1.Schuljahr: Verhalten im Unterricht

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: 1.Schuljahr: Verhalten im Unterricht

Guten Tag, Ich hoffe, ich bin hier richtig. Mein Sohn (7,5) geht seit August in die Grundschule. Wir hatten vor einigen Tagen Elternsprechtag und dabei haben die Lehrerinnen (Klasse wird von zwei Lehrerinnen betreut, eine ist kurz vor der Pensionierung, die andere ist rel. jung, aber schon gut erfahren) nun sehr eindringlich über das Verhalten unseres Sohnen im Unterricht gesprochen. Natürlich hat es schon zuvor Berichte gegeben, aber jetzt wurde über das ganze Ausmass gesprochen. Er sei ein aufgeweckter Junge, der auch überdurchschnittliches Wissen habe, aber er sabotiert den Unterricht zunehmend. Er sitz nicht richtig auf seinem Stuhl, gelegentlich sogar unter dem Tisch. Er konzentriert sich häufig nicht auf den Unterricht und gelegentlich macht er den Klassen-Clown und lässt sich nicht davon abhalten. Das ganze scheint sich jetzt aufgeschaukelt zu haben. Er geht auch in die KiTa und einige seiner Klassenkameraden ebenfalls. Insgesamt haben ca 5 Kinder in der Klasse massive Probleme, sich schulgerecht zu verhalten... alle aus der gleichen KiTa. Mein Sohn lebt schon seit der Geburt bei seiner Mutter, ich habe regelmässigen und intensiven Kontakt zu ihm und ihn auch fast den gesamten Urlaub bei mir. Die familiäre situation war immer geklärt und unproblematisch. Unser Problem: Wir beobachen zwar, dass unser Sohn manchmal recht stur sein kann, haben aber diese Probleme - speziall Klassenclown-gehabe -bisher nicht. Da sich die Lehrer so äusserten, dass es künftig kaum mehr tragbar ist, mache ich mir die Sorge, dass man ihn, wie auch die anderen, aus der Klasse drängen möchte (die Schule ist halb-privat). Wie kann man ein Kind beeinflussen, damit es sein Fehlverhalten erkennt und sich umstellt? Er scheint selber nicht zu erkennen, welche Auswirkungen sein Verhalten hat.

Mitglied inaktiv - 21.02.2008, 09:20



Antwort auf: 1.Schuljahr: Verhalten im Unterricht

Hallo Rainer Zunächst einmal empfehle ich Ihnen, die Klassenlehrerinnen selbst um Rat zu fragen, was Sie nun unternehmen sollten, um Ihren Sohn besser in die Klasse integrieren zu können. Vermutlich hat Ihr Sohn ein recht schwach ausgeprägtes Selbstwertgefühl und spielt den Klassenclown, um Damit seine Unsicherheit zu überspielen. Gleichzeitig benötigt er meiner Ansicht nach professionelle Hilfe, um eine altersgerechte Konzentrationsfähigkeit zu erreichen. Schlagen Sie den Lehrerinnen vor, mit einem Kurzbericht von ihnen den behandelnden Kinderarzt aufzusuchen, der Ihren Sohn und Sie ggf. an einen geeigneten Therapeuten weiterleiten wird. Noch ein Denkanstoß: Wird Ihr Sohn von seiner Mutter, von Ihnen, von den Lehrerinnen und auch noch von den ErzieherInnen in der Kita "erzogen", hat er evtl. seine sichere Orientierung verloren. Er orientiert sich dann an seinen Mitschülern, die ebenfalls mit allen ihnen zur Verfügung stehendern Erfahrungen eine HELFENDE (keine zurechtweisende) Aufmerksamkeit geradezu einfordern. Über ein Feedback würde ich mich im Namen anderer Ratsuchenden freuen. Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 21.02.2008



