Als Respektsperson nicht anerkannt?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Als Respektsperson nicht anerkannt?

Sehr geehrte Frau Ubbens, ich schreibe Ihnen mal wieder wegen unserem 10jährigen, mit dem wir leider wirklich irgendwie eine anstrengende Phase durchmachen. Es gibt sicherlich Schlimmeres, aber wir sind mittlerweile manchmal doch recht ratlos. Es ist seit einiger Zeit so, dass er einen starken Drang hat (so scheint es uns zumindest), alles allein entscheiden zu wollen, was einfach nicht geht. Angefangen bei den Hausaufgaben, die er manchmal dann heimlich sogar mitten in der Nacht erledigte bis hin zu Schlafenszeiten und auch anderen Dingen. Er ist, wie ich bereits schon mal in einer Frage erzählte, mit zwei Jungs aus der Nachbarschaft zusammen, weil er sonst in der näheren Umgebung niemanden hat und wie wir befürchteten scheinen sie wohl wirklich keinen guten Einfluss auf ihn zu haben (sie sind auch sehr negativ bekannt in der Umgebung). Unser Sohn meint ja auch selbst, dass er eigentlich nichts mit ihnen zu tun haben will, aber ihm ist halt langweilig. Nun ja, seitdem merken wir eben verstärkt ein eher rebellisches Verhalten. Er findet alles, was wir sagen, nicht ok und alle anderen sind sowieso besser, andere Kinder haben mehr und dürfen mehr usw. Wir bemühen uns jedoch sehr und er bekommt auch nicht gerade wenig, nur Dinge die er meint (z.B. Fernseher im Zimmer) bekommt er einfach nicht, sehen wir auch nicht ein in dem Alter. Er ist ein sehr guter Schüler, ich habe jedoch Angst, dass sich auch das ändert, denn mit den Hausaufgaben möchten wir ihm jetzt auch einen Riegel vorschieben und ihn gegebenenfalls eben ohne in die Schule schicken weil wir sonst keinen Lerneffekt sehen, wenn wir ihm immer die Möglichkeit geben, sie dann zu machen wenn er möchte. Es steht ja nächstes Jahr auch die nächste Schule an und wir möchten ihn dafür festigen und stärken, aber so wie es jetzt ist und wenn er sich von anderen so (negativ) beeinflussen läßt, machen wir uns auch Sorgen. Manchmal habe ich einfach den Eindruck, dass er mich/uns als Respektsperson einfach nicht anerkennt. Er ist auch manchmal richtig unhöflich mir gegenüber und benutzt Worte, die ich sonst von ihm nicht kenne. Mit reden komme ich im Moment nicht weiter, was andere Leute (vor allem Kinder in seinem Alter) sagen, ist das was zählt. Manchmal fragen ich mich, habe ich in der Erziehung versagt? Oder ist es das Alter, das so ein Verhalten mit sich bringt? Wie gesagt, es gibt sicherlich Schlimmeres, trotzdem sind wir anderes von ihm gewohnt und manchmal glaube ich an Erziehungsfehler und bin sehr verunsichert. Dabei habe ich immer versucht, mit ihm vernünftig über gewisse Dinge und Notwendigkeiten zu sprechen. Es macht mich einfach traurig, dass er sich von einer nicht besonders guten Seite zeigt, manchmal sogar im Beisein von anderen Leuten. Mir scheint, er möchte mich einfach bloßstellen. Woran kann das liegen? Sind die Eltern in dem Alter immer ein "Feinbild" für die Kinder? Vielen Dank für Ihre Meinung!

von aines77 am 26.02.2018, 18:00



Antwort auf: Als Respektsperson nicht anerkannt?

Liebe aines77, nicht alle Kinder probieren auf die beschriebene Weise aus, der eigene Herr zu sein. Setzen Sie sich als Eltern mit Ihrem Sohn zusammen. Besprechen sie, was Ihr Sohn sich an Freiheiten wünscht und was Sie erwarten. Schreiben Sie die Familienregeln auf, so dass sich alle immer wieder vergewissern können. Sie als Eltern achten darauf, dass die Regeln auch eingehalten werden. Arbeiten Sie ggf. mit kurzfristigen Konsequenzen, wie wenn die Hausaufgaben nicht gemacht sind, geht es nicht raus, nicht aber mit länger anhaltenden Strafen wie Hausarrest o.ä.. Im Gegenzug darf sich Ihr Sohn wünschen, am Wochenende ins Kino oder Schwimmbad zu gehen. Können Sie Ihrem Sohn ermöglichen, mit weiter entfernten Kindern zu spielen, in dem Sie ihn dorthin bringen? So muss er sich nicht aus Langeweile mit den Jungs aus der Nachbarschaft treffen. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 27.02.2018