Sehr geehrte Herr Prof. Costa,
ich habe gelesen das bis zu 10% der Menschen mit Listerien besiedelt sind, ohne selbst zu erkranken. Ist es möglich dass aus dieser Besiedlung durch das geschwächte Immunsystem in der Schwangerschaft eine manifeste Listeriose wird? Falls ja, wie kann man es verhindern?
Vielen Dank
Evfa
von
evfa
am 25.04.2017, 19:07
Antwort auf:
Listerien
Das "geschwächte Immunsystem" in der Schwangerschaft ist nicht ganz so einfach zu erklären und man darf nicht von "Immunschwäche in der Schwangerschaft" reden.
In der Schwangerschaft ist man nicht "ohne Immunität", sondern man entwickelt eine Immuntoleranz gegenüber den fremden Zellen bzw. Zellbestandteilen, die vom Vater des Kindes stammen. Sonst würde der Körper der Mutter die Schwangerschaft abstoßen.
Das überträgt sich nicht auf die Abwehr gegenüber Bakterien oder Viren. Mit anderen Worten sind für Sie selbst Infektionen nicht gefährlicher als für Nicht-Schwangere. Das Problem ist das ungeborene Kind, das kaum über eigene Immunität verfügt und schon bei leichten Infektionen während der Entwicklung, des Wachstums im Mutterleib schwere Störungen erleiden kann.
Eine Listeriose ist für Erwachsene eine leichte Infektion - kein Problem also. Problematisch ist es nur, wenn eine Listeriose das Kind erreicht. Das passiert aber nicht dadurch, dass eine Schwangere irgendwo Listerien hat, die dann in der Schwangerschaft aktiviert werden. Die Listerien müssen schon von außen, z.B. durch das Essen infizierter Speisen kommen.
von
Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa
am 26.04.2017