Frage: Ersatzbezugsperson

Sehr geehrter H. Dr. Posth, leider bin ich die einzige Bezugsperson unseres 12 Monate alten Sohnes (m.M.n. sicher geb., sensibel, impulsiv, bedürfnisstark), Papa ist zwar rel. häufig zu Hause, aber meist mit anderen Dingen beschäftigt. Unser Sohn wollte noch nie auf seinen Arm, wenn ich aus dem Zimmer gehe, krabbelt er hinter mir her u. wenn ich beide für einige Minuten allein lasse, sucht unser Sohn meist bald nach mir. Komme ich wieder, krabbelt er sofort zu mir und weicht nicht von meiner Seite. So war es leider schon immer, nicht erst jetzt in der Phase der Anhänglichkeit. Mein Mann meint, es sei besser, wenn ich beide allein lasse. Ich denke aber, unser Sohn gewinnt eher Vertrauen, wenn er keine Angst hat, d.h., wenn ich in seiner Nähe bin. Wie sollen wir uns am besten verhalten? Wann kann ich die beiden allein lassen? Sollte ich mich dann (so wie ich es jetzt immer mache) wegschleichen oder sagen "Mama kommt gleich wieder."? Herzlichen Dank für Ihre Hilfe u. Ihre tolle Arbeit!

von Zhara am 02.06.2014, 07:50



Antwort auf: Ersatzbezugsperson

Hallo, Ihr Sohn kommt jetzt langsam in die Loslösungsphase. Da geht es um die Bindung an den Vater oder ein ihn ersetzende Person. Aber das gelingt nur, wenn der Vater sich um sein Kind bemüht und ähnlich einfühlsam und zuwendungsaktiv verhält wie die Mutter. Solange das Kind nicht von sich aus zum Vater geht und bei ihm bleiben will, müssen beide Eltern erst einmal zusammen sein. Denn die Loslösung erzeugt Unsicherheit und Ängst beim Kind und führt am Anfang zu einer stärkeren Anhänglichkeit (wie Sie es ja auch an Ihrem Sohn feststellen). Also mit Alleinlassen beim Vater ist es noch zu früh. Aber das kommt. Wenn Sie den Raum verlassen, dann machen Sie es aber tatsächlich unauffällig, um nicht eine Trennungsangst zusätzlich hervorzurufen. Ritualisierte und klar abgesprochene Abschiede gelingen meist erst im 3.-4. Lebensjahr. viele Grüße und danke für Ihr Lob.

von Dr. med. Rüdiger Posth am 03.06.2014