Frage: Gestationsdiabet.

Hallo Dr. Costa, Zweifel gerade an mir und meinen medizinischen Kenntnissen.bin selbst Krankenschwester und in der 29. Ssw mit meinem zweiten Kind...Seit Beginn der Schwangerschaft ist mein ungeborenes Kind 7-10 Tage zu groß im Längenwachstum.da mein kleiner gestationsdiabet.test mit 50 mg glukoselösung war bei 153 laut Labor. Bis 135 ist in Ordnung. Daher bin ich zu diabetologin. Dort bekam ich von accuchec die 75 mg glukoselösung. Mein hba1c wert war 5,0. Nüchtern bz aus Vene lag bei 4,8. Nach einer Stunde bei 8,7 und nach zwei Stunden bei 5,0... Meines Erachtens und nach Richtlinie der Gesellschaft für Diabetes alles gut. Die auf Unterschriften zur Abrechnung bedachte diabetologin meinte aber der Wert nach einer Stunde sei viel zu hoch,gemäß ihrer Richtlinie ist bei 7,7 die Grenze. Also bekam ich ernährungsberatung und bz Gerät mit der Ermahnung mich an alles zu halten sonst bekomme ich Insulin. Wie jeder Arzt weiß sind Krankenschwestern schlechte Patienten und hinterfragen alles.deshalb verweiste ich sie auf die überall auffindbare Richtlinie der Gesellschaft für Diabetes und den dazugehörigen Werten und bat sie mir zu erklären wieso bei ihr 7,7 als Grenze liegt beim 1Stundenwert. Daraufhin wurde ich hingewiesen das sie mir keine Rechenschaft schuldig ist und die Grenze von 10,0 als einstundenwert viel zu hoch sei. Nun Messe ich mich vor und eineinhalb Stunden nach dem essen. Nüchtern muss unter 5,0 und eineinhalb Stunden nach dem essen nicht über 7,0 sein. Trotz normaler Ernährung und ja mit einem hellen Brötchen am morgen und Obst zwischendurch schaffe ich es nicht außerhalb dieser Grenzen zu liegen. Werte stets nüchtern am morgen 4,5 - 4,7, vor den Mahlzeiten trotz zwischendurch mal Obst 5,3-5,5 und eineinhalb Stunden nach dem essen Werte zwischen 4,5 und 6,0... Bin ich doof oder bekomme ich Panik gemacht ohne Grund...esse ausgewogen und habe bisher 5 kg zugenommen...

von Claudia 86 am 18.04.2019, 11:57



Antwort auf: Gestationsdiabet.

Wie Sie sich vorstellen können, fällt es mir nicht leicht, nur mit Hilfe einer Korrespondenz im Internet die Aussagen anderer Ärzte zu kritisieren. Mir fehlen doch viele Informationen und vor allem habe ich Sie als Patientin nicht vor mir, habe Sie nicht untersucht, etc. Aber trotzdem muss man sich bei den Werten des 75 g - oGTT nach den Leitlinien der Fachgesellschaften richten. Diese gebe ich Ihnen unten in Tabellenform an. Wenn ein Wert erhöht ist, spricht man von Diabetes in der Schwangerschaft (Gestationsdiabetes), ansonsten nicht. Entscheidend ist der "große" oGTT mit 75 g Zuckerlösung und Blutentnahme aus der Vene. Dass Ihr Kiind von Anfang der Schwangerschaft an größer ist als erwartet, spricht eher dafür, dass die Schwangerschaft möglicherweise früher begonnen hat. Das ist nicht selten, es passiert in etwa 10% aller Schwangerschaften - man muss nur daran denken. Ihren Aussagen entnehme ich, dass sowohl der 75g-Test als auch die gemessenen Blutzuckerwerte ausnahmslos im Normbereich waren und sind. Dass eine Ärztin die Werte bezweifelt, die durch Studien vielfach bestätigt wurden, ist zwar ihr gutes Recht, aber das muss sie begründen. Man darf aber nicht Menschen für krank erklären, die nicht krank sind... Zwei Schlussfolgerungen würde ich aus all dem ziehen wollen: 1. Ihre Blutzuckerwerte sind in Ordnung, ein Hinweis auf Diabetes in der Schwangerschaft sehe ich nicht. 2. Wenn Sie "ein bisschen aufpassen", was die Ernährung angeht, ist das nicht falsch. Gegen eine ausgewogene Ernährung mit allen "guten" und wichtigen Bestandteile spricht nichts, ganz im Gegenteil. Einen Grund zur Panik sehe ich nicht, auch keinen für die ständige "Pixerei in den Finger"... "Doof" sind Sie ganz sicher nicht - diese "Diagnose" kann ich stellen, auch wenn ich kein Spezialist in Sachen "IQ-Test" bin... Bitte sprechen Sie mit Ihrer Frauenärztin/Ihrem Frauenarzt und ... genießen Sie Ihre Schwangerschaft ! Die Freude an der Schwangerschaft führt übrigens nicht zu erhöhten Blutzuckerwerten, unter uns.... HIer die Tabelle aus der aktuellen AWMF-Leitlinie Gestationsdiabetes: Zeitpunkt Grenzwerte IADPSG/WHO venöses Plasma 24+0–27+6 SSW (mg/dl) (mmol/l) Nüchtern > 92 > 5,1 Nach 1 Stunde > 180 > 10,0 Nach 2 Stunden > 153 > 8,5

von Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa am 26.04.2019