Frage: Sehausfall durch Trauma

Sehr geehrter Dr. Posth, Nachdem gerade ihr Bruder in der gleichen Gruppe eingewoehnt wird, berichtet Tochter (fast 6) von eigener Kindergarten-Eingewoehnung vor 2 Jahren, es sei sehr schwierig gewesen. Komisch: Sie wisse nicht warum damals im Kindergarten immer das Licht ausgemacht wurde. Sie hätte nie was sehen können. Wie ist sowas möglich? Ihre Eingewöhnung war sehr zäh, bin einen Monat lang vor der Tür im Kindergarten gewesen. Mir fiel auch auf, dass sie teilweise wie abwesend wirkte, sich wie in Trance befand, nicht ansprechbar. Lässt sich eine derartige Reaktion mit Dissoziation beschreiben? Hat sie ein Trauma erlitten? Vielen Dank für Ihre Antwort!

von coasterin am 01.09.2014, 09:27



Antwort auf: Sehausfall durch Trauma

Hallo, eine Dissoziation würde bedeuten, dass für die Zeit des hohen Stresses ein Gedächtnisausfall aufgetreten ist. Das eigentlich Trauma wird abgespalten und nicht mehr den Gefühlen zugeordnet, die weiter bestehen bleiben. Das aber trifft auf Ihre Tochter nicht zu, da sie sich ja genau an die Erlebnisse bei der Eingewöhnung im Ki-ga erinnern kann. Was jedoch zutreffen könnte, wäre ein Form der Konversationsstörung mit einem sensoriellen Ausfall bezogen auf die Sehfunktion. Also so eine Art psychogenen Blindheit, die es in großen Stresssituationen tatsächlich gibt. Natürlich handelt es sich nur um eine massive Wahrnehmungstörung, denn in Wahrheit war die Sehfunktion ja unbeinträchtigt. Zu Hause konnte Ihre Tochter sicher wieder richtig sehen, und damals im Ki-ga ist sie sicher auch nicht überall gegen gerannt. Was heißt denn "ist ihre Eingewöhnung ist schwierig gewesen"? Denn für eine solche psychogenen Reaktion muss schon viel geschehen sein. Sie können mir ja gerne noch einmal schreiben. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 05.09.2014