Sehr geehrter Dr. Posth,
mit Beginn des 2. LJ soll man ja beginnen erste Regeln einzuführen. Können Sie bitte einmal ganz konkrete Beispiele dafür nennen? Bis jetzt darf unser Kind so ziemlich alles. Sie ist sehr temperamentvoll. Wenn wir Eltern eine geliebte Aktivität beenden (zum Beispiel baden, hochheben zum Fenster gucken, schaukeln...) flippt sie regelrecht aus, so dass wir sie ganz schnell zurück setzen, da hilft auch wenig ablenken mit anderen Dingen. Sollen wir da konsequenter sein? Wenn sie sich wütend auf den Boden schmeißt oder steif macht darf man aber trotzdem trösten und einfühlsam sein, richtig?
Ihre Arbeit hier im Forum ist wirklich ein Segen! Hoffentlich machen Sie noch ganz lange weiter!
Mit besten Grüßen
von
kleinsteff
am 28.11.2011, 10:47
Antwort auf:
Wie kann ich am Besten Regeln einführen?
Hallo, es gibt sicherlich schon jetzt auch bei Ihnen verschiedene Regeln im Umgang miteinander und vor allem auch im Umgang mit Ihrer Tochter, die Sie als Regeln gar nicht mehr wahrnehmen. Das fängt damit an, wann gegessen wird, wie Ihre Tochter gefüttert wird, ob sie danach den Mund abgewischt bekommt oder gleich aus dem Hochstühlchen gehoben wird usw. Beim Wickeln, beim Schlafen legen, wenn jemand zu Besuch kommt, was ausgeräumt werden darf im Regal und was nicht, dass das Spielzeug wieder zurückgeräumt wird und und und, alles das sind Regeln. Und dann kommen einige besondere Regeln dazu, die von Familie zu Familie anders gehandhabt werden.
Nun befindet sich Ihre Tochter im Trotzalter und trotzt offensichtlich auch kräftig. Denn die ihre gesetzten Regeln passen nicht immer zu ihrem Bedürfnis. Wird ihr Selbstbestimmungsanspruch jetzt durch eine Entscheidung von Ihnen ausgehebelt, erfolgt der Trotzanfall. Das ist völlig normal (s. "Trotz" im gezielten Suchlauf). In solchen Momenten müssen Sie als Eltern blitzschnell entscheiden, ob das angestrebte Ergebnis des Verbots oder der beendeten Handlung den Trotzanfall wert ist, den Sie dann ertragen müssen, oder eben nicht. Und dann machen Sie den Rückzieher und das Kind ist zufrieden.
Da es viele vorhersehbare Konflikte gibt, kann man ich auch für den einen oder anderen Fall Trotzvermeidungsstrategien ausdenken. Wenn es aber unvermeidbar ist, was man durchsetzen möchte, dann muss man auch konsequent bleiben und nach "dem Anfall" sein Kind mit erklärenden Worten beschwichtigen und trösten. Das Kind muss nur wissen, dass ihm immer der gebührende Respekt sicher ist. Dann lernt es auch Verbote zu akzeptieren. Viele Grüße und danke für Ihr Lob
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 02.12.2011