Frage: Kann man ein Kind auch mal meckern lassen?

Sehr geehrter Dr. Posth, erstmal ein ganz großes Lob an ihr Forum! Mein Sohn (8 1/2M, Sectio, schreibaby,kiss), hat wohl das, was Sie als schwieriges Temperament bezeichnen. er ist äußert anstrengend, fordert unsere gesamte aufmerksamkeit. muss man nun schon beginnen ihm grenzen zu setzen, indem man ihn auch mal meckern (nicht schreien!!) lässt?(zb im laufstall, wenn man 2m entfernt sitzt) oder sollten wir auf alles sofort reagieren? nicht, dass er dann merkt, dass er nur meckern muss und sofort seinen willen bekommt?(das sollen die kleinen ja angeblich ab dem 6. monate merken?) Ich stille nachts noch und möchte nicht mehr, er kommt bis zu 20x i.d.nacht, ich kann nicht mehr! gibt es besonderheiten bei der brustentwöhnung i.d. nacht bei einem schwierigeren säugling wie unserem? essen tut er tagsüber gut. kann ich das einschlafstillen als ritual erstmal beibehalten? mein mann wollte die nächte übernehmen, ich auswärts schlafen. halten sie das für eine gute idee? Vielen Danke!

von Seerose89 am 22.08.2011, 12:35



Antwort auf: Kann man ein Kind auch mal meckern lassen?

Hallo, leider wird immer noch der Fehler begangen, dem Säugling geistig-logische Fähigkeiten zuzuschreiben, die er noch gar nicht leisten kann. Denn dafür benötigt man im Gehirn komplexe Netzwerkstrukturen, welche biographische Erinnerung, Emotion und Handlungsplanung im Willen zusammenschließen. Aber diese neuronalen Netzwerke gibt es erst im Laufe des 2. Lebensjahres. Deswegen versteht der Säugling nicht, dass "er seinen Willen bekommt", denn wie das Säättigen beim Hungergefühl oder die Schmerzbeseitigung empfindet der Säugling nur "rechtmäßige" Befriedigung. Und aus dieser heraus entsteht und speist sich die Bindung.Trotzdem darf ein Säugling auch einmal ein bisschen meckern, bevor man gleich zu ihm hin eilt und ihm Bedürfnisbefriedigung sichert. Im gezielten Suchlauf gibt es das Stichwort: "erste Erziehungsschritte". Brustentwöhnung in der Nacht ist ebenfalls ein umfangreiches Stichwort. Einschlafstillen kann auf jeden Fall erhalten bleiben. Dert Säugling sollte 9-10 Monate alt sein und tagsüber ausreichend gefüttert werden incl. Abendmahlzeit. Dass der Vater die Nächte übernimmt, ist für die Mutter entlastend. Aber er muss natürlich gleichermaßen geduldig sein wie die Mutter und von seinem Kind auch schon akzeptiert werden. Viele Grüße und danke für Ihr Lob

von Dr. med. Rüdiger Posth am 26.08.2011