Ängste bei 9 jährigem

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Ängste bei 9 jährigem

Liebe Frau Schuster, Mein Sohn leidet schon seit dem Kindergartenalter unter Trennungsängsten, die hauptsächlich mich, aber auch seine große Schwester (12) betreffen. Seit einigen Wochen ist wieder sehr schlimm, ich kann diesmal aber nicht genau deuten, was der Auslöser dafür sein könnte... Kurz zur Vorgeschichte: Der Vater der Kinder verließ uns, als ich mit meinem Sohn in der 34. SSW war, in der 36.SSW zogen wir aus dem gemeinsamen Haus aus und in der 38. SSW wurde dann mein Sohn geboren. Kein wirklich guter Start ins Leben... Seither kümmert sich der Vater nur unzuverlässig um die beiden, das heißt mal mehrere Monate regelmäßig jeden Sonntag, dann wieder über mehrere Monate garnicht, und das vor allem ohne "Vorankündigung". Er ist auch nur schwer zu errichen und war dann meistens "beruflich zu eingespannt". Meine große Tochter hat sich emotional bereits von ihrm Vater abgewandt und möchte ihn nicht mehr sehen. Seit 6 Jahren lebe ich in einer neuen Beziehung und zu meinem Partner haben beide eine sehr gute, vertrauensvolle Beziehung. Schon immer konnte mein Sohn nur schlecht von mir lösen, schlimm wurde es dann im Kiga-Alter. Er hat eigentlich die ganzen 3 Jahre morgens schon zuhause geklammert und weinte im Kiga 1-2 Stunden hinter mir her. Dann ging es wieder und er konnte den Rest des Tages (bis 15:30h , ich arbeite 30h/Woche) spielen und war auch nicht mehr auffällig. Leider entwickelte er zu dieser Zeit zudem eine Eßstörung, sprich, je weniger Kontakt er zum Vater hatte, desto weniger und unregelmäßiger aß er. Wir waren lange beim Therapeuten und hatten auch einigen Erfolg, ganz abgelegt hat er es aber eigentlich nie. Der Eintritt in die Schule gestaltete sich wider Erwarten nur in den ersten 3 Wochen schwer, dann war er gut in die Klasse integriert und er ging gerne und freiwillig dorthin. Mittlerweile haben wir alle möglichen Phasen von Klammern und Lösen durch, immer wieder ähnlich und doch anders, und seit einigen Wochen eine neue...und ich weiß nicht wie ich ihm diesmal helfen kann: Es fing vor etwa 4 Wochen an (in den Ferien) dass er nachts (im Halbschlaf??) im Flur an der Haustür stand und nach mir rief (dabei kommt er auf dem Weg zur Tür an meinem Schlafzimmer vorbei). Dann machte er sich Sorgen wenn ich im Ort etwas länger beim Einkaufen etc war (wenn die Schlange an der Kasse mal länger war etwa, oder ich hab mich auf der Straße festgequatscht) ob ich denn überhaupt nochmal heimkommen würde... Ich kam heim und mein Sohn saß in Tränen aufgelöst, wimmernd auf dem Boden im Flur. Seit einer Woche werde ich nachts etwa jede Stunde von ihm gerufen, ob ich noch da bin. Er hat lt. eigener Aussage Angst, ich könnte einfach weg gehen, und ihn alleine lassen (verlassen??). Er hat auch oft Angst es käme jemand in der Nacht in die Wohnung um einen von uns zu "klauen". Mittlerweile sind wir beide müde, überreizt und heute früh um drei hab ich ihn wirklich sehr ärgerlich (nicht laut aber ich war sauer) darauf hingewiesen dass ich auch mal meinen Schlaf brauche, ihm schon 100 mal erklärt habe dass er hier sicher ist und ich immer wieder zu ihm zurück komme und dass ich nicht wüßte was das Theater hier eigentlich bezwecken soll. Er war sofort ruhig, verunsichert und konnte auch nicht mehr schlafen danach( ich auch nicht, aber er wollte nicht mehr mit mir darüber sprechen) aber er lag bis um 5:00h (wenn ich aufstehe) in seinem Bett. Er wollte heute morgen auch kaum mit mir reden und wirkte sehr unsicher (auch was seinen Schulweg angeht, den er seit 3 Jahren auswenig kennt) Ich glaub ich habe einen großen Fehler gemacht...schließlich war ich doch immer die, auf die er sich immer verlassen konnte. Wie kann ich die Situation jetzt wieder entspannen?? Es tut mir so leid, aber allein damit kann ich uns wohl jetzt auch nicht helfen... Und haben Sie einen Rat, wie wir mit der momentanen Situation an sich umgehen sollten? Eine neue Therapie anfangen ( ich möchte ihm aber eigentlich auch nicht ständig signalisieren dass er "falsch" ist)? Kann man das alleine bleiben auch zuhause üben. Wie wird er sicherer? Wobei garnicht generell unsicher ist, nur von mir lösen scheint ihm ein unüberwindbares Hinderniss zu sein... Den Vater können wir nicht mit einbeziehen, er sieht keinen Grund zu Mitarbeit. Außerdem haben seine Kinder kein "Weicheier" zu sein (Zitat Ende). Da lohnt sich dann leider auch kein weiteres Gespräch... Ich hoffe das ich nicht zu verwirrend geschrieben habe...es ist schon sehr lang geworden ( die anderen 5 Seiten behalte ich erstmal im Kopf, bevor ich hier das Forum sprenge). Vielen Dank und liebe Grüße Jessica

