Hallo Prof. Dr. Costa...
ich hab eine Frage zu Jod und Vitamine, folgendes Problem... meine Freundin ist aus Finland und ich aus Deutschland und seit einigen Tagen wissen wir von ihr Schwangerschaft. Natürlich haben wir beide uns versucht so gut wie zu informieren wie man sich jetzt am besten verhält und was sie essen und nicht essen kann... vielen ist klar nur gibt es bei bestimmten Sachen unterschiedliche Meinungen in den Ländern.
In Finland sagt man das man kein Jod essen sollte aber in Deutschland ist man wiederum anderer Meinung und sagt es wäre wichtig für den Verlauf der Schwangerschaft.
Gleiches Problem gilt bei Vitamin D.... in Deutschland heisst es eine extra Einnahme von Vitamin D ist nicht notwendig aber hin Finland hingegen sagt man es sei wichtig für die Entwicklung des Kindes und wird quasi direkt nach dem Schwangerschaftstest zusammen mit Folsäure verordnet.
Was ist nun richtig oder besser, was ist gut... oder ist es egal ? Wir sind verwirrt.
Das gleiche gilt auch z.B. bei selbstgepflügten Beeren (Heidelbeeren, Preiselbeeren, Vogelbeeren, etc). In Finland sammelt quasi jeder im Sommer Beeren im Wald, friert die ein und isst diese dann im Winter... meist ungekocht als Früchte im Oatmeal. In Deutschland kann man lesen das sei gefährlich aber in Finland wird es sogar teilweise von Hebammen empfohlen. Gut oder nicht gut ?
Ich würde mich freuen wenn sie mir helfen könnten. Vielen Dank !
von
Akitafox
am 09.11.2017, 12:14
Antwort auf:
Jod und Vitamine während der Schwangerschaft
Generell würde ich sagen, dass keine verschiedene "Meinungen" in den beiden Ländern vorherrschen, sondern es in Finnland und Deutschland unterschiedliche Bedingungen gibt.
Eine Empfehlung für die Jodeinnahme ist nur dann sinnvoll, wenn man nachweislich in einer Gegend lebt, in der Jodmangel herrscht. Das hängt mit dem Boden zusammen, so dass die Pflanzen, das Getreide, etc. aus der jeweiligen Gegend zu wenig Jod enthalten. Andererseits ist es aber so, dass wir seit Jahrzehnten nicht mehr darauf angewiesen sind, ausschließlich regionale Produkte zu verspeisen. Das ist gut und schlecht zugleich, aber darauf will ich jetzt nicht eingehen. Tatsache ist also, dass ein echter Jodmangel in beiden Ländern nicht herrscht.
Ein anderer Aspekt ist, dass man nicht genau weiß, wie sich die Schwangeren ernähren. Das könnte ich nur dadurch erfahren, wenn ich alles untersuchen würde, also fast jede Speise. Das wissen alle Spezialisten, die zum Beispiel für die "allgemeinen Empfehlungen" (sogenannten Leitlinien) verantwortlich sind. Dann ist es einfacher, zu empfehlen, lieber doch "auf Nummer sicher zu gehen" und eine Tablette Jod zu empfehlen. Zu wenig Jod würde nämlich dem Kind schaden.
Ein Unterschied zwischen Finnland und uns ist es, dass die finnischen Behörden und Ärzte über gute und ziemlich genaue Datenbanken verfügen, was Ihnen Aussagen und Empfehlungen für die gesamte Bevölkerung ermöglichen. So etwas haben wir nicht, aus vielen Gründen, unter anderem weil unsere Bevölkerung viel größer ist und wir ein föderales System haben, so dass jedes Bundesland "sein eigenes Daten-Süppchen kocht"....
Was das Vitamin D angeht, hängt es hauptsächlich mit der Zeit der Sonnenstrahlen zusammen, weil das Vitamin D in unserer Haut unter dem Einfluss der Sonne entsteht. Sonne gibt es bei uns nicht viel, aber in Finnland noch weniger... Meiner ganz persönlichen Ansicht nach, wäre die Einnahme von Vitamin D auch bei uns eine gute Idee. Aber die einzige sichere Vitamin D-Zubereitung in Tablettenform ist rezeptpflichtig und sie wird von den Krankenkassen nur dann übernommen, wenn nachweislich Vitamin D fehlt. Das kann man durch eine Blutentnahme zeigen. Die man womöglich mehrfach in der Schwangerschaft durchführen müsste...
Die selbstgepflückten Beeren (aber auch die gekauften...) sind in beiden Ländern als sehr gesund zu bezeichnen. Wenn jemand etwas anderes sagt, dann ist das grundfalsch.
Zusammenfassend Jod in Tablettenform kann man einnehmen, aber man muss es nicht. Vitamin D wäre eine Option, wenn die Werte zu niedrig sind. Beeren - unbedingt essen, sind sehr gesund.
Bitte entschuldigen Sie meine lange Antwort - aber kürzer ging es diesmal nicht.
von
Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa
am 11.11.2017