Sehr geehrter Dr. Costa,
in der Schwangerschaft soll man ja nur pasteurisierte Milch trinken. Können sich daran in Gefäßen oder den Schläuchen des Milchschäumers eines Kaffeeautomaten auch Listerien ansammeln?
Wir haben seit einigen Wochen einen solchen Kaffeeautomat, der Kaffee in allen Variationen zubereitet. Den Milchschäumer soll man nach jedem Gebrauch durchspülen. Doch das Ende des Milchschäumers bleibt dann schon mal einige Stunden im gebrauchten Wasser stehen. Bilden sich nun im Wasser diese Bakterien? oder können sie sich auch in der erhitzten Milch bilden?
Wenn ja, welche Syntome zeigen sich bei einer Erkrankung und wie muss man dann behandelt werden? Toxoplasmen können im Blut nachgewiesen werden, doch wie sieht es mit Listerien aus?
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Mitglied inaktiv - 07.02.2012, 14:37
Antwort auf:
Übertragung von Listerien beim Milchschäumer eines Kaffeeautomaten?
Die Schläuche der Kaffeautomaten gelten generell als problematisch, weil sie nicht optimal gereinigt werden können. Teilweise sind es sogenannte "aufsteigende Infektionen" das Problem, die nicht nur das sichtbare, spülbare Ende des Schlauches sondern das Innere des Automaten verunreinigen können.
Wenn Sie erhitzte Milch verwenden, ist die erste Frage, ob diese aufgekocht ist - in diesem Falle können keine Bakterien überleben und diese Milch ist unbedenklich. Wenn die Milch nur erwärmt wird, kann schon passieren, dass sie nicht bakterienfrei ist. Außerdem erreichen Sie die inneren Teile des Automaten nicht.
Meine Empfehlung ist, dass Sie lernen oder sich zeigen lassen, wie man die Teile reinigt, die im Inneren des Automaten Anschluß zu dem Milchschlauch haben und diese mindestens einmal wöchentlich reinigen. Nach meinem Wissen ist das nicht besonders schwierig und Sie sollten sich diesbezüglich von einem Spezialisten beraten lassen. Schließlich weiß ich sehr wohl, wie gut dieser Kaffee schmeckt und dieses Stück Lebensqualität sollten Sie sich nicht durch Ängste nehmen lassen.
Die Diagnose einer Listeriose ist schwer zu stellen, anders als bei einer Toxoplasmose, nicht zuletzt weil die Listeriose auch ohne Krankheitszeichen oder nur mit ganz diskreten ablaufen kann. Bei einer Listeriose können Magen-Darm-Probleme, teilweise mit Fieber, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, ähnlich wie bei einer Grippe auftreten. Ganz ohne Symptome wäre es ungewöhnlich. Wenn man den Verdacht auf eine Listeriose hat, können zwar Blut- und Stuhltests durchgeführt werden, die diesen Verdacht erhärten, aber ganz sicher ist es nicht. Eine Behandlung mit Antibiotika ist gut wirksam, soll aber nur dann durchgeführt werden, wenn man sich ziemlich sicher ist, dass eine Listeriose vorliegt.
Wie Sie sehen, ist das auch für Ärzte nicht ganz einfach. Der Trost ist aber, dass wenn man die normale Hygiene bei den Lebensmitteln einhält, die Listeriose fast nie auftritt.
von
Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa
am 19.02.2012