Frage: Gewaltphantasien bei Kind

S. geehrt. Dr. Posth, mein 5jähriger hat am Wochenende Gewaltphantasien gegen unsere gesamte Familie geäußert. Er sagte, Mama, ich bekomme so komische Gedanken, dann erzählte er es uns zögerl. u. war selbst s. erschrock. Wir waren sprachlos. Er war auch wie immer danach u. hat uns oft gesagt, wie sehr lieb er uns hat. Wir schauen kein TV, schauen die üblichen Kinderbücher an. Im Kiga spielen sie oft erschießen u.ä., das beschäftigt ihn sehr, da er sich da nicht wohlfühlt. Vor einigen Monaten haben wir ein großes, behindertes Kind gesehen, dass ebenfalls schießen gespielt hat, auf eine sehr aggr. Weise (nichts gegen dieses Kind!). Da hatte unser Kind sehr große Angst, trotz aller Erklärungen unsererseits. Unser Ki. war Schreibaby, im Si. d. Forums aufgewachsen, seit 2 Jahren kleiner Bruder da, den er von Anf. an sehr geliebt hat und der ihm sehr wichtig ist (auch umgekehrt, sie sind eine eingeschworene Gem.). Wir hoffen, sie können uns helfen, seine Gedanken zu verst. Danke u. vG, Cr

Mitglied inaktiv - 22.11.2010, 08:01



Antwort auf: Gewaltphantasien bei Kind

Stichwort: Gewaltfantasien Hallo, aus der Art der Gewaltvorstellungen ließe sich möglicherweise ableiten, womit Ihr Sohn ein spezielles Problem hat. Wenn es nur allgemeine Gewalt mit Tötungsfantasien ist, dann geht es ihm um die Bewältigung seiner Ängste, er können Sie verlieren. Dieses Szenario als die Schlimmste aller Vorstellungen kann er in sich selbst nur so auflösen, dass er der Verursacher wäre, dadurch aber gleichzeitig auch in der Lage sei, es zu verhindern. Die Verhinderung gebietet ihm einmal die Angst um sich selbst, wenn er Sie verlöre, und andererseits das in ihm anwachsende Gewissen, keine Schuld auf sich laden zu dürfen. Insofern denkt er also nur das zu Ende, was bei anderen Kindern gleich abgebrochen wird aus Angst oder Scham. Es ist ohne allzu genaue Kenntnis Ihres Sohnes unmöglich zu sagen, ob das irgendetwas zu bedeuten hat für seine Beziehung zu ihnen oder auch zu seinem Bruder, oder ob er nur "lauter" verarbeitet, was letztendlich alle Menschen zu verarbeiten haben. Eine Verbindung zum Schreibaby von damals würde ich so schnell nicht herstellen. Sprechen Sie öfter mit ihm darüber und lassen ihn dabei auch sein Gefühle zum Ausdruck bringen, die er dabei empfindet. Das sollte ihn im Normalfall entlasten. Sie können mir aber auch gerne wieder schreiben. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 22.11.2010