Kleinkind, Milcheiweißallergie, Untergewicht und Essensverweigerung

Prof. Dr. med. Michael Radke Frage an Prof. Dr. med. Michael Radke Kindergastroenterologe an der Universitätskinderklinik Rostock

Frage: Kleinkind, Milcheiweißallergie, Untergewicht und Essensverweigerung

Sehr geehrter Prof. Dr. Radke, meine Tochter ist 17 Monate alt und hat extremes Untergewicht. Sie wiegt 7,1 kg und ist 72 cm groß. (Spontan reif geboren am ET +10, Geburtsgewicht 3.355 gr) Bis 5 Monate wurde sie voll gestillt, dann hat sie auch eigenes Interesse hin Fingerfood bekommen. Ab ca. 6 Monate haben wir BLW praktiziert aber auch immer wieder Brei angeboten. Bis 14 Monate wurde sie zudem gestillt. Mit 4 Monaten hat ihre Gewichtskurve einen Knick gemacht, im Verlauf dann auch die Wachstumskurve. Wachstumshormon ist endokrinologisch abgeklärt am unteren Rand von “OK”. Zöliakie und Mukoviszidose wurden ausgeschlossen. Verdachtsdiagnose durch Auslassdiät ist Milcheiweißallergie, da sie einmalig nach Weglassen “gut” zugenommen hat (600 gr in 6 Wochen). Allerdings habe ich dann aufgrund erneuter Schwangerschaft abgestillt, seitdem hat sich trotz Kuhmilchverzicht die Zunahme wieder verlangsamt (300 gr in den folgenden 8 Wochen). Nun hatte sie seit 1 Woche unklare Fieberschübe und verweigert seitdem das Essen fast völlig, hat somit direkt wieder 200gr verliren in einer Woche. Zu ihrem Essverhalten: Sie isst gerne und eigentlich immer Obst (Beeren, Trauben, Apfel, Clementine, selten Banane, unterwegs auch mal Fruchtquetschie), auch gerne Fleisch, wenn sie gut drauf ist, isst sie auch Nudeln und Kartoffeln, seltener Brot mit Aufstrich (nur Avocado oder veg. Curryaufstrich) unterwegs auch mal ein Brötchen oder Laugenbrezel. Süßes isst sie auch gerne (Gummibärchen, Wassereis, vegane Schokolade) was ich ihr natürlich auch erlaube à lá “jede Kalorie ist eine gute Kalorie”. Morgens bekommt sie Getreidebrei mit Sojamilch angerührt, isst aber auch nur homöopatische Mengen. Kuhmilch bzw. Milchprodukte verweigert sie komplett, ebenso Sojagurt u.ä. (biete ich immer mal wieder an). Flasche hat sie noch nie genommen, außer mit Wasser. Trinken tut sie Wasser oder Fruchtsaft, manchmal Tee, sehr selten etwas Sojamilch (nur mit Tricks wie z.B. besonderes Trinkgefäß.) Mir ist aufgefallen, dass sie bei alldem VIEL zu wenig Fette zu sich nimmt. Alles was ich mit Leinöl anreichere verweigert sie aber komplett, ebenso wie Mandelmuß und Co.. Nur Avocade geht manchmal. Wir essen zusammen am Tisch, morgens mit Bruder und mir, mittags warm nur wir beide, abends warm die ganze Familie. Zwischenmahlzeiten gibt es auch am Tisch oder auf dem Spielplatz, manchmal unterwegs im Buggy oder Auto. Vor den Hauptmahlzeiten singen wir und zünden eine Kerze an. Manchmal isst sie nur wenn sie gefüttert wird, manchmal will sie partout alleine Essen. Wir lassen sie dann natürlich. Lange war ich im Vertrauen, dass sie sich schon nehmen wird was sie braucht aber nun isst sie seit 1 Woche praktisch nichts und ich bin am Ende mit meinem Latein und mache mir furchbare Sorgen. Ab 1.11. soll sie in die Kita gehen und ich wollte sie bis dahin auf 8kg. haben. Stattdessen ist sie nun wieder auf 7,1 gefallen. Bei alldem ist sie sonst körperlich und geistig sehr gut drauf und wahnsinnig mobil. Sie lief mit 10 Monaten frei, spricht bereits erste 2-Wort-Sätze, ist wahnsinnig verständig und sozial gut entwickelt. Vom Charakter her ist sie sehr ausgeglichen (gerade scheint allerdings die Autonomiephasezu beginnen), willensstark und spielt auch viel für sich. Haben sie vielleicht noch eine Idee was wir ändern könnten? Wie kann ich ihr Essen fettreicher gestalten? Könnte hinter dem Mangelgewicht noch eine andere Diagnose stecken? (Sind bereits in Behandlung in der Kinderklinik Gastrologie und Endokrinologie). Vielen Dank für Ihre Mühe und herzliche Grüße, Marika K.

von Marnac am 23.10.2017, 13:16



Antwort auf: Kleinkind, Milcheiweißallergie, Untergewicht und Essensverweigerung

Ihre Frage ist aus der Ferne nicht zufriedenstellend zu beantworten. Sie sind ja bereits in fachkundigen Händen. Ihr Kind ist sehr agil, hat sich im Säuglingsalter normal, vor allem motorisch sehr gut entwickelt. Das spricht á priori gegen eine Krankheit. Nicht selten sprechen solche Verläufe für sog. konstitutionelle Entwicklungsverzögerungen. Fragen Sie also Ihre Eltern und Schwiegereltern, wie Sie (plus Vater) selbst als Kleinkinder gewesen bzw. wie Sie gediehen sind. Sprechen Sie das auch bei Ihren behandelnden Ärzten an.

von Prof. Dr. med. Michael Radke am 24.10.2017



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