Kitaeingewöhnung funktioniert nicht!

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Kitaeingewöhnung funktioniert nicht!

Guten Tag Herr Nohr, vielleicht haben sie einen Rat für uns? Unser Sohn ist 15 Monate alt und seit dem 04.01. bei einer Eingewöhnung bei zwei Tagesmüttern! Also knapp 6 Wochen jetzt. Wir haben nach dem Berliner Model die Eingewöhnung gemacht. In den ersten Tagen der Bindung an beide TM blieb unser Sohn bei mir, Papa, stehen. Klammerte sich teilweise bei mir fest. Dies kannte ich auch von anderen Besuchen bei neuen Personen zu diesem Zeitpunkt! Jetzt kommt es nicht mehr vor. Bei den ersten kurzen Trennungen weinte er nicht, das änderte sich nach ein paar Tagen. Jedoch lief die Trennungsphase erstmal ganz gut. Er ließ sich durch die Tagesmütter beruhigen soweit er auf dem Arm bei Ihnen war. Wir erhöhten die Trennungszeiten. Während dieser Phase bekam unser Sohn eine Erkältung nach der anderen und musste die Eingewöhnung zwei Tage jeweils in zwei Wochen unterbrechen! Seitdem schreit er in der Kita nach Aussagen der TM! Ließ sich aber immer wieder auf dem Arm beruhigen. Essen klappt nur ab und zu in der Kita. Spielen allein oder mit anderen Kindern soll er auch kaum. Sobald eine TM aufsteht, fängt er an zu schreien! Heute wurde ein Gespräch vereinbart, da die ersten beiden Tage dieser Woche, er nur am schreien war und sich kaum beruhigen ließ. Einen Tag habe ich ihn dann auch früher abgeholt. Soweit er bei mir ist, ist die Welt wieder in Ordnung. Aber man merkte an dem schlimmen Tag, dass er sehr müde, launisch und maulig war. Im Gespräch heute mit den TM wurde mitgeteilt, dass man keine weiteren Möglichkeiten erziehungstechnisch mehr hat, ihn da raus zu holen und man glaubt, dass die Kita einfach zu früh für ihn wäre. Ein Schritt zurück und dass ich wieder ein wenig da bleibe, wurde mit dem Hinweis, dass ja schon eine Vertrautheit zu den TM da wäre, weil er sich ja vorher beruhigen ließ und genau Bescheid wüsste, dass ich gehe, abgeblockt. Langsam würden die anderen Kinder auch beeinflusst werden, wie beim Frühstück, dass sie schnell den Tisch verlassenen nicht mehr reden. Er sehr anhänglich wäre und nur durch Tragen auf dem Arm Ruhe geben könnte. Dies wäre nicht zu leisten und eine Beschäftigung mit ihm die ganze Zeit würde nicht funktionieren. Unser Sohn wurde 5 Wochen zu früh geboren und war schon am Anfang sehr auf körperliche Nähe fixiert. Musste in Schlaf getragen werden. Leider ist das Thema Schlafen auch ein Problemfeld bei ihm. Da er sehr oft in der Nacht wach wird und nur durch Körperkontakt oder Stillen wieder im Familienbett einschläft. An den besagten Tagen waren es auch durch die Erkältung zusätzlich ganz miese Nächte und er war fast halbstündlich ab 2 Uhr wach. Zu Hause und wenn wir unterwegs sind, auch mit anderen Kindern zusammen, braucht er auch ein paar Minuten zum Auftauen, ist dann aber ganz anders als in der Kita, sondern spielt mit jedem. Er hält sich dann auch nicht lange bei uns auf, sondern sucht den Kontakt. Vereinbart wurde, die nächste Woche abzuwarten, wie es läuft in der Kita. Ohne eine Veränderung in der Eingewöhnung.Die Mama arbeitet ja schon wieder in Teilzeit und ich muss demnächst auch wieder arbeiten. Urlaub wurde schon verlängert. Für die weitere mögliche Zeit mit der Eingewöhnung stand die Oma zur Verfügung. Wir sind langsam ratlos! Jetzt überlegen wir, ob es wirklich zu früh wäre mit der Kita und alles ihm schadet oder er sich irgendwann dran gewöhnt und auch wie bei uns zu Hause oder woanders alles erkundet und spielt! Vielen Dank!

von Bj72 am 15.02.2018, 22:18



Antwort auf: Kitaeingewöhnung funktioniert nicht!

Diese Frage lässt sich aus der Ferne nicht wirklich beantworten. Die KiTa-Eingewöhnung ist in diesem Alter für alle Kinder eine Herausforderung und manche leiden da mehr. Und welche Wahl haben sie? Je älter das Kind, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass er mit einer neuen Situation umgehen kann. Ein 15 monat. Kind hat noch keine Sicherheit im Kontakt und ihr Sohn scheint sich ihrer Abwesenheit immer wieder bewusst zu werden. Erschwerdend kommt hinzu, dass die TM an ihre Grenzen kommen, was Geduld und Motivation vermindert. Wenn sie die Eingewöhnung verlängern können, ist das einen Versuch wert, denn alle anderen Modelle verändern ja auch Stimmung und Haltung der Eltern. Aber Kinder sind nicht planbar. Das begeistert uns oft, macht aber auch immer wieder Schwierigkeiten.

von Dr. med. Ludger Nohr am 16.02.2018