Hallo Prof. Posth,
meine Tochter ist 2J,3M und ein aufgewecktes, fröhliches Kind. Hauptbetreuung nur von Mama und Papa, schläft im Familienbett. Zu den Großeltern täglich guten Kontakt. Sobald sie aber von jemanden angesprochen wird, den sie kaum oder gar nicht kennt, versteckt sie sich hinter mir, reagiert nicht auf Zusprache und schreit teilweise richtig angstvoll. Wir sind oft unterwegs, einkaufen, Arztbesuche und unter Leuten eben, einmal die Woche Spielegruppe, da ist ihr Verhalten nicht so ausgeprägt .
Wie sollen wir reagieren? Normales Verhalten?
Danke für Ihre Einschätzung.
von
-kili-81
am 25.06.2012, 10:55
Antwort auf:
Kind sehr schüchtern
Hallo, es wird in der Entwicklungspsychologie darüber diskutiert, inwieweit Schüchternheit oder soziale Ängstlichkeit ein angeborenes Phänomen ist oder das Ergebnis von frühen Sozialisationsvorgängen. Ich neige zu der Ansicht, dass immer eine Mischung aus beidem eine Rolle spielt, dass es aber Charaktereigenschaften gibt, die letztendlich Schüchternheit hervorrufen können (z.B. Defensivität und Introvertiertheit). Schließlich ist es eine Frage von Erlebnissen und Erfahrungen, was aus der Veranlagung wird. Verstärkte Angst baut der Schüchterheit vor.
Kinder, die sich so verhalten wie Ihre Tochter, gibt es viele. Wenn man als Eltern Verständnis dafür aufbringt und das Kind nun nicht zwingt, soziale Kontakte aufznehmen, die es nicht möchte, dann legt sich mit der Zeit der Vorbehalt. Personen, zu denen solche Kinder Vertrauen gewinnen konnten, unterliegen ohnehin nicht mehr so sehr diesem Vorbehalt. Das Kind ist stark darauf angewiesen, von seinen Eltern beschützt zu werden. Aber man darf nicht den Fehler machen, das Kind auch noch in seiner Angst zu bestärken (z.B. durch Drohungen, die aus erzieherischen Kalkül ausgepsprochen werden, oder indem man sich über das Kind lustig macht). Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 02.07.2012