Frage: Bindung zum Kind weg?

Guten Abend Frau Ubbens, Ich weiß nicht ob mein Anliegen hier her gehört. Ich versuche es einfach mal. Es geht um meine 8-jährige Tochter. Sie ist ein extremes Papa-Kind. Wir sind getrennt seit sie 1 Jahr alt war. Er hat sich immer gut um unsere Tochter gekümmert. Er ist wirklich ein toller Papa. Unsere Tochter entwickelte sich in den Jahren immer mehr zum Papa-Kind. Er unternimmt sehr viel mit ihr. Fährt mit ihr in den Urlaub und sieht sie auch so mehrmals die Woche. Wir haben das immer zum Wohle des Kindes so gehandhabt dass unsere Tochter jederzeit Mama und Papa hat. So weit so gut. Nur ist diese Bindung zwischen den beiden so extrem dass ich da nicht mehr dazwischen passe. Ich möchte nicht egoistisch klingen und das Wichtigste ist dass es ihr gut geht aber ich verliere immer mehr den Draht zu ihr und kann das nicht aufhalten. Er hat viel Zeit für sie allein wenn sie bei ihm ist. Ich leider nicht da sie hier bei mir noch 3 Geschwister und davon 2 kleinere hat. Ich kann mich leider nicht zerteilen und ihr so viel Zeit allein einräumen wie er ihr. Aktuell ist sie mit ihrem Papa in Paris. Seit Sonntag für eine Woche. Ich möchte nicht behaupten dass sie mich nicht liebt. Aber es ist definitiv nicht so eng wie mit ihm. Wenn sie ihn sieht wenn er sie holt dann strahlt sie, drückt und küsst ihn und ist total glücklich. Über mich freut sie sich selten so sehr. Dabei liebe ich sie über alles. Sie war nach meinem Sohn meine erste Tochter und die Erfüllung meiner Träume damals. Ich war in der Schwangerschaft mit ihr sehr krank und sie musste früher geholt werden um bei mir eine Operation durchzuführen zu können. Ich hätte damals sterben können und mir wurde zum Anfang der Schwangerschaft geraten diese vielleicht besser zu beenden da zeitgleich die schlimme Diagnose kam. Ich hab nicht einmal drüber nachgedacht das Baby nicht zu bekommen. Sie war mit meinem Sohn mein größtes Glück. Und heute? Naja, ich habe Angst dass sie mich nicht mehr genug liebt. Vielleicht blödsinn und ich weiß es ja auch besser aber es fühlt sich so an. Ich bin so unendlich traurig. Mit ihm zu reden bringt nichts.... Er sieht das nicht so. Ihm gefällt das natürlich. Ich fühle diese Liebe nicht mehr so wie früher und habe so unendlich Angst dass das verschwindet. Auch das glaube ich nicht aber es fühlt sich einfach anders an. Ich liebe sie... Aber sie wird mir irgendwie fremd. Weil sie so viel und gern bei ihm ist. Manchmal wacht sie nachts weinend auf weil sie ihn vermisst und zu ihm will. Obwohl er sie zum Beispiel erst ein paar Stunden vorher nach Hause gebracht hat. Vielleicht sollte ich noch erwähnen dass er sie ziemlich klein hält. Er traut ihr nichts zu. Zum Beispiel zum Bäcker genau zwei häuser neben unserem zu gehen. Oder alleine in die Schule mit Klassenkameraden. 3 Minuten Fußweg. Er macht ihr Angst sie könnte entführt werden wenn sie allein geht. Sie ist sehr unselbstständig für ihr Alter. Er besteht darauf dass sie mit bei ihm im Bett schläft, kann es nicht sehen wenn sie sich mal in ihrem Zimmer allein beschäftigt, mit nem puzzle oder so... Es gibt viele kleine Beispiele dafür. Ich versuche sie dann in diesen Punkten zu ermutigen wie zum Beispiel der Bäcker... Ihre Freunde lachen manchmal schon weil Papa nie von ihrer Seite weicht wenn sie wie letztens dann mal nicht zu ihm sondern zu einer Freundin in den Pool will ist er beleidigt und lässt sie das auch spüren bis sie einknickt und doch zu ihm geht. Das war vor ein paar Jahren auch noch so als sie bei mir bleiben wollte... Da hat er auf die tränendrüse gedrückt und ihr ein schlechtes Gewissen gemacht. Ich weiß nicht ob er jetzt auch noch so ist. Ich bin ja nicht immer dabei. Selbst Beziehungen halten bei ihm nicht weil die Freundin auf der Couch schlafen muss und er mit der kleinen im Bett liegt. Ich wurde da schon von zweien angesprochen die sich wegen dem von ihm getrennt hatten. Auch seine jetzige Freundin kam schon auf mich zu. Jetzt liege ich wach und kann meine Tränen kaum zurück halten. Ich vermisse sie und irgendwie ist es aber auch normal dass sie nicht da ist. Weil sie sowieso so viel bei ihm ist. Ich weiß nicht was ich tun soll. Ich habe Angst sie zu verlieren. Ich kann mich einfach nicht zerreissen. Sie hat nunmal Geschwister hier und ich muss und will ja für alle eine liebevolle Mama sein. Meine Kinder sind alles für mich. Auch meine 8-jährige Tochter. Ich vermisse diese Bindung. Haben Sie vielleicht Tipps? Ich will sie nicht komplett verlieren... :( Liebe Grüße

