Entwicklung im 1. Lebensjahr

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Geschrieben von FC2019 am 01.05.2020, 20:49 Uhr

ASS beim Baby?

Hallo,
meine Tochter ist nun genau 6 Monate und 3 Wochen alt. Sie kam per Spontangeburt zum ET mit guten Versorgungswerten, wobei die Ärzte sie sprichwörtlich aus mir raus drücken mussten. Sie hat von Beginn an viel geschriehen, was bis zur ca. 8 Woche anhielt und dann besser wurde. Gestillt wurde sie 6 Wochen, dann habe ich nach der dritten Mastitis prompt abgestillt.

Seit ca. der 8 Woche spürte ich bei meiner Tochter Verhaltensweisen, die ich bisher von Babys so nicht kannte. Sie schien Blickkontakt gezielt zu vermeiden und tut dies bis heute noch. Tragen wir sie auf dem Arm so schaut sie uns niemals in die Augen oder ins Gesicht und wendet den Kopf stets blitzartig an unserem Kopf vorbei. Zudem hält sie ihre Arme beim Tragen immer nach hinten weggestreckt, d.h. sie lehnt sich nicht an. Auf dem Wickeltisch abgelegt, dreht sie sich in Null Komma nichts auf den Bauch um so dem nahen Blickkontakt auszuweichen.
Wenn sie Hochgenommen werden möchte, robbt sie bis vor die Füße, streckt die Arme zur Seite aus und quengelt, schaut aber niemals nach oben zu einem auf, um hochgenommen zu werden. In Rückenlage bleibt sie erst gar nicht vor einem liegen, dreht sich hier auch direkt auf den Bauch.
Bei genügend Distanz (z.B. Krabbeldecke- Sofa) schaut sie einen sehr interessiert an, verfolgt einen in Bauch- und Rückenlage mit Blicken im ganzen Raum und lacht auch ab und an bei Ansparche. Wenn sie geneckt wird oder etwas komisch findet, lacht sie auch laut. Seit gut 4 Wochen reagiert sie auf ihren Namen. Wenn wir sie fragen „Wo ist das Auto“ oder „Wo ist Papa“ etc so blickt sie schon interessiert in dessen Richtung, dahingegen zeigt sie bis heute noch keinerlei Silbenbildung wie „ba“, „ma“, „de“ etc., willkürliches lautieren zeigt sie sehr selten und wenn dann sehr monoton. Imitation hat sie außer dem frühen „Zunge rausstrecken“ noch nicht gezeigt.
Ich würde sie als sehr reizoffen beschreiben, d.h. Sie ist sehr geräusch- und berührungsempfindlich, reagiert sehr sensibel auf Wind und Sonne, mag keine Ausfahrten im Kinderwagen, mag den Autositz nicht, reagiert auf Veränderungen mit Gereiztheit, Baden ist jedes Mal eine Tortur für sie, weil sie sich so fürchtet, dass sie zittert. Wir baden sie mit 6 Monaten immer noch in der Säuglingsbadewanne mit ganz wenig Wasser. Auf dem Arm umher getragen zu werden mag sie gern, dabei lehnt sie sich immer in die Richtung,in die sie getragen werden möchte. Sie interessiert sich wirklich sehr für Lampen, Kaffeemaschine, Staubsauger und kann den Blick nicht von ihnen lassen, möchte diese immer anfassen und kontrolliert mit unsere Hilfe am Morgen ob diese noch an Ort und Stelle sind, gleichzeitig scheint sie manchmal große Angst vor den Dingen zu haben. Besorgniserregend finde ich ihre motorisch Unruhe, egal in welcher Position oder bei welcher Beschäftigung, sie ist steht’s in Bewegung. Beim Fläschchen trinken strampelt sie mit den Beinen und rupft sich feste an den Haaren. Manchmal hilft es ihr dann ein Tuch in die Hand zu geben. Insgesamt ist sie im Umgang mit sich selbst sehr grob, genau so wie mit uns, kratzen, kneifen, beißen sind an der Tagesordnung. Seit ca. 2 Wochen bekratzt sie sämtliche Dinge und Oberflächen. Was sehr erfreulich ist, dass sie schon fast krabbelt, der Vierfüßler wird seit zwei Wochen schon ausprobiert und gerobbt wird auch fleißig. Manchmal probiert sie sich in den Kniestand auf unserem Schoß dazu ziehen.

Ich habe während ihrer Entwicklung schon früh an ASS gedacht. Was meint ihr?

Ps. Vom Kinderarzt fühlen wir uns mit unseren Sorgen wenig ernst genommen

Vielen dank.

 
4 Antworten:

Re: ASS beim Baby?