Antwort auf: 1.Schuljahr: Verhalten im Unterricht

Hallo Rainer, bin zwar nicht die Fachfrau, möchte aber auch gern was dazu sagen, wenn ich darf. In Deinem Posting fiel mir auf, dass Du sagst: "Die familiäre Situation war immer geklärt und unproblematisch." Für wen sprichst Du da? Aus (kopflastiger) Erwachsenensicht stimmt das sicher. Aber Euer Sohn empfindet das - wie jedes Trennungskind - sicher keineswegs als so einfach. Ich denke, jedes Kind hat sehr schwer zu verdauen und zu tragen an einer Trennung, auch wenn Ihr es ihm so leicht wie möglich machen wollt. Man muss hier aber realistisch sein und sich fragen, ob das Kind das Ganze wirklich so prima wegsteckt, wie man glaubte. Oft zeigt sich ja gerade eher auf "Nebenkriegsschauplätzen", dass dies eben keineswegs der Fall ist - zum Beispiel durch auffälliges oder störendes (= aufmerksamkeitserzwingendes) Verhalten. Klassen-Clowns haben oft Probleme mit dem Selbstwertgefühl, auch wenn sie selbstbewusst und frech wirken. In Wahrheit glauben sie, dass sie nur für andere attraktiv sind, wenn sie sich so verhalten, dass alle "applaudieren". Die anderen Jungs aus seiner Clique verstärken das Problem natürlich. Mit seinem Verhalten zeigt Euer Sohn, dass er momentan nicht wirklich glücklich ist und sich in seinem Leben und seiner Haut momentan nicht recht wohlfühlt. Das muss gar nicht Eure Schuld sein, es kann auch schlicht an der Trennung an sich liegen - die belastet schon per se. Wenn meine Kinder schwierige Phasen hatten, hat es bei uns immer geholfen, viel über Gefühle mit ihnen zu reden. Was man aussprechen kann und was einen Namen bekommt, spukt nicht mehr im Unbewussten herum und macht indirekt Ärger. Ich fände es jetzt wichtig, wenn Du und seine Mutter jetzt nochmal viel mit ihm über die Familiensituation sprecht (auch wenn's unbequem ist oder Schnee von gestern zu sein scheint). Natürlich behutsam und nicht penetrant. Und dass man ihm hilft, seine Enttäuschung zu benennen und zu sagen, wie er sich manchmal fühlt, wenn es ihm nicht so gut geht. Psychologen glauben, dass ALLE Trennungskinder Schuldgefühle haben, weil sie denken, sie seien Ursache der Trennung. Auch wenn das völlig abwegig scheint, sollte man als Eltern dem Kind immer wieder sagen, dass die Trennung nichts mit ihm zu tun hatte - was Ihr ja sicher auch macht. Zusätzlich würde ich versuchen, ihn aus der unguten Fünfer-Clique herauszubekommen. Das geht am besten, wenn er außerschulisch neue Kontakte bekommt, zum Beispiel im Sportverein. Sehr gut sind Teamsportarten, vor allem für Klassenclowns. Hier lernen sie nämlich, dass sie für ihren Einsatz gemocht und anerkannt werden, nicht für Herumzappen und -albern, was dort nix zählt. Wenn sich die Situation nicht entschärft, würde ich einfach mal eine vorübergehende Erziehungsberatung in Anspruch nehmen. Kostenlose Beratung bieten die Caritas, Diakonie, die Stadt oder auch die Kirchen an. Grüßle, Astrid

Mitglied inaktiv - 21.02.2008, 11:40



Antwort auf: 1.Schuljahr: Verhalten im Unterricht

Hallo, natürlich darf geantwortet werden und bei deinem Beitrag waren schon interessante Ansätze, jedoch muss ich noch etwas ergänzen: Wir haben uns schon vor der Geburt getrennt, d.h. mein Sohn kennt es nicht anders. Was aber nicht bedeuten muss, dass er inzwischen im Hinterkopf über diese Situation nachdenklich geworden ist und evtl leidet.

Mitglied inaktiv - 21.02.2008, 13:39



Antwort auf: 1.Schuljahr: Verhalten im Unterricht

Hallo Frau Schuster, herzlichen Dank dafür dass Sie sich soviel Zeit genommen haben. Und über Ihre Anregungen werde ich jetzt auch mit der Mutter meines Sohnes sprechen. Ich werde gerne später noch einmal berichten, wie es weitergegangen ist. Die Mutter meines Sohnes (ich will nicht unbedingt Namen nennen, denken Sie sich bitte nichts bei dieser Wortwahl, weiss nur nicht wie ich sonst halbwegs anonym schreiben soll)hat gesagt, sie wird noch Kontakt zum Institut für Kindesentwicklung (Hamburg) aufnehmen. Vor einigen Jahren wurde dort festgestellt, dass der Nerv zwischen Ohr und Gehirn etwas beeinträchtigt ist (, was wohl nicht ungewöhnlich/selten ist). Allerdings basierte die Untersuchung auf Bilder, bzw visuelle Anreize, und inzwischen wurde bei der Einschulung festgestellt, dass er eine Sehschwäche (ca 3 Dioptrin Weitsicht)hat, deshalb wollte seine Mutter über das damalige Ergebnis sprechen. Die Sehschwäche wurde immer übersehen (beim Kinderarzt, Institut etc), da es keine Auffälligkeiten gab. die Augenärztin sagte, dass Kleinkinder bis zu 5 Dioptrin im Gehirn ausgleichen können und darum eine Sehschwäche häufig erst spät erkannt wird, meistens erst nachdem die Kinder in der Schule Probleme haben. Unser Sohn hat seine Brille noch rechtzeitig vor der Einschulung bekommen. Ich vermute auch, dass er durch KiTa und Schule inschwichen emotional überfordert wird und der Ienfluss seiner Mitschüler ja auch in der KiTa fortgesetzt wird (Schule und KiTa: 7:30 - ca 16Uhr)

Mitglied inaktiv - 21.02.2008, 13:53



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Richtiges Verhalten bei Wutanfällen

Hallo, ich bin mit meinem Latein am Ende und unglaublich gefrustet. Mein eigentlich lieber 2,5 Jahre alter Sohn eskaliert zurzeit regelmäßig bei den kleinsten Kleinigkeiten. Heute ist er komplett ausgerastet, weil ihm nicht passte, was auf MEINEM Teller war, gestern weil irgendwas auf dem Tisch stand, das er dort nicht sehen wollte, mal rastet er a...


