Frage: Verhaltensweisen meines Sohnes

Sehr geehrter Hr. Dr. Posth, mein Sohn(30M) provoziert enorm. Er macht bewusst Dinge, die er nicht darf. Habe ich das untersagt (z.B. ihm den Gegenstand aus der Hand genommen), sucht er sich sofort das nächste und sagt „guck mal Mama“ und lacht dabei. Ist das noch im Normbereich? Ich mache mir deshalb Sorgen, da er vor einem 0,5 Jahr im KH traumatisiert wurde. Abrupte Trennung von mir ohne Vorbereitung anschl. OP. Er hat diese KH-Szenen oft mit K-Tieren (Festhalten, Spritze, Mama weg) gespielt bzw. macht es zeitweise immer noch. Sagt seitdem, dass er nicht mehr wütend wird. Bei Frustration schlägt er jetzt seine Handpuppe, diese muss dann weinen. Was kann ich für meinen Sohn tun? Bis auf die KH-Situation, forumsgerechte Erziehung, LL durch Oma und Vater, aber seit KH eher schleppend. Herzlichen Dank für Ihre tolle Arbeit! BG, Simone

von Son18 am 01.09.2014, 08:11



Antwort auf: Verhaltensweisen meines Sohnes

Liebe Simone, solche harten Trennungserlebnisse im Krankenhaus verbunden, mit den vielen unangenehmen Maßnahmen, die dann dort mit dem Kind vorgenommen werden, erlebt das Kind als extreme Ohnmacht. Sie als seine Mutter und primäre Bezugsperson konnten ihm aber nicht helfen, was er natürlich nicht verstehen konnte. Da Nachspielen der Situation wie auch die Aggression auf das Übergangsobjekt spielgen genau das wider, was ich erklärt habe. Das ist natürlich auch ein Versuch der Bewältigung, aber ein unvollkommener, denn produziert nur die angestauten Gefühle, die "Erlösung" kann er sich aber nicht verschaffen. Immerhin bleibt das Trauma so in seinem Gedächtnis und wird nicht verdrängt oder abgespalten. Die Wut aber, die er eigentlich nicht mehr haben möchte, richtet sich aber gegen Sie, die Mutter, weil Sie ihn in seinen Augen verlassen haben. Eigentlich sollte er das betrauern, aber dabei müssen Sie ihm helfen. Vorerst lebt er seine Wut gegen Sie in Provokationen aus, weil diese ihm auch verlorenen gegangene Macht zurückgeben (wenigstens illusionär). Am besten, Sie sprechen mit ihm über die Krankenhaussituation und erklären in ganz einfachen Worten (wie gut spricht er denn schon?), warum es nicht anders ging. Dann betonen sie einfach, dass das für ihn wie für Sie sehr traurig gewesen sei, dass es aber wichtig für seine Gesundheit gewesen ist. Mehr können Sie ihm noch nicht erklären. Und richtig traurig sein geht sicher auch noch nicht, aber Sie können ihn fragen, ob er geweint hat. Sagen Sie ihm dass das richtig gewesen ist, weil er nämlich traurig war. Sie müssen das "Gespräch" sicher öfter mit ihm führen. Und schreiben Sie einmal, was das gebracht hat. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 03.09.2014