von Exilschwabe am 15.08.2012, 10:53



Antwort auf: Ängste bei 9 jährigem

Hallo Jessica Wenn irgendwie möglich, lassen Sie Ihren Sohn an einer mit Ihrer Unterstützung selbst gewählten Interessengruppe teilnehmen. Findet er dort Freunde, auf Die er sich beinahe so gut wie auf Sie verlassen kann, wird er sich vermutlich mehr von Ihnen lösen können. Diese freunde kann er dann evtl. auch mal zum Schlafen einladen, sodass er in seinem Zimmer nicht alleine bleiben muß. Vielleicht können Sie aber auch -nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt- eine Ergotherapie zur Interessengruppe werden lassen, da dort gezielt sein Selbstwertgefühl gestärkt werden kann? Da das Verhalten Ihres Sohnes nach dem Besuch beim Vater besonders auffällig zu sein scheint empfehle ich Ihnen ggf. eine Rücksprache beim Jugendamt. Der Mann trennte sich VOR der Geburt Ihres Sohnes von Ihnen, sodass ein Besuchsrecht meiner Ansicht nach vorerst nicht erforderlich ist. Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 15.08.2012



Antwort auf: Ängste bei 9 jährigem

Liebe Frau Schuster, vielen Dank für Ihre Antwort! Mein Sohn ist bereits ein Feuerwehr-Männchen :-) bei der Freiwilligen Feuerwehr im Ort. Er geht dort gerne hin und es tut ihm sehr gut. Da die Feuerwehr schräg gegenüber ist, geht er manchmal sogar schon alleine hin und läßt sich dann gerne von mir abholen. Er hat auch einige Freunde aus der Schule, die er oft einlädt und auch besucht (mal klappt es, mal steht er nach 30 min wieder vor der Tür). Ergotherapie wäre noch eine Möglichkeit, das in einem "therapeutischen Rahmen" anzugehen, ich werde unseren KiA bei nächster Gelegenheit mal darauf ansprechen. Daran hab ich garnicht gedacht...vielen Dank!! Wegen dem Umgang stand ich schon vor eniger Zeit mit dem Jugenamt in Kontakt, allerdings sieht das Jugendamt es so, dass mein Sohn ja dennoch ehelich geboren wurde ( im Trennungsjahr). Auch sind Trennungängste lt Jugenamt eher "mein Bier" da der Sohn ja bei mir lebt, und ich soll halt psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Leider keine große Hilfe... Gibt es noch andere Anlaufstellen?? Wir haben uns übrigens gleich heute nachmittag wieder vertragen! Im Gespräch teilte er mir mit dass er ja an sich weiß, dass ich immer wieder komme. Aber sobald ich dann aus dem Haus bin, oder er in seinem Bett, kämen die Sorgen von allein. Er trägt immer so eine Angst mit sich, mir könnte etwas zustoßen.. Ist es eigentlich in Ordnung, dass ich mich immer um Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit bemühe um es ihm nicht noch schwerer zu machen? Aus dem Umfeld höre ich immer wieder ich würde ihn damit verwöhnen und ich soll ihn ruhig auch mal "unter Zwang" mehrere Stunden abgeben. Dann würde er sich dran gewöhnen. Ich denke mir aber, auf irgendjemand MUSS er sich doch verlassen können. Das bin nun mal ich... Vielen Dank und liebe Grüße, Jessica

von Exilschwabe am 15.08.2012, 21:53



Antwort auf: Ängste bei 9 jährigem

Hallo Jessica Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit sind derart positive Eigenschaften, auf Die weder Ihr Sohn noch Sie verzichten sollten. Diese Eigenschaften haben mit "Verwöhnen" überhaupt nichts zu tun! Allerdings empfehle ich Ihnen -wenn nicht bereits erfolgt- Ihrem Sohn jeweils Bescheid zu geben, wann und warum Sie kurz weggehen und auch, wann Sie ungefähr wiederkommen. Früher zurückzukehren als abgesprochen ist übrigens immer besser als zu spät zu kommen. :-) Da Ihr Sohn sicherlich bereits eine Armbanduhr hat, können Sie das Gleiche aber auch von ihm erwarten. Bezüglich seiner meiner Ansicht nach bereits teilweise panischen Ängste empfehle ich Ihnen ebenfalls mit dem behandelnden Arzt zu sprechen. Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 16.08.2012