Antwort von kuddelmuddel am 02.05.2020, 19:34 Uhr

kann sein, muss aber nicht.
mein ältester sohn war als baby total schnell reizüberflutet, hat aber alles aufgesaugt und alles förmlich mit den blicken verschlungen. geschlafen hat er nie, viel geschrien, sehr mamafixiert. lautiert hat er ganz normal, war spät mit der grobmotorik (nicht gekrabbelt, wenig gerobbt, viel gerollt, spät gelaufen), hatte dafür aber als kleinkind schon interesse an aquaristik und war fähig, mit einer langen aquariumprinzette die lichtbrechung durch das wasser mit zu berechnen. ab kigaalter sozial auffällig für alle professionellen in bildungsinstitutionen.
im nachhinein, als wir uns dann nach vielen jahren doch zu einer diagnostik entschieden haben, ist uns klargeworden, dass es schon im babyalter auffälligkeiten gab: kein soziales zeigen (also gezeigt hat er auf sachen, aber er hat UNS nichts gezeigt), blickkontakt war da, aber eher auf die stirn als genau in die augen etc.. er ist heute diagnostizierter atypischer autist

der kleine hat uns lange nicht angeguckt, aber war immer sehr aufmerksam. sobald er sich drehen konnte, hat er sich überall auf den bauch gedreht, einfach weil ers kann :-)
er lautierte uns ein ohr ab, aber silbendopplungen kamen sehr spät (erst mit 8 monaten oder so) dafür stimmerprobung in höhen, tiefen und lautstärke
thema schlaf war für ein baby eher unproblematisch, bis zum krabbelalter, dann hysterische brüllanfälle in der nacht, die kaum getröstet werden konnten.
dafür ist das kind sehr strukturfixiert und am glücklichsten, wenn es zur gleichen zeit ins bett geht, essen gibt etc. abweichungen von ritualen werden mit mißfallen begegnet.
da ich sehr sensibilisiert bin, kann ich sagen, dass der kleine sehr sozial ist und ständig in interaktion geht - würde aber behaupten, dass das erst so mit nem jahr richtig deutlich wird.
bei nem 6monate alten kind würde ich mal abwarten. eine autismusdiagnostik macht im babyalter eher keinen sinn

und als tipp auch noch eine frage an dich: was ändert sich am kind, wenn du weißt, ob es ass hat?

lg

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Re: ASS beim Baby?

Antwort von FC2019 am 02.05.2020, 20:42 Uhr

Vielen Dank für deinen Beitrag! Und ja, es ändert sich an meinem und für mein Baby nichts und das ist auch ok so. Wir lieben die kleine Maus.
Sorgen und Ängste bezüglich der Zukunft bestehen allerdings, das bleibt nicht aus.. und im Zusammenhang damit belastet mich, dass dies so wenig ernst genommen wird, v.a. von den Ärzten.
Von meinem Beitrag habe ich mir in erster Linie erhofft, dass Eltern ihre Erfahrungen mit uns teilen und uns vielleicht weiterhelfen können.
LG

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Re: ASS beim Baby?

Antwort von JakobsMutti am 03.05.2020, 20:02 Uhr

So eine ASS Diagnostik ist richtig schwer und langwierig, bei dem Halbbruder meines Sohnes, dauert diese jetzt schon 2,5-3 Jahre an. Ich glaube nicht, dass das böser Wille der Ärzte ist.

Ändern kannst du es sowieso nicht, dass sag ich mir immer wieder.

Unser Sohn ist jetzt bald 11 Monate alt und natürlich habe ich auch wenig Angst, dass unser Sohn genauso oder eben ein wenig betroffen sein könnte. (Beide Kinder haben den selben Vater).

Ich habe aber das Gefühl, dass sich unser Sohn recht “normal“ entwickelt.
Doppelsilben werden hier auch noch nicht gebildet, Kontakt nimmt er aber gern auf.

Eine Diagnostik ist so früh einfach noch nicht möglich, der Entwicklungsspielraum ist noch viel zu groß.

Ängste dahingehend sind natürlich normal, aber sie helfen dir und deinem Kind nicht.

Eine Diagnose bringt nur dann etwas, wenn man auch mit der Förderung beginnen will. Aber auch das ist bei einem 6 Monate alten Kind so speziell noch nicht möglich und auch gar nicht notwendig.

Versuch dich an deinem Kind zu erfreuen und seiner Entwicklung, die wird nie geradlinig sein. Vllt steckt hinter deinen Beobachtungen auch etwas ganz anderes.

Bleib weiterhin aufmerksam, aber übertreibe es nicht. Gedulden musst du dich, so oder so.

So weit ich weiß, ist es fast unmöglich, vor dem 2. - 3. Lebensjahr eine aussagekräftige Diagnostik zu beginnen. Und auch die wird lange dauern. Weil die ASS das auch nicht zulässt.
Was aber vorher schon möglich ist, und darauf zielen ja die Vorsorgeuntersuchungen ab, frühzeitig zu unterstützen, wenn das Kind Logo, physio oder ergo benötigt. Aber auch das wird man jetzt noch nicht feststellen können. Ab dem 2. Lebensjahr kann man Sprache usw besser beurteilen.

Viele Grüße und bleibt gesund.

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Re: ASS beim Baby?

Antwort von FC2019 am 07.05.2020, 19:38 Uhr

Erst mal vielen Dank für deinen Beitrag. Und ja du hast Recht, ich werde wohl Geduld an den Tag legen müssen.
Für mich stellt sich beiläufig noch die Frage, was noch hinter diesen „Verhaltensweisen“ stecken könnte...wie z.B. Stoffwechselstörung etc.
Habe einfach Sorge für meine Maus irgendetwas übersehen zu können..
Ganz liebe Grüße

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