Verhalten 3 Jahre

Sehr geehrte Fr Ubbens, Mein Kind ist 3 Jahre alt und ist in den selben Einrichtung wo ich arbeite seit seinem 1.Lebensjahr. Ich habe viel dran gearbeitet das wir eine gute Bindung haben. Das war mir wahnsinnig wichtig. In den letzten Monaten, wo er in Kindergarten gewechselt hat- hat er sich ganz verändert. Die Kinder wollten am anfang mit...


Papaphase normales Verhalten?

Liebe Frau Ubbens, meine Tochter ist 18 Monate alt. Meine Mutter hat mir immer nachgesagt, dass meine Tochter ein Mamakind ist. Sie war immer sehr anhänglich und nie hatte jemand eine Chance bei ihr. Dann kam die Eingewöhnung bei der Tagesmutter. Sie zeigte Interesse an anderen Kindern und auch an der Tagesmutter. Sie ging in Kontakt. Die Trennung ...


Woher kommt dieses Verhalten in der KiTa und was kann oder sollte ich tun?

Hallo, mein Sohn wird im Januar vier Jahre alt. Er geht schon seit er ein Jahr alt ist zur KiTa. Er ist mi einem Mädchen befreundet, welches gleichalt ist und bereits zur Toilette geht, während mein Sohn noch Tag und Nacht eine Windel trägt. Heute bekam ich von der Mutter des Mädchens die Nachricht, dass ihre Tochter nun schon mehrfach zu Hause ge...


Wie soll ich auf inakzeptables Verhalten reagieren?

Guten Tag, ich brauche dringend eine Handlungsempfehlung. Meine Tochter, 20 Monate alt, legt momentan viele Verhaltensweisen an den Tag, die ich nicht fördern möchte und die ich auch inakzeptabel finde. Die meiste Zeit ist sie so lieb und ein absoluter Sonnenschein, aber manchmal packt es sie, und dann geht es los. Meistens beginnt es dann, wenn ...


Welches richtiges Verhalten bei weinerliches aggressiven Kind

Hallo Frau Ubbens, Ich entschuldige mich jetzt schon für den langen Text. Doch ich versuche es ein bisschen detailliert zu schildern Ich habe ein 2.5 Jahre alten Sohn und ein 10 monatigen alten Sohn. Wir haben bei der Geburt unseren zweiten Sohnes sehr darauf geachtet, dass der erste sich nicht vernachlässigt fühlt und ihn so gut es geht i...


KiGa Verhalten

Mein Sohn wird in 2 Monaten 3 Jahre alt und wird gerade im Kindergarten eingewöhnt. Durch Krankheiten etc. entstanden immer wieder Pausen und nun etwas Stress mit dem Vorankommen. Wir sind bei einer Stunde Trennung. Er weint bei der Trennung, lässt sich aber von den Erzieherinnen beruhigen und ich denke auch, er mag beide gerne und beide geben sich...


Verhalten bei Mama, Papa und Oma unterschiedlich

Liebe Frau Ubbens, es ist mir klar, dass mein Kleinkind (19 Monate) bei jeder Person andere Verhaltensweisen an den Tag legt. Mir ist jedoch aufgefallen, dass sich unser Kleiner, bei Papa anstandslos wickeln lässt, das Morgenfläschchen komplett austrinkt, bei Oma (bei der er öfters die Woche über Nacht schläft), das Fläschchen verweigert, be...


Verhalten Kind(20M)

Sehr geehrte Frau Ubbens, es gibt einpaar Sachen die mich beunruhigen.  - Ich war letztens mit meiner Tochter auf dem Spielplatz, dort war eine fremde Frau die ständig nach ihr gerufen hat. Meine Tochter ging dann zu ihr hin, gab ihr einen verpackten Fruchtriegel und ließ sich dann von der Frau auf den Arm nehmen und auf die Wange küssen... Ic...


"Erpressung" durch Freund und "Stinkstiefel"-Verhalten

Hallo, mein Sohn, 5,5 Jahre alt und noch im Kindergarten hat folgendes Problem. Im Kindergarten ist zur Zeit das Thema Heirat ganz hoch im Kurs. Mein Sohn ist nun verliebt in ein Mädchen seiner Gruppe und diese mag ihn auch sehr. Leider mag auch der beste Freund meines Sohnes das Mädchen sehr und "erpresst" nun meinen Sohn damit, dass, wenn er von...