Frage: Bleileitungen am Arbeitsplatz

Sehr geehrter Hr. Dr. Costa, vor ein paar Tagen haben alle Mitarbeiter meines Arbeitgebers eine E-Mail erhalten, in der informiert wird, dass im Rahmen der Trinkwasserprobenahme ein hoher Bleiwert festgestellt wurde. Ich bin leidenschaftliche Teetrinkerin und habe mir auf der Arbeit ca. 2 Liter Tee täglich aus dem Leitungswasser zubereitet und getrunken. Habe ich damit in meinen beiden Schwangerschaften meinen Kinder geschadet. Wie schätzen Sie dies ein? Lagert sich Blei dauerhaft im Körper ab, wenn man dieses trinkt? Ich mache mir wirklich große Sorgen und bin ziemlich sauer auf meinen Arbeitgeber, weshalb erst jetzt bekannt wird, dass im Gebäude Bleirohre liegen, obwohl doch Blei schon jahrzehntelang nicht mehr verbaut wird... Herzlichen Dank Ihnen vorab für Ihre Einschätzung. Viele Grüße Sina

von Sina80 am 21.05.2019, 14:19



Antwort auf: Bleileitungen am Arbeitsplatz

Blei in den (alten) Wasserleitungen ist schon gefährlich, weil es schon in sehr geringer Dosis wirkt. Schäden stellen sich langsam ein, bei Ungeborenen und Säuglingen sind die Folgen schwerwiegender als bei Erwachsenen. Schwangere und Babys sollten daher auch vor kleinen Mengen Blei geschützt werden und kein Trinkwasser trinken, das durch Bleileitungen geflossen ist. Allerdings sind die Erkenntnisse über die Schädlichkeit von Blei erst in den letzten Jahren gewonnen worden. Das hat dazu geführt, dass die Grenzwerte immer weiter abgesenkt wurden. Man kann davon ausgehen, dass es hilfreich ist, wenn man das Leitungswasser erst einmal eine Weile laufen lässt, weil die Bleimenge im abgestandenen Wasser höher ist. Nicht "stundenlang" sondern nur ein Paar Sekunden ist auch schon etwas... Ein Schaden ist nicht automatisch. Eine klarere Aussage kann ich natürlich so, ohne viele anderen Informationen nicht leisten. Wenn Ihre Kinder sich normal entwickeln, ist das ein guter Hinweis darauf, dass keine Schäden gesetzt worden sind. Ich gehe davon aus, dass Sie nun dieses Wasser nicht mehr trinken. Auch, dass die Wasserleitungen so bald wie möglich ausgetauscht werden. Es ist jedenfalls gut, dass das Wasser überhaupt untersucht worden ist.

von Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa am 24.05.2019