Werter Hr. Dr.!
Bin treuer Leser ihres Forums und Ihres Buches und sie konnten uns bereits sehr weiterhelfen. Für unser Gefühl hat unser Sohn 7 Jahre sehr wenig Einsicht und Gefühl für Bedürfnisse anderer. Wir verbringen den Sonntag nachmittag den Großeltern. Es gibt Cafe und Kuchen. Mein Sohn weiß schon lange, dass mein Vater es nicht mag, wenn er so laut und fordernd hinter dem Tisch rauf und runter läuft. Er ist krank und lärmempfindlich. Wir sagen es ihm immer davor und drohen ihm auch immer konsequenzen an, wenn er sich nicht ein wenig ruhiger verhält, aber es hilft nichts. Meist muss dann mein Vater aufbrüllen, hilt nur kurz.
Kann auch nicht warten, bis alle zum Essen haben. Er muss es als erster haben und sofort und noch mehr. Es gibt nie ein genug und ein Stopp. Wie sollen wir uns verhalten, es belastet das Familienklima doch sehr stark? Zu Hause ist er ganz normal, aber sehr fordernd und kaum die Bedürfnisse der anderen erkennt, sondern nur sich sieht (Egoismus?).
Dank
GErhard
Mitglied inaktiv - 22.03.2010, 10:21
Antwort auf:
Empathie
Stichwort: Regelkonzept und Grenzsetzung
Hallo, Empathie und Altruismus sind zwei Seiten ein und derselben Medaille, aber eben zwei Seiten. Ihrem Sohn mangelt es wahrscheinlich mehr an Altruismus und Selbstbeherrschung (denn letztere ist Mitgestalter teilungsfreudiger Haltung) als an Empathie, und das lässt ihn immer wieder vergessen, wie er sich seinem alten und kranken Großvater gegenüber benehmen soll.
Damit er dann beim Besuch des Großvaters Ihre Botschaft versteht, sollten Sie mit ihm schon bei der Hinfahrt bestimmte Signale vereinbaren, auf die er zu reagieren hat. Auf der Welt verbreitet ist das Signal, den Zeigefinder senkrecht auf die Lippen zu legen, um Stille anzumahnen. Sie können sich aber ganz eigene Signale ausdenken, die dann zwischen Ihnen und Ihrem Sohn als Geheimsprache gilt. Das wird ihn motivieren mitzumachen. So können Sie alle nötigen Regeln "verschlüsseln". Reagiert Ihr Sohn nicht, handeln Sie mit ihm notwenige Folgen aus, bis hin nach Hause zu fahren und ihn in Zukunft erst einmal nicht mehr mitzunehmen. ein 7-jähriger kann z.B. solange zu Freunden gehen. Das Regelkonzept braucht sinnvolle und zuverlässige Konsequenzen, sonst wird es vom Kind leicht ausgehebelt. Viele Grüße und danke für Ihr Lob
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 24.03.2010