Sohn 2,5 J. sehr fordernd

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Sohn 2,5 J. sehr fordernd

Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, heute habe ich mal wieder Fragen an Sie (Sohn: 2,5 J.): Ich habe kaum mal Ruhe mich morgens 10 Min. im Bad fertigzumachen, da er ständig aus einem anderen Raum ruft und ich kommen soll. Ich biete ihm (auch im Vorfeld) schon an zu mir zu kommen und im Bad zu spielen und auch bleibe ich nicht die 10 Min am Stück im Bad, sondern unterbreche aufgrund seines Rufens eben einige Male. Ähnlich, wenn abends der Papa da ist und er mit ihm spielt, sage ich dass ich etwas am PC arbeiten muss. Er ruft bereits nach 5 Minuten von unten fordernd und weinerlich, ich solle runterkommen. Ich biete ihm erneut an, dass er zu mir hochkommen kann, aber das setzt er erst um, wenn er merkt, dass ich tatsächlich nicht komme. Ich kann/will einfach nicht jedes Mal springen, da ich dann zu nichts kommen würde, anderseits habe ich ein schlechtes Gewissen und bin unsicher, wenn ich nicht sofort auf sein Bedürfnis nach Nähe eingehe. Wie gesagt, ich biete an, dass er zu mir kommen kann. Auch äußere ich Verständnis für seinen Wunsch. Erklärungen, dass ich auch mal etwas erledigen muss und Papa mit ihm spielt, bringen da nichts. Auch, dass ich mal 5 Minuten in Ruhe zu Ende esse ist kaum drin, wenn er schon wieder spielen will.

von pacificocean am 14.02.2019, 13:08



Antwort auf: Sohn 2,5 J. sehr fordernd

Hallo, wie gerne würden wir Eltern unsere Kinder glücklich, zufrieden aber auch autonom und stark machen und am besten noch, ohne Differenzen. Aber immer (!) wenn verschiedene Menschen beieinander sind, gibt es unterschiedliche Bedürfnisse und Wichtigkeiten. Also wie können Kinder lernen, dass andere andere Bedürfnisse haben, ohne sich dadurch zurückgesetzt oder unwichtig zu fühlen? Ich glaube dadurch, dass sie die Differenz erfahren, ohne dass die Bezugsperson sich deshalb zurückzieht oder ärgerlich wird ("liebevolle Klarheit"). Also nicht "hör auf mich zu nerven", sondern "geht jetzt gerade nicht, ich komme gleich" o.ä. Ihren Sohn heranführen an dass "wir sind mehr, wir haben alle Wünsche, wir geben uns alle Mühe, ausreichend darauf einzugehen". Wenn Sie das mit der klaren und liebevollen Haltung mitteilen, wird die Akzeptanz viel größer sein, als wenn das schlechte Gewissen dauernd herauszuhören ist. Und mit der Zeit kann so die Fähigkeit Ihres Sohnes wachsen zu sehen, dass die Bedürfnisse anderer auch da sind, ohne dass das zu sehr entzweien muß. Das z.B. ist eine Erfahrung, die auch aussen stärken kann. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 15.02.2019



Antwort auf: Sohn 2,5 J. sehr fordernd

Entschuldigen Sie die Fortsetzung. Generell ist er zuhause sehr fordernd, in anderem Kontext jedoch zurückhaltend/defensiv und deshalb auch mein Gedanke ob es nicht wichtig ist, dass ich zuhause schnell auf ihn eingehe, damit er weiß, dass er mit seinem Wünschen/Bedürfnissen wichtig ist um sich eben auch außerhalb zu behaupten. Er geht noch nicht in eine Kita. Kinderkontakt fast nur in Gruppen (2xWoche). Er wünscht jedoch auch keine Kinderkontakte. Familienbett. Insgesamt liebevolle Beziehung, aber natürlich gab es in letzter Zeit auch mal genervte Reaktionen von mir, da das fordernde Schreien echt zermürbt. Ich habe oft den Eindruck, dass andere Kinder, die weniger von ihren Eltern haben/hatten auch weniger einfordern und frage mich, ob es tatsächlich so hilfreich von mir war ihn und seine Bedürfnisse so sehr in den Mittelpunkt zu stellen. Kann ich ihm zumuten zu warten (auch wenn er ja noch sehr jung ist)? Wie sehen sie den Zusammenhang zuhause sehr fordernd .- außerhalb defensiv? Vielen Dank für Ihre Arbeit hier! Beste Grüße

von pacificocean am 14.02.2019, 13:09



Antwort auf: Sohn 2,5 J. sehr fordernd

Huhu pacificocean, ich glaube, dass du deinem Kind durchaus zumuten kannst, wenn ich ehrlich bin, sogar solltest, eine Zeit, seine Bedürfnisse zurückzustellen. Warum eigentlich solltest du nicht auch zu Ende essen dürfen? Ist es in dem Alter nicht sogar wichtig für dein Kind, zu sehen, dass andere auch Bedürfnisse haben, die auch zählen? Verstehe mich nicht falsch. Natürlich soll man Babys nicht alleine lassen, aber dein Sohn ist 2,5. Er kann doch etwas Wichtiges lernen: Ich bin ein Teil dieser Familie, Mama und Papa kümmern sich um mich, aber ich bin nicht der König! ;) Und er kann ja zu dir kommen. Ich wäre da echt ganz freundlich aber stur: Ich bin im Bad und kann gerade nicht. Komm zu mir! Ich freue mich, wenn du kommst! Jetzt musst du kurz warten. Und das würde ich wie ein Mantra wiederholen, aber nicht hingehen. Oder: Gleich spiele ich wieder mit dir. Aber jetzt esse ich zu Ende. Du kannst dich auch nochmal zu mir setzen. Gleich komme ich! Herzliche Grüße Serana

von Serana am 15.02.2019, 05:46