Sehr geehrter Hr. Dr. Posth,
mein Sohn (20Monate, forumgemäß erzogen) war immer sehr mama fixiert.Er wurde 6 Monate voll gestillt und dann Einführung Beikost, was sehr gut funktioniert hat. Einschlafstillen wurde als Ritual beibehalten.Seit ca. 2 Monaten merke ich, dass die Loslösung sehr schnell voran geht.Plötzlich muss alles Papa machen (wickeln, füttern und sogar trosten).Am Anfang war ich froh,dass nun auch mal Papa gefordert wird. Doch mittlerweile genießt er die Nähe zum Papa so sehr, dass er mich manchmal weg schickt. Ist das normal?Auch wenn Oma oderdie Patentante da sind, bin ich fast "Luft" für ihn. Ist das so, weil er so sicher an mich gebunden ist oder muss ich mir Sorgen machen wegen unserer Bidung?
Sie schreiben auch oft, dass man das Einschlafstillen bis gut ins 2. Lebensjahr beibehalten kann. Ich denke,es wird schwirig werden, irgendwann damit aufzuhören ohne dass das vom Kind ausgeht. Kann man es nicht dem Kind überlassen, wann damit Schluß ist?
von
Pumsi1980
am 24.09.2012, 07:52
Antwort auf:
Loslösung Sohn 20 Monate
Hallo, Sie sind keinesfalls plötzlich wirklich "Luft für Ihren Sohn", wenn der Vater da ist. Nur nimmt Ihr Mann im Moment ein Funktion für seinen Sohn ein, die Sie im 1. Lebensjahr innehatten. Sie sind jetzt fest im Gehirn Ihres Sohn als primäre Bezugsperson verankert und er kann es sich leisten, auch einmal auf Sie zu verzichten. Da das seiner Selbstentwicklung dient und die steht oben an, nutzt er das auch "vergnüglich" aus. So wie Väter im 1 Jahr nicht gekränkt sein dürfen, wenn der Säugling sie plötzlich anfremdelt, dürfen es Mütter im 2. lebensjahr nicht sein, wenn das Kind sie plötzlich aus dem Zimmer schickt. Es geht ja nicht um die Entwicklung der Bindungs- und Bezugspersonen, es geht in der Natur um die Entwicklung des Kindes zur Selbstständigkeit und Autonomie. Denn die braucht das Kind für die Bewältigung seines Lebens. Das ist die Kernaussage der "erweiterten Bindungstheorie".
Wie das mit freiwilligen Abstillen ist, da bin ich etwas vorsichtig in meinen Aussagen geworden. Denn es gibt eine Fraktion von Frauen, die vehement vertreten, jedes Abstillen muss vom Kind ausgehen, und es gibt offenbar unendlich viele Frauen, die das lieber selbst bestimmen möchten. Da es sich hier anders als bei der Selbstständigkeit nicht um einen unverzichtbaren Bestandteil der Lebensführung handelt und Stillen ohnehin irgendwann beendet werden muss, müssen kindliches Interesse und berechtigeter mütterlicher Wunsch gut aufeinander abgestimmt werden. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 26.09.2012