Hallo Frau Schuster ! Ich habe Zwillinge im Alter von 4 1/2 Jahren, ein Mädchen und einen Jungen. Meine Tochter konnte schon immer alles "besser" und "schneller", sie entwickelte sich altersgemäß. Bei meinem Sohn war das anders, er "hinkte" schon immer etwas hinterher. Als die Beiden 2 1/2 J. alt waren fing es an, daß mein Sohn, wie sagt man so schön, auffällig wurde und ich immer ratloser. Ich bin zwar gelernte Erzieherin, aber bei eigenen Kindern bringt einem das gar nichts. Eine Zeit lang war es sehr extrem, dass er auf seine Schwester los ging. Hauen, treten, ärgern, einfach so und ohne Grund. Seine Kontaktaufnahme zu anderen Kindern war... naja nicht immer angemessen. Er war sehr direkt, fasste die Kinder gleich an, packte ins Gesicht usw. Ich hatte immer schon das Gefühl, daß er sehr ruppig dabei war, tat manchmal dabei weh, wollte dieses aber nicht und merkte das auch nicht.Er tat mir oft leid deswegen, denn er wurde so manches Mal zurückgewiesen. Dann wurde es immer auffälliger, dass er in irgendeiner Art und Weise ein Problem mit sich selbst hat. Auf Fotos war er mit 4 Jahren immernoch nicht "ICH", sondern er nannte sich beim Vornamen. Bei Familienvideos in denen er lachte und fröhlich war rastete er aus und empfand das als schrecklich, konnte es nicht aushalten sich lachen zu sehen. Er mag kein Lob, keine Komplimente. Seine Frustrationsgrenze ist sehr niedrig und wenn etwas nicht klappt, dann meint er er sei doof. Ich denke, daß sein Zwillingsstatus ihm zu schaffen macht. Immer jemanden vor sich zu haben der alles besser kann ist frustrierend. Irgendwann ließ das "Besser-Sein" seiner Schwester nach aber ich glaube da war es schon zu spät. Er wird schnell wütend, rastet oft richtig aus, dann schlägt und tritt oder boxt mich. Er schreit "böse Wörter" wie wir sie nennen, ich bin dann eine "Scheiße-Mama" oder "Doof-Mama" usw. Er trietzt und provoziert ständig, nimmt Dinge weg und läuft damit weg, macht dabei dieses typische "Ätschibätschi"-Geräusch. Ständig bekomme ich zu hören "na und, ist mir doch egal". Andererseits kann er sehr sozial sein, hilft bei allem was wir erwachsenen machen liebend gern mit (saugen, Auto waschen usw.). Er kuschelt total gern und sehr intensiv, er reibt seinen Kopf an mein Gesicht, dass es manchmal sogar weh tut. Er zeigt mir dass er mich ganz bedingungslos lieb hat. Wir waren mit ihm im SPZ und die Tests dort ergaben, dass seine Entwicklung überdurchschnittlich hoch ist. Man meinte auch, dass eine spätere Hochbegabung sein kann (nicht zwingend muss). Außerdem hat er ein sehr geringes Selbstwertgefühl. Was mich traurig macht, denn wir haben beide "gleich" und dennoch "individuell" erzogen. Wir hatten unsere Regeln und Prinzipien die für alle galten (auch für uns Eltern) haben aber auch bedacht, dass jedes Kind seine eigene Entwicklung und Persönlichkleit hat. Sie werden beide nicht verhätschelt aber sehr sehr geliebt. Trotzdem haben wir nun diese Schwierigkeiten und ich bin am Ende meiner Kräfte und weiß nicht mehr wie ich reagieren soll. Schimpfen? Reden? Ignorieren? Ich brauche dringend mal einen Rat von aussen, denn ich stecke total fest. Das ist nun ziemlich viel was ich geschrieben habe, aber bei einer ausführlicheren Ausführung begreift man unser Problem glaube ich besser, als wenn ich alles nur "angerissen" hätte. Vielen lieben Dank !
Mitglied inaktiv - 30.08.2011, 14:53