Lieber Herr Prof. Dr. Costa,
1. Wir haben letztens Pizza selbst gemacht. Darauf war auch italienischer Käse - pasteurisiert, auch noch länger haltbar, aber leicht schmierig. Mag aber auch am Käse gelegen haben. (Oder Unterbrechung Kühlkette? Mutmaßung!)
Jedenfalls haben wir die Pizza zehn Minuten bei ca. 200 Grad gebacken.
Meines Erachtens müssten dabei doch alle möglichen Listerien abgetötet worden sein. Oder?
2. Nächster Punkt: Der Rest Pizza stand über Nacht im Backofen. Am nächsten Abend habe ich mir ein Stück warm gemacht - aber nur fünf Minuten bei ca. 180 Grad. Könnten über Nacht Listeriose-Bakterien entstanden sein? Und hätte die Backzeit ausgereicht, um sie abermals abzutöten? Die 72 Grad müssen ja auch im Inneren der Pizza mindestens 2 Minuten erreicht werden.
3. Es macht ja sicherlich auch immer einen Unterschied, wie viele Listerien man zu sich nimmt. Oder? Ich meide alle rohen Produkte (Milch, Käse, Fisch, Fleisch), aber bei Salat, rohe Sprossen in Restaurants bin ich mir oft nicht so sicher, wie die hygienischen Bedingungen sind. Also wenn ich beispielsweise nur sehr wenig von etwas esse, reicht das für eine Infektion aus?
4. Zu welchem Zeitpunkt der Schwangerschaft ist mein Immunsystem am schwächsten? Ich nehme seit meinem positiven Test Femibion / später Femibion 2. Reicht das neben einer gesunden Ernährung aus, um mein Immunsystem gegen Listeriose zu stärken? Was kann ich dahingehend weiter tun?
5. In wie viel Prozent geht eine Listeriose-Infektion auf das Kind über? Und wenn sie übertritt, tritt in jedem Fall eine Schädigung ein?
Vielen Dank im Voraus für Ihre Mühe!
von
babyahoi
am 07.05.2019, 13:45
Antwort auf:
Unklarheiten zu Listeriose
1. Eine Pizza, die Sie zehn Minuten bei ca. 200 Grad gebacken haben, ist ganz sicher bakterienfrei. Auch Listerien sind nicht mehr "dabei", weil diese bei 70°C "erledigt" werden.
2. Den Pizzarest dürfen Sie über Nacht im Backofen stehen lassen. eine Gefahr besteht nicht, wenn diese nicht durch verunreinigtes Besteck oder den bloßen, ungewaschenen Hände berührt wird. Im Backofen gibt es keine "fliegenden Bakterien". Da Sie die Pizza am nächsten tag fünf Minuten bei ca. 180 Grad heiß gemacht haben, ist alles gut.
3. Die Menge an Bakterien spielt schon eine Rolle. Aber Salat, rohe Sprossen, etc. in Restaurants sind in Ordnung, wenn sie gewaschen worden sind. Die "hygienischen Bedingungen" in Restaurants dürften mindestens genauso gut sein, wie diejenigen in unseren eigenen Küchen. Oder besser, weil die Restaurants kontrolliert werden, während unsere Küchen ....Wie dem auch sei, die Angst vor Infektionen in Restaurants ist meines Erachtens unbegründet.
4. Ihr Immunsystem ist in der Schwangerschaft nicht schwächer als sonst - das ist laut Immunologen ein Irrglaube. Es ist nur anders, um eine Abstoßung des "Fremdkörpers" im Bauch, also des Babys zu vermeiden. Das Problem ist, dass minimale mengen an Bakterien, die Ihnen selbst nichts tun, das Kind erreichen und schädigen können. Das geschieht trotz eines funktionierenden Immunsystems. Nahrungsergänzungsmittel schützen nicht vor Infektion, auch wenn sie Vitamine enthalten. Jedenfalls gibt es dazu keine einzige gute Studie, die so etwas gezeigt hätte.
5. Die Frage, "In wie viel Prozent eine Listeriose-Infektion auf das Kind übergeht" kann ich nicht gut beantworten. So etwas könnte man nur beantworten, wenn man z.B. 100 freiwillige Schwangere dazu bringt, im Rahmen einer Studie mit Listerien infizieren zu lassen und dann die Listerien bei den Kindern nachweist.... Sie können sich vorstellen, dass keine einzige Schwangere bei so einem Experiment mitmachen würde... Wenn Listerien das Kind erreichen, tritt nicht in jedem Fall eine Schädigung ein, das weiß man. Aber in wie viel Prozent das nicht passiert, weiß man nicht. Deswegen ist der Schutz so wichtig.
von
Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa
am 15.05.2019