachen) aber Wickeln und Anziehen werden zunehmend schwerer (klappt besser, wenn Papa es macht). Papa ist eine Frohnatur und im...