von Hummelchen88 am 15.08.2018, 23:53



Antwort auf: Bindung zum Kind weg?

Liebe Hummelchen88, Ihre Tochter liebt Sie und sie haben ebenso eine Bindung zueinander. Kinder sind leicht beeinflussbar. Ihre Tochter sieht "die Nöte" des Papas, zudem kommt, dass der Papa viel Zeit für sie hat und viele tolle Dinge mit ihr unternimmt. Natürlich findet Ihre Tochter dies toll. Dass sie Sie damit traurig macht, kann sie altersgemäß nicht erkennen. Die Idee meiner Vorrednerin mit der Erziehungsberatung finde ich gut. Viele Kinder, vor allem Mädchen, auch bei intakten Familien, haben nach einer intensiven Mamaphase für einen längeren Zeitraum eine enge Bindung zum Papa. Später wandelt es sich i.d.R. wieder. Vertrauen Sie darauf, dass Ihre Tocher sehr wohl eine Bindung zu Ihnen hat und Sie liebt. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 16.08.2018



Antwort auf: Bindung zum Kind weg?

Ich glaube nicht, dass du die Bindung zu deiner Tochter verlierst. Sie ist nur anders geartet als die zum Papa. Wie du schon schriebst: bei Papa ist sie der Mittelpunkt, muss ihn nicht mit den Geschwistern teilen etc. Das ist eben bei dir nicht so - aber das sie dich deswegen weniger lieb hat, glaube ich nicht. Hast du denn einen neuen Partner? Und wenn ja, wie ist denn das Verhältnis euerer Tochter zum diesem? Aber davon ab: ich denke, ich habt beide eine etwas schiefe Erwartungshaltung an eure Tochter. Der Papa scheint sich völlig an sie zu hängen. Ihr das Gefühl zu geben, ohne seine direkte Nähe wäre die Situation nicht richtig (verlagen im gleichen Bett zu schlafen, Pool etc.). Damit schiebt er ihr aber auch die Verantwortung für sein eigenes Wohlergehen zu. Ergo: sie ist traurig, wenn SIE nicht bei Papa sein kann, damit es ihm gut geht. Du schreibst aber auch davon, das du während der Schwangerschaft sehr krank warst, das Baby gegen ärztlichen Rat behalten wolltest etc. Das hört sich aber ein wenig danach an, als wenn du dafür unbewusst eine gewisse Gegenleistung in Form von enger Bindung erwartest/wünschst. Bzw. nicht verstehst, warum trotz dieser Dramatik, die du für deine Tochter durchgestanden hast, sie dich nicht so liebt, wie du es dir wünschst. Auch das ist natürlich viel zu viel für ein Kind. Ich denke, ihr solltet mal gemeinsam zu einer Erziehungsberatung. Wenn er dazu nicht bereit ist, geh alleine und schildere dort mal sein Verhalten und lass dich beraten, wie du gegensteuern kannst. Denn das was er macht, hört sich definitiv nicht nach einer gesunden Balance an.

von cube am 16.08.2018, 13:30



Antwort auf: Bindung zum Kind weg?

Da hast du bestimmt Recht. Das so eine Erziehungsberatung das Richtige wäre. Ich glaube nicht dass er dazu bereit ist. Dass ich krank war weiß unsere Tochter nicht. Ich meinte damit nicht dass ich deswegen etwas von ihr erwarte sondern dass meine Liebe so unendlich groß sie war irgendwie blockiert ist. Nicht mehr so wie damals. Also ich habe Angst dass es nicht mehr so wird. Ja ich bin mittlerweile verheiratet und mein Mann und meine Tochter verstehen sich gut. Da gibt es keine Probleme. Ich habe ihn auch schon gebeten mir mehr Freiraum mit Laura alleine zu ermöglichen indem er dann die anderen drei betreut. Er sagt klar aber ist dann immer trotzdem zu müde von der Arbeit oder sonstiges.... Vielen Dank für deinen Rat und deine Antwort. Liebe Grüße

von Hummelchen88 am 16.08.2018, 16:30



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