Bedürfnisse Baby

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Bedürfnisse Baby

Liebe Frau Schuster Ich möchte wissen, ob man "verpasste" Bedürfnisse beim Baby nachholen kann. Ich fand etwas schlecht in meine Mutterrolle und merkte erst nach einiger Zeit, welche Bedürfnisse unser Kleiner wirklich hatte. Ein Säuglingskurs wäre wohl prima gewesen, wo uns erklärt worden wäre, dass es ganz normal ist, dass ein Neugeborenes in der Nacht nicht unbedingt wieder einschläft nach dem stillen und was man da so tun kann. Im Geburtsvorbereitungskurs wurden wir zwar prima auf die Geburt vorbereitet, aber eben nicht auf die Zeit danach und das wäre wohl viel wichtiger gewesen. Ich dachte immer, wenn es in der Nacht getrunken hatte und im Stubenwagen dann quengelte, warum es denn nicht schlafen könne. Versuchte es dort zu beruhigen. Wenn es weinte stillte ich es meist nochmals oder trug es ein bisschen. Aber auch am Tag war er am Anfang oft auf dem Stillkissen am schlafen, machmal liessen wir ihn sogar unter dem Spieltrapez weil er das so gerne anschaute, anstatt die Wachphasen mit ihm zu nutzen :-(. Kuscheln war nicht so oft angesagt - ich musste noch häufig zur Physio wegen der schweren Geburt. Da schaute dann mein Mann zum Kleinen. Ich muss aber sagen, dass unser Sohn sehr lange getrunken hat (gestillt), so ca. eine Stunde mit wickeln dazwischen - in 24 h ca. 6-8 mal. Da habe ich ihn oft gestreichelt. Und zwischendurch nahmen wir ihn auch sonst auf den Arm oder bädeleten ihn oder massierten ihn. Am Tag interpretierte ich auch manchmal falsch, dass er müde wäre und legte ihn ab, wo er quengelte und ich ihn zum einschlafen bringen versuchte. Im Nachhinein ist mir schon klar, dass er einfach meine Nähe brauchte. Er hätte einfach auf meinem Arm bleiben wollen, denn da quengelte er nicht :-(. Sonst gingen wir sehr liebevoll mit ihm um, wollten alles richtig machen. Aber merkten irgendwie noch nicht ganz, dass ein Baby ein 24 Stunden Job ist und viel Nähe braucht. Mit ca. 3 Wochen fingen Blähungen an. Eigentlich ein Glück für uns, denn nun realisierte ich, dass er viel getragen werden möchte. Während er schrie, trug ich ihn oft sehr lange. Wir machten dann einen Tragetuchkurs, fingen an zu pucken beim schlafen, usw. Später mit ca. 3 Monaten wo er ganz stark geschrien hat bei jedem stillen, habe ich ihn fast ausschliesslich getragen und er kam dann auch zu uns ins Bett. Wir schafften uns eine Babyhängematte an, wo er sich viel besser in den Schlaf schauckeln konnte. Unser Stubenwagen hatte nur sehr kleine Räder und man konnte den Stubenwagen nicht hin und herschieben zum beruhigen. Mittlerweile ist unser Sohn über 7 Monate alt, schläft zwar ziemlich schlecht, aber sonst ist er ein süsser Junge. Ich bin nun fast ins Gegenteil gekippt, will immer sofort alle Bedürfnisse von ihm erfüllen- trage ihn auch noch sehr viel, da mich einfach das schlechte Gewissen nicht los lässt. Immer wieder kommt mir in den Sinn, dass er als Neugeborenes manchmal quengeln musste, weil ich dachte er müsse doch einschlafen oder warten können. Schreien lassen kam schon nicht in Frage, aber trotzdem, ich bereue einfach die Zeit, dass ich nicht viel mehr mit ihm gekuschelt habe. Kamen die Blähungen deshalb? Kann man Nähe und Geborgenheit, die er die ersten Wochen wohl manchmal vermisst haben musste, nachholen? Oder bräuchten das gerade die Kleinsten am meisten? Oder ist das Bedürfnis nach Nähe zu Mama gleich gross ob er jetzt 1 Wochen alt ist oder 6 Monate? Darf ich ihn also jetzt immer noch tragen, tragen, tragen? Ich wünsche mir einfach so sehr, dass ich das irgendwie aufholen kann. Warum sagt das einem niemand, was NACH der Geburt auf einem zukommt? Das müsste unbedingt im Kurs angesprochen werden. Na ja, ich hätte auch Bücher lesen sollen - das habe ich jetzt nachgeholt. Ich will jetzt nach vorne schauen und mich freuen, dass wir die Bedürfnisse doch noch erkannt haben. Aber ich wüsste schon gerne , ob man das nachholen kann... Ich danke Ihnen für Ihre Antwort! Liebe Grüsse

von Sunneschyn am 08.02.2011, 14:55



Antwort auf: Bedürfnisse Baby

Hallo Sunneschyn :-) Bitte reden Sie sich kein schlechtes Gewissen ein. Ihr Sohn scheint sich bei Ihnen wohl zu fühlen, da Sie sich ihm meistens liebevoll zugewandt haben, auuch wenn er in seinem Bett lag. Die Blähungen kamen ganz sicher nicht davon, dass Sie ihn zu wenig getragen haben. Die meisten Kleinkinder leiden mit ca. 3 Mon. unter den sog. Dreimonats-Kolliken, da Magen, Darm usw. im Wachstum begriffen sind (warum das wirklich so ist, fragen Sie aber bitte auch mal den behandelnden Kinderarzt:-) ) Nicht selten schlucken die Kleinen auch mal zuviel Luft, die nicht immer wieder mit einem Bäuerchen entweicht und die dann rumort. Gehen Sie jetzt auf die Bedürfnisse Ihres Sohnes nach Ihrer Sicherheit vermittelnden Nähe ein und versuchen Sie Kompromisse zwischen seinen und Ihren Wünschen zu schließen, machen Sie alles genau richtig. Ihr Sohn wird Ihnen schon anzeigen, wenn er unzufrieden ist. Genug an Zuwendung haben die Kleinen nie -auch nicht mit 7 Mon.- Wenn möglich besuchen Sie mit Ihrem Sohn einen PEKIP-Kurs oder gehen Sie zur "Babymassage". Diese Kurse werden z.B. in Familienbildungsstätten angeboten. Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 08.02.2011



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