2jähriger mit extrem niedriger Frustrationsgrenze

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: 2jähriger mit extrem niedriger Frustrationsgrenze

Hallo Frau Schuster, wieder mal bitte ich um Ihren Rat. Mein Sohn (wird nächste Woche 2 Jahre alt) war ein extremes Schreibaby. 6 Monate hat er nur geweint und kaum geschlafen, bis wir in einer Schreiambulanz ein Schlaftraining mit ihm gemacht haben und das hat natürlich auch noch viel Zeit und viel Nerven und Tränen gekostet. Heute schläft er super durch und auch Mittags ist es kein Problem. Zwischenzeitlich hatte er Riesenprobleme mit anderen Kindern, weil er z.B. aufm Spielplatz immer an allen Geräten alleine sein wollte, aber Sie rieten mir, ihm das Wort "abwechseln" zu erklären. Das hat super geklappt und es wurde auf dem Spielplatz, beim Turnen etc. viel viel leichter. Da er ja schon sehr gut spricht in seinem Alter kann ich auch gut mit ihm kommunizieren. Seit 1 Woche ist er wieder wie ausgewechselt. Er weint wirklich wegen NICHTS. Legt sich auf den Boden und weint und weint und weint. Heute beim Turnen z.B. (er hat sich riesig drauf gefreut!!!!): 45 Minuten nur geweint... weil ihm ein wesentlich jüngeres Kind den Ball weggenommen hat, weil er nicht anstellen und warten wollte, weil die anderen nicht "im Tunnel sein dürfen", weil ihn ein anderes Kind auch nur leicht an der Schulter berührt hat. Es war grauenvoll, ich habe ihn dann gepackt und bin mit ihm heimgefahren, weil ich die Blicke der anderen nicht mehr ertragen konnte. Auf dem Spielplatz siehts so aus: Er macht NICHTS alleine und nichts länger als 1 Minute, es heißt dauernd: Mama komm mit, Mama komm mit. Wenn ich nicht reagiere, zieht er das wie ein Papagei eine Stunde durch und ziept ständig an mir rum, erklär ich ihm, dass ich mich kurz unterhalte und dann komme, macht ers auch nicht anders. Er weint (eigentlich brüllt und schmeißt sich auf den Boden...) wirklich den ganzen Tag wegen Kleinigkeiten, weil mein Mann ihn aus dem Kinderwagen hebt, er aber von mir rausgenommen werden wollte. Weil ich den Strohhalm IN den Becher und nicht NEBEN den Becher gelegt habe.... Er war noch nie einfach, wahnsinnig fordernd und immer aktiv. Hinsetzen und Kaffeetrinken, wenn er wach ist... das kenn ich seit 2 Jahren nicht mehr. Am meisten belasten mich die klugen Sprüche von anderen: Ich müsse mehr durchgreifen, mein Sohn benötige eine strenge Hand... Ja soll ich ihn anschreien oder soll ich ihn körperlich fest anpacken... oder was wollen die denn von mir? Ich liebe mein Kind über alles und ich würde ihn niemals schlagen o.ä. Klar schrei ich ihn auch mal an, wenn der Geduldsfaden reißt, mit dem Ergebnis, dass er noch lauter schreit. Ist ja auch irgendwo klar. Liebe Frau Schuster, im Moment bin ich echt ein bisschen verzweifelt. Ich sehr rundum immer nur gleichaltrige ruhige Kinder, die im Sandkasten sitzen und ausgiebig spielen, kaum Trotzphasen, die mit leuchtenden Gesichtern die Geräte abturnen und einfach in meinen Augen wesentlich ruhiger und "leichter zu haben" sind. Ich weiß, man soll nicht vergleichen. Aber es ist so schwer. Erst die Schreiphase, dann das Schlaftraining, jetzt die so extrem niedrige Frustrationsgrenze... Was kommt wohl als nächstes? Trotzdem bleib ich - so gut ich kann - immer ruhig, spreche viel mit ihm, er erzählt mir ja auch morgens, dass er diesmal beim Turnen nicht weinen wird, dass er mit den anderen ZUSAMMEN turnen will und ist es soweit klappt es überhaupt und null komma null. Haben Sie einen Rat für mich, wie ich da irgendwie an ihn rankomm. Mir tut es einfach in der Seele weh, dass er sich so auf die Dinge freut und es sich dann jedesmal selber so vermiest... Vielen Dank schon mal im voraus und ganz herzliche Grüße

Mitglied inaktiv - 29.10.2009, 19:45



Antwort auf: 2jähriger mit extrem niedriger Frustrationsgrenze

Hallo Irmerl Bitte nehmen Sie Ihren Sohn aus der jeweiligen Situation NICHT heraus: Weint er, weil er alleine turnen, alleine in den Tunnel, alleine auf ein Spielgerät möchte usw., nehmen Sie ihn mitfühlend auf den Schoß, setzen sich mit ihm an den Rand des Geschehens und stellen Sie ihn liebevoll vor die Wahl: entweder, er turnt, spielt ,... wie die anderen Kinder oder er wird auf Ihrem Schoß nur zuschauen können! Ebenso: Entweder, Ihr Mann hebt ihn aus dem Kiwa oder er wird SELBER herausklettern oder eben im Kiwa sitzen bleiben müssen! Handeln Sie dann bitte entsprechend konsequent! Nach anfänglichem Geschrei, das Sie dann ignorieren (müssen), wird er hoffentlich eine eigene Entscheidung treffen.- Halten Sie durch, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 30.10.2009