Frage: Fremdeln - EXTREM

Sehr geehrter Dr. Posth, ich weiß wirklich nicht mehr weiter. Unsere Tochter hat mit 3 Monaten angefangen zu fremdeln. Mittlerweile ist sie 14 Monate alt. Wir waren eigentlich immer viel mit ihr unterwegs gewesen. Mit 4 Monaten waren wir beim Babyschwimmen. Mit 6 Monaten in der Krabbelgruppe. Wir waren mindestens ein Mal in der Woche bei meinen Eltern und Schwiegereltern. Seit Februar 2013 bin ich JEDEN TAG bei meinen Eltern und meiner Schwester für mindestens 2 Stunden zu Besuch. Es ist überhaupt keine Besserung in Sicht. Sie lässt noch nicht mal zu, dass man sie mit einem Finger anfasst. Wie kann das sein? Sie sieht diese Menschen jeden Tag! Warum hat sie Angst vor ihnen? Was haben wir nur falsch gemacht? Es war eine Spontangeburt, sie wurde gestillt, sie war alles andere als ein Schreikind. Beziehung zu Papa ist bestens. Ich habe mit ihr auch gesprochen. Ihr gesagt, dass es so nicht weiter gehen kann. Bringt nichts :( Ich weiß nicht mehr weiter.... HILFE.....!!!!!!

von Valery am 10.06.2013, 07:24



Antwort auf: Fremdeln - EXTREM

Hallo, meine Beobachtung geht dahin, dass Säuglinge, die früh fremdeln, später überwiegend sehr sensible Kinder sind. Der frühe Fremdelzeitpunkt allein ist es allerdings nicht, sondern auch die Ängstlichkeit, die in diesem Fremdeln steckt. Also zunächst einmal wird das Eingehen der Bindung unter Beweis gestellt, aber dann kommt gleich ein weiterer Faktor hinzu, nämlich die Angst des Kindes, die fremde Person könnte sich zwischen Mutter und Kind schieben und die Bindung gefährden. Jede Gefährdung der Bindung erzeugt Angst. Daher ist es alles andere als ratsam, einen fremdelnden Säugling ständig neuen Situationen und noch unbekannten Menschen auszusetzen. Das verstärkt nur diese Angst. Vielmehr sollte man einen fremdelnden Säugling besonders schützen und nur mit Menschen zusammenbringen, die sein Vertrauen erworben haben. Macht man es anders, entsteht aus dem Fremdeln sehr leicht Fremdenangst. So scheint es auch mit Ihrer jetzt gut 1-jährigen Tochter geschehen zu sein. Darüber reden mit ihr geht nicht. Dazu versteht sie noch viel zu wenig von den Zusammenhängen der Wirklichkeit und begreift auch ihre Gefühle noch nicht. Sie können ihr jetzt nur so helfen, dass sie das Besuchsprogramm drastisch einschränken und ihre Tochter vorläufig nur mit Menschen in näheren Kontakt bringen, die sie wirklich kennt und vor denen sie sich nicht fürchtet. Und auch dabei sollten Sie immer vorsichtig vorgehen. sobald Sie Zeichen von Angst zeigt, sollten Sie bei Ihr sein und sie auf ihren sicheren Arm nehmen. Das sollte Sie so beibehalten, bis sie mit gut 1 1/2 Jahren durch die Wiederannährungskrise (s. gezielter Suchlauf) durch ist. Nur der Vater sollte sich als ebenfalls sichere Bindungsperson anbieten und damit die Loslösung in Gang setzen. An Ihrem Hals kleben bringt Ihre Tochter nicht weiter, aber wie gesagt jeder Kontakt mit einer noch unvertrauten Person muss vorsichtig angebahnt werden. Nichts darf erzwungen werden. Viele Grüße und melden Sie sich noch einmal, wenn es besser geworden ist.

von Dr. med. Rüdiger Posth am 11.06.2013



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