Hallo Herr Dr. Costa,
ich habe mal eine vielleicht etwas ungewöhnliche Frage. Da ich in der Vergangenheit mal unter leichten Depressionen gelitten habe (hab aber nie Medis genommen), hörte ich nun davon, dass das Essen der Planzenta nach der Geburt einer Wochenbettdepression vorbeugen kann. Die Vorstellung finde ich zwar nicht so lecker, aber wenn ich dadurch die Chance steigern kann, dass ich einer eventuellen Depression vorbeuge, würde ich es tun. Auch dem Baby zuliebe.
Müsste ich dabei etwas beachten z.B. wegen Keimen (es ist ja immerhin rohes Fleisch und ich möchte auch stillen)? Also z.B. vorher die Plazenta waschen oder eher ein "Mittelstück" essen. Und meinen Sie, das könnte helfen (zumindest der Placebo-Effekt...)?
Und: wie würden Sie als Arzt in der Klinik reagieren, wenn ich als Patient so was möchte? Fänden Sie das sehr seltsam?
Danke für Ihre Antwort!
Miriam
von
Miriam1234
am 17.02.2015, 12:47
Antwort auf:
Plazenta essen?
Im Tierreich kommt es vor, dass die Plazenta aufgegessen wird. Kühe und Wiederkäuer machen das. Man nimmt an, dass es ein Schutzreflex ist und die Tiere nach der Geburt die Spur entfernen wollen, um sich vor Raubtieren zu schützen. Aber manche Tiere (Löwen) verspeisen auch ihre Jungen, um "Könige der Tiere" zu bleiben...
Beim Menschen ist das weder üblich noch aus irgend einem Grund empfehlenswert. Also die meisten Menschen essen keine Plazenten und auch nicht die eigenen Neugeborenen.
Ganz sicher ist es aber, dass eine vorbeugende Wirkung der Plazenta bezogen auf die Wochenbettdepression nicht existiert. Das sind Märchen, die manche Menschen gerne erzählen.
Haben Sie jemals eine Plazenta "live" gesehen ? Also "lecker" ist etwas anderes....
Wenn Sie in Klinik Ärzte fragen, ob Sie ein Stück Plazenta essen dürfen, könnten diese den Bezug auf das Tierreich herstellen - sie würden Ihnen wahrscheinlich einen Vogel zeigen... Ob man "ein Mittelstück" oder "ein Randstück" bevorzugen soll und ob man die Plazenta vorher von Blutbefreien soll, weiß ich nicht. Sie sollten aber wissen, dass diese voller Blut ist und nicht nur Hormone und Wachstumsfaktoren sondern auch ziemlich viel schädliche Stoffe enthalten kann, die nicht zu Ihrem Kind gelangt sind - die Plazenta hat auch eine Schutzfunktion.
Ob es sich beim Verzehr einer Plazenta um Kannibalismus handelt, bin ich mir nicht ganz sicher. Ich glaube, dass ich ziemlich tolerant bin und Menschen, die sich anders ernähren als ich, respektiere. Bei Kannibalen habe ich gewisse Vorurteile, das gebe ich offen zu. Aber jeder hat so seine Grenzen...
von
Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa
am 18.02.2015