Lieber Herr Professor Dr. Costa, ich möchte mich bereits vorab bei Ihnen entschuldigen, dass ich Sie schon wieder mit einer Frage belästige. Vielen Dank für Ihre grenzenlose Geduld. Leider habe ich auch schon wieder mehrere Fragen auf einmal, ich bin einfach so unsicher... Hinzu kommt, dass ich es sehr schwierig finde, den Tag über ausgewogen, abwechslungsreich (und am besten alles selbst zubereitet und gründlich gewaschen) zu essen. Ich habe eigentlich ständig Hunger und fühle mich, wenn ich nicht rechtzeitig zu Mittag- oder zu Abend esse richtiggehend unterzuckert! Und das, obwohl ich eigentlich 2 große Obstportionen (jeweils mit Porridge und Naturjoghurt) frühstücke und meist dann im weiteren im Tagesverlauf noch 2 warme Mahlzeiten zu mir nehme. 2-3 Mal ist es allerdings vorgekommen, dass ich mittags so Hunger hatte, dass ich es nicht geschafft habe, mir noch was aufwendiges zu kochen, sondern stattdessen bin ich einfach schnell zum Rewe und habe mir dort einen fertig abgepackten Couscous-Salat mit Linsen und Lauch aus dem Kühlregal gekauft. Ich habe mir nichts weiter dabei gedacht, da ja der Couscous usw. bei der Zubereitung erhitzt worden sein muss, aber im Nachhinein frage ich mich, ob das so eine gute Idee war. Habe ich mit dem Verzehr dieses Salates mein Kind einem erhöhten Risiko ausgesetzt? Zudem waren wir neulich ausnahmsweise Kuchenessen in einem Restaurant, welches uns für seine gute Kuchenauswahl empfohlen wurde. Wir vermuten aber, dass der Kuchen dort nicht frisch gebacken, sondern aufgetaut wird. Ich hatte einen Streuselkuchen mit Aprikosen und einer Quark- oder Schmandcreme-Füllung. Der war auch sehr lecker, aber auch hier frage ich mich, ob ich das besser hätte sein lassen sollen? (Wegen der Cremefüllung...) Um die Verwirrung noch komplett zu machen jetzt noch eine Frage zu England. Wir haben bis vor Kurzem 3 Jahre dort gelebt und mein Mann ist immer noch häufig auf Dienstreise dort. Ich vermisse natürlich mein altes Zuhause und meine Freunde dort und wäre gerne mitgereist. Allerdings habe ich mich dann letztendlich - wegen des Essens! - doch nicht getraut! Über das Frühstück und Abendessen mache ich mir keine Sorgen, aber wie bereits erwähnt, habe ich offenbar Schwierigkeiten mit meinem Blutzuckerspiegel und muss auch mittags rechtzeitig und ausreichend essen. Nun ist England das Land der abgepackten Sandwiches und -Salate. Mittags zum Lunch findet man unkompliziert fast nichts anderes. Die Empfehlungen des NHS zur Ernährung in der Schwangerschaft unterscheiden sich teils auch deutlich von deutschen Empfehlungen. So ist z.B. Räucherfisch ausdrücklich erlaubt und auch Sushi darf verzehrt werden, sogar Salami und roher Schinken, wenn sie 4 Tage vor dem Verzehr eingefroren wurden. In diversen britischen Internet-Foren berichten Schwangere, dass sie ganz normal weiterhin die abgepackten Sandwiches und sogar die abgepackten vorgewaschenen Salate essen (ohne ein weiteres Mal zu waschen). Ich würde wirklich gerne nochmal dort hin fliegen, aber wie soll ich mich in diesem Land gefahrlos und ohne schlechtes Gewissen ernähren? Ich kann ja nicht 2x täglich Fish & Chips essen!!! Wenn ich ganz ehrlich bin, macht mir diese ständige Hunger bzw. das Gefühl der Hypoglykämie auch ein wenig Sorgen. Es ist nicht nur sehr einschränkend im Alltag, besonders wenn man die ganzen Regeln beachten muss, sondern ich frage mich auch, ob das normal ist, oder ob es u.U. auf einen Gestationsdiabetes hindeuten kann. Ich habe allerdings sonst keine Risiko-Faktoren, bin mit einem BMI von 17,8 (vor der Schwangerschaft) eher leicht untergewichtig und habe zumindest laut Kleidungspassform bisher kaum zugenommen in der Schwangerschaft (aktuell SSW 12). Halten Sie es für normal, dass ich quasi ununterbrochen am essen bin und meinen ganzen Tag danach ausrichte? Bitte entschuldigen Sie diesen Roman - es ist mir wirklich sehr peinlich, dass ich sie nun schon zum 3. Mal zu Rate ziehen muss. Ich bin Ihnen wirklich unendlich dankbar für Ihre Hilfe und kann Ihnen nicht oft genug sagen, wie sehr ich Ihren Rat schätze. Zumal ich (als ehemalige Kollegin) ja auch noch weiß, wieviel man als Arzt eigentlich sonst so zu tun hat. Ich hoffe also, Sie verzeihen mir meine Unsicherheit - Sie können sich jedenfalls meiner aufrichtigen Bewunderung für Ihre Geduld und Expertise und meiner ewigen Dankbarkeit gewiss sein! Ich werde mich bemühen, im weiteren Verlauf nur noch stille Mitleserin Ihres Forums zu bleiben. Bleiben Sie auf jeden Fall so wie Sie sind! Herzlichen Dank nochmal and beste Grüße.
von Razorbill am 06.03.2018, 09:11