Liebe Sylvia, unsere Tochter wird ist 4,5 ahre alt. Sie ist ein sehr intelligentes Kind, interessiert sich für alles, stellt ständig Fragen und kann alles wortwörtlich wiedergeben. Zu Hause ist sie gerne etwas lauter, ja oft haben wir das Gefühl, dass sie ihre Grenzen testet. Nichtsdestotrotz sagt sie immer "danke" und "bitte", "darf ich" und "könnte ich". Sie kümmert sich liebevoll um ihren kleinen Bruder, greift aber auch ab und an durch wenn es darum geht, ihr "Eigentum" zu verteidigen. Beim Einkaufen sagt sie ohne Aufforderung "hallo" und "tschüss" und erzählt mal gerne der Dame oder dem Herren an der Kasse was sie so am Tage erlebt hat. Nun hatten wir letzte Woche ein Gespräch mit dem Kindergärtner, der meinte, dass unsere Tochter ihrem Alter extrem voraus ist, sich jedoch in der Gruppe sehr unsicher zeigt, sich unterordnen lässt( z.B. spielt sie immer die Rolle des Babys wenn sie mit ihren Freunden "Familie" spielen) und auch wenn sie die Antwort auf die gestellten Fragen kennt, zögert sie sich zu melden. Dem Kindergärtner ist auch aufgefallen, dass sie sich vor der Gruppe nicht gerne äußert, man muss sie quasi dazu auffordern, ja fast schon dazu zwingen. Bei Aufführungen macht sie nie mit, dabei singt und tanzt sie zu Hause und auch in der Musikschule ausgesprochen gerne und wird von der Musiklehrerin immer sehr gelobt. Meine Frage wäre, wie wir das Kind ermutigen könnten, sich auch in einer mama- und papafreie Umgebung Sachen zu zu trauen. Allmählich mache ich mir Sorgen, dass die Lehrer in der Schule ihre Intelligenz nicht realisieren. Ich bin selbst Dozentin vom Beruf und kenne die Problematik der stillschweigenden Gruppenmitglieder: Lehrer/ Dozenten haben oft im Rahmen des Unterrichts nicht die Möglichkeit zu erkennen ob das Kind/ der Erwachsene sich einfach nicht traut oder schlichtweg die Fragen nicht beantworten kann. Außerdem habe ich das Gefühl, dass unsere Tochter durch ihre Schüchternheit mit sich einiges machen lässt und ihre Freundinnen dies ausnutzen. Da ich mich in der Schule selbst oft als Außenseiter fühlte, weiß ich wie es sich anfühlt und ich möchte dem Kind dieses Schicksal ersparen. Zudem greift momentan bei den Mädchen in der Gruppe ein extremer "Marken-Wahn" um sich. Bestimmte Klamotten und Accessoires scheinen oft darüber zu entscheiden wer der "Anführer" sein darf. Nun sind wir der Meinung, dass in diesem Alter Klamotten vor allem bequem, funktional uns strapazierfähig sein sollen, was nicht bedeutet, dass sie keine hübschen Teile hat. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber auch, dass es für das Kind sehr schwer ist gegen den Strom zu schwimmen und es belastet, wenn sie (fast) die einzige ist, die ohne teure Sachen sowie Hals- und Fingerschmuck in den KiGa geht. Leider herrscht bereits in diesem Mikrokosmos die Ideologie, dass Kleider Leute machen. Unsere Tochter hat sich nie beschwert allerdings merken wir an ihren Kommentaren, dass sie auch gerne "mitmachen" würde. Wie können wir das Selbstbewusstsein unserer Tochter stärken ohne, dass wir auf Markenklamotten ausweichen sollen? Sollen wir sie nun für jede Kleinigkeit loben? Ich glaube, gewisse Sachen sollen doch in diesem Alter bereits selbstverständlich sein und extrem viel Lob bewirkt oft das Gegenteil. Das soll natürlich nicht heißen, dass unsere Tochter nie gelobt wird! Auch sagen wir ihr jeden Abend wenn wir den Tag Revue passieren lassen wie stolz wir auf sie sind weil sie dies oder jenes toll gemeistert hat. Doch offensichtlich reicht dies bei Weitem nicht aus :o( Vielen Dank im Voraus! Mit freundlichen Grüßen Amelie
von Bobby_Car am 27.05.2015, 15:10