Sehr geehrter Dr. Posth,
mein Sohn (3,5 Jahre) wurde im Sinne dieses Forums "erzogen": Elternbett, Tragling, nie weinen lassen. Vater+Oma waren/sind präsente LL-Vorbilder: Spiel, -pflege + Trost klapp(t)en prima. Dennoch ist er ein insgesamt sehr zurückhaltendes Kind, ängstlich, wenig offensiv,schnell weinerlich, Kita auch mit 3 total problematisch, Fremden gegenüber schüchtern, sehr auf mich fixiert. Das zeigte sich schon früh, hat sich zwar gebessert aber er ist im Vergleich zu allen anderen bekannten Kindern trotzdem "auffällig". Nach Lesen des Forums vermutete ich schon eine Bindungsstörung als Ursache, aber woher soll diese kommen? Außer einer event. Überfürsorglichkeit kann ich mir wirklich keine Vorwürfe machen. Hab ICH ihn vielleicht zu sehr an mich gebunden?
Evt. noch erwähnenswert: 18 Monate (einschlaf)gestillt. Mit 1 Jahr Versuch der Kita-Eingewöhnung, war extrem schlimm, deshalb dann komplett abgebrochen.
Lieben Dank, D. Hubert
Mitglied inaktiv - 13.02.2012, 08:09
Antwort auf:
Ist das eine Bindungsstörung oder noch normal?
Hallo, neben der Bindungsstörung gibt es meiner Darstellung nach auch die erschwerte Loslösung (s, gezielter Suchlauf). Es kann also trotz eines einsatzbereiten Vaters so sein, dass ein Kind nur schwer aus der primären Bindung herauskommt. Wichtige Störfaktoren wären tatsächlich ein überfürsörgliches und damit auch rückbindendes Verhalten der Mutter. Aber z.B. eine fehlgeschlagene frühe Fremdbetreuung kann Kinder in die Regression (ebenf. gezielter Suchlauf) und damit die Loslösung vereiteln. Es ist ja in der Abfolge auch so, dass erst die Loslösung gut gelungen sein muss, damit die Fremdbetreuung gefhalos für das Kind ist. Das mit 1 Jahr, wie Sie jetzt wissen, mitnichten der Fall. Zu all dem kommt dann eine defensive Veranlagung des Kindes und der Rückzug ist vorprogrammiert.
Trotzdem wird Ihnen nichts anderes übrig bleiben, als Ihren Sohn langsam und mit notwendiger elterlicher Begleitung in die Gruppe der Altersgleichen einzuführen, denn er muss ja wieder selbstständig werden. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 15.02.2012