Sehr geehrter Herr Posth!
Ich hatte eine komplikationsreiche Schwangerschaft und Geburt. (Blasenriss in der 20.SSW, 5 Wochen liegen, 15Wochen insgesamt Bettruhe - Geburt KS wg BEL, hat 2 Std gedauert, Apgar 5/7/7, 2 Herzstillstände, 2 Tage ITS) Nun ist sie 20Mon alt. Ihre Entwicklung verlief langsam, aber konstant und zeitgerecht. Nur traut sie sich nicht zu laufen. Mit 18 Monaten hat sie mal ein paar Schritte gewagt, wo wir dachten, jetzt geht es los.
Sie ist im sehr ängstlich, total auf mich fixiert. Wenn Gleichaltrige mit ihr spielen möchten,krallt sie sich an mich und möchte nur bei mir bleiben.
Zu Erwachsenen ist sie auch sehr zurückhaltend und mag nicht angefasst werden. Ihr KiA konnte sie bisher auch nicht ohne weinen untersuchen.Kann die SS die Ursache sein, dass sie sich nicht von mir lösen kann? Und warum läuft sie nicht, obwohl sie es könnte? Sprachlich ist sie auch noch nicht weit, spricht gerade mal 10 Wörter sprechen
VG Maja G.
Mitglied inaktiv - 13.04.2009, 17:08
Antwort auf:
Loslösung und Entwicklung (20Monate)
Liebe Maja, die Startbedingungen waren für Ihre Tochter leider nicht gut. Neben dem köperlichen Stress hat es auch gleich zu Beginn eine längere Trennung von der Mutter gegeben. Die wird zwar faktisch nicht erinnert, aber die Gefühle, die dabei vorgeherrscht haben, sind im emotionalen Gedächtnis verankert.
Folglich müssen Sie in der Entwicklung vorläufig immer zwei Dinge auseinanderhalten: zum einen die körperliche, im Wesentlichen statomotorische Entwicklung und Sprache!. Zum anderen die emotionale und psychosoziale Entwicklung. Die statomotische Entwicklung verläuft erfahrungsgemäß bei Kindern mit großen Startschwierigkeiten etwas verlangsamt. Der KiA/KiÄ, am besten mit neuropädiatrischen Vorkenntnissen, sollte die einzelnen Entwicklungsschritte unter neurophysiologischen Gesichtspunkten überwachen, um rechtzeitig eingreifen zu können, falls es nötig erscheint. Eingreifen heißt zunächst immer mit KG auf neurophysiologischer Basis. Ist weiteres nötig, muss auch daran gearbeitet werden.
Die emotionale Entwicklung entspricht der von normalen Kindern aber mit der Vorgabe eines "schwierigen Temperaments". Anders ausgedrückt: solche Kinder sind sehr viel verletzlicher (vulnerabler) als komplikationsfrei geborene. Man sollte dem von Anfang an Rechnung tragen. Um Ihnen weiter helfen zu können, brauchte ich also sehr viel mehr Information über das, was bisher zwischen Ihnen und Ihrer Tochter geschehen ist. Als Leitschnur gilt in jedem Fall das, was in meinem Buch steht, denn da werden alle nötigen Aspeckte zur emotionalen Entwicklung im frühen Kindesalter abgehandelt. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 15.04.2009