Frage: ich hasse meinen Sohn

Hallo Dr. Posth! ICh bin kurz davor aufzugeben. Mein Junge treibt mich in den Wahnsinn. Er ist jetzt 3,5 J alt und ich drehe durch mit ihm. Das Schlimme ist, das er einerseits sehr an mir hängt, andererseits mich fertig macht wo er nur kann. Er gehorcht nicht und baut nur Mist. Außerdem mache ich ihm nur Vorwürfe wie blöd er ist, weil er nicht alleine kann. Nicht mal Essen geht wenigstens einmal ohne Rumsauen aus. Zusätzlich erinnert er mich immer mehr an seinen Vater, er entwickelt genau die gleichen schlechten Eigenschaften. Und da sich sein Vater nicht kümmert und wir eine schlechte Ehe führen, vergleiche ich ihn immer mehr und fange an ihn zu hassen. Es gibt zwar auch schöne Momente aber die sind sehr selten. Den ganzen Tag herrscht nur Schreierei. Meine Nerven liegen blank. Dadurch bevorzuge ich seinen kl. Bruder, was die Sache nicht einfacher macht. ABer ich kann einfach nicht mehr, einer von beiden muß bald hier mal weg- entweder ich oder der Junge. So geht´s nicht mehr...

Mitglied inaktiv - 13.03.2006, 13:14



Antwort auf: ich hasse meinen Sohn

Hallo, was möchten Sie mit Ihrem Schreiben an mich sagen? Wie kann ich Ihnen helfen? Verständlich sind Ihre Gefühle für jeden, der weiß, wie anstrengend Kinder sein könne, und wie sehr sie einen an die eigenen Grenzen führen. Aber diese Erkenntnis ist zugleich der Einstieg in die innere Umkehrung. Denn wenn Sie spüren, daß Sie sich über Ihren Sohn aufregen, weil er Eigenschaften seines Vaters an den Tag legt, die Sie ablehnen, dann eröffnet sich Ihnen auch die Chance zur Erkenntnis, daß ihr Sohn für Sie nur der Prellbock ist für eine Wut, die einem Anderen, aber Stärkeren! gilt. Diese Ungerechtigkeit, die auf diese Art vielen Kindern widerfährt, ist die Keimzelle für die Gewalt, die Kindern von eigenen Eltern oft angetan wird. Im kindlichen Verhalten, das man unbewußt damit ja selbst erzeugt, spiegelt sich automatisch etwas, das man an sich selbst, vielleicht an seinen eigene Eltern oder an seinem Partner nicht wahrhaben möchte oder offenkundig ablehnt. Das Kind, als der Schwächste in der Kette, wird damit zur Projektionsfläche seiner eigenen Unfähigkeit, mit den persönlichen Lebensumständen zurecht zu kommen. Aber weil man sich nicht getraut, in die offene Auseinandersetzung mit seinen persönlichen Widersachern einzutreten, benutzt man die Kinder in ihrer Abhängigkeit, den eigenen Frust auszutragen. In dieser Rolle fühlt sich ein Kind niemals wohl, und folgerichtig fängst es an zu rebellieren. Damit erfüllt es aber unglücklicherweise alle die ihm gemachten Unterstellungen und liefert einem selbst auch noch die Begründung für die falsch adressierte Wut. Wie kann ein Kind aus dieser Falle entkommen? Stemmen Sie sich dort gegen, wo Ihre wahren Widerstände zu suchen sind, und lernen Sie zu verstehen, daß Ihre Kinder daran unschuldig sind und eigentlich nur Ihre Verbündeten, die sie lieben und die Sie brauchen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 17.03.2006



Antwort auf: ich hasse meinen Sohn

Korr. Ihre Verbündeten, die Sie lieben ...

von Dr. med. Rüdiger Posth am 17.03.2006