Sg. Herr Dr.!
Unser Sohn wird im Mai 4 Jahre und fordert uns derzeit sehr stark. Er ist ein ruhiges, gelassenes Kind. Seit einigen Monaten ist es jedoch kaum möglich ihn zu bitten, dies oder jenes zu unterlassen (oft aus Gefahr, oft einfach weil es Dreck, Unangenehm etc. ist - beispielsweise bei der Autofahrt die Füsse nicht auf die Lehne zu tun, weil sonst alles dreckig wird etc.). Das Androhen von Konsequenzen, das mehrmalige Ermahnen bis zum Schimpfen juckt ihn rein gar nicht. Konsequenzen auch wenn sie für Ihn noch so unangenehm sind (sein Freund darf nicht kommen, Fernsehverbot an diesem Tag etc.) kalkuliert er gerne ein. Belastend ist auch, dass er sich dann oft überhaupt nicht mehr beruhigt, wenn er seinen Willen nicht durchgesetzt hat und er oft trotz aller Tröstversuche, Kompromissen, Erklärungen locker 1h durch weinen kann und sich einfach nicht beruhigt. Einzig Deeskalieren in Form von kurzer Auszeit im Bad hilft kurz.
Wie sollen wir uns verhalten
Danke
Lynnemel
Mitglied inaktiv - 26.04.2010, 11:20
Antwort auf:
Regelkonzept - Konsequenzen
Hallo, das Pr0blem scheint in zwei Dingen zu bestehen. Erstens braucht Ihr Sohn noch die aggressiv-provokanten Verhaltensweisen, um sich selbst aufzuwerten. Offenbar bekommt er auf die gewöhnliche Weise nicht genug Anerkennung. Zweitens strafen Sie mit unzusammenhängenden und für Ihren Sohn abstrakten Verboten, so dass sich bei keine einsicht einstellen kann.
Das erste Problem hat mit der Entwicklung des Selbstbewusstseins zu tun. Im gezieltenSuchlauf gibt es zu diesem Stichwort zahlreiche Antworten, die Sie sich bitte durchlesen. Sie können ja dann gerne weiter fragen.
Das Strafen unterminiert das schwache Selbstbewusstsein eines Kindes noch weiter und verstärkt dasjenige an Verhaltensweisen, was es eigentlich abstellen möchte. Wenn ein Strafe, dann muss sie sich sinnvoll aus dem Zusammenhang ergeben. Und sie darf ein Kind nie heruntermachen. In dieser Hinsicht gibt es dann auch sehr sinnvolle Konsequenzen, z.B. im Auto Ausziehen der Schuhe, wenn die Lehnen schmutzig getreten werden. Bevor die Schuhe aus sind, wird nicht losgefahren usw.
Für das schwache Selbstbewusstsein spricht, dass Ihr Sohn stark gekränkt ist, wenn Sie ihn kritisieren oder strafen, und er dann lange braucht, um sich innerlich wieder aufzubauen. Der Wille ist anders als er erscheint eher schwach und noch von starkem Drang gekennzeichnet. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 29.04.2010