Drei und mehr

Forum Drei und mehr

Einer kommt irgendwie immer zu kurz

Thema: Einer kommt irgendwie immer zu kurz

Ich habe vier Kinder und das Gefühl, dass eines irgendwie immer zu kurz kommt. Es ist immerhin nicht jedes Mal das gleiche Kind. Aber ich hab das Gefühl, drei kann ich immer ganz gut überblicken, eines verschwindet regelmäßig vom Radar. Kommt halt immer auf das jeweilige Thema an. Ist das bei euch auch so?

von Laury3 am 02.03.2020, 17:21



Antwort auf Beitrag von Laury3

Hi! Ich habe schon oft über dieses Thema nachgedacht, genauso wie über den Dauerbrenner "werde ich auch allen gerecht?". Wir haben vier Kinder (2,5,8,11). Inzwischen denke ich, dass es auch hier wie in vielen anderen Themen um die eigene Haltung und Einstellung, aber auch um den eