Guten Tag Herr Dr. Costa,
Ich lese hier immer gern die Fragen und auch Ihre Antworten mit.
Mir fällt auf, dass regelmäßig nach toxoplasmose und listeriose gefragt wird.
Ich bin eher nicht so ängstlich (auch nicht während der Schwangerschaft gewesen), dennoch frage ich mich, wie hoch denn die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung ist?
Wenn ich mich "normal" ernähre und mich von Katzen fern halte, dürfte doch eine Ansteckung gar nicht vorkommen, oder bin ich da falsch?
Sind diese Krankheiten nicht meldepflichtig?
Wie oft kommt denn so eine Krankheit vor und wie oft sind Schwangere betroffen?
Wenn ich die Lebensmittel selbst verarbeite, frisch zubereitet und immer abwasche, habe ich doch alles getan, was in meiner Macht steht. Oder bin ich einfach zu sorglos?
Ich frage deswegen, weil über die Feiertage in gemütlicher Runde diskutiert wurde u.a. auch über dieses Thema.
Vielen Dank schon mal für die Antwort und guten Rutsch.
von
Novembermum
am 27.12.2016, 16:01
Antwort auf:
Toxoplasmose und listeriose
Die Wahrscheinlichkeit, in der Schwangerschaft an einer Toxoplasmose oder Listeriose zu erkranken, ist sehr gering. Es stimmt schon, dass eine normale, gesunde Ernährung, ganz normale Hygienemaßnahmen und Vermeidung von Katzen ausreichen, um das Risiko fast auf Null zu drücken. Bei der Toxoplasmose spielt auch rohes Fleisch eine Rolle, bei einer Listeriose die Lagerung von Speisen (hier sind unverpackte Speisen, die mit Flächen oder anderen Speisen in Kontakt kommen, dem Risiko ausgesetzt).
Meldepflichtig ist die Neugeborenen-Toxoplasmose und alle LIsteriose-Fälle.
Ein Paar Zahlen vom Robert-Koch-Institut: bei 1,0 % aller Schwangerschaften und 1,3% aller seronegativen Schwangerschaften (also solche Schwangere, die vorher nie einen Kontakt mit Toxoplasmen hatten und somit nicht immun dagegen waren). "Daraus resultieren 1.279 foetale Infektionen (d.h. eine Übertragung der Infektion von der Mutter auf das Kind), und damit jährlich 345 Neugeborene mit klinischen Symptomen (bei einer angenommenen Rate von 27% Ausbildung von Symptomen). Diese Zahl liegt deutlich höher als die 8-23 Fälle, die dem Robert Koch-Institut jährlich als kongenitale Toxoplasmose gemeldet werden. Dies weist auf eine starke Untererfassung dieser Erkrankung bei Neugeborenen hin." (www.rki.de)
Etwa 40 LIsteriose-Fälle bei Neugeborenen werden jährlich gemeldet. Bei etwa 700 000 Neugeborenen jährlich, ist das eine sehr kleine Zahl. Ob auch hier eine unzureichende Meldung vorliegt, wird von manchen Autoren angenommen, ist aber nicht sicher. Möglich, dass es Fälle gibt, die man nicht erkannt.
von
Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa
am 30.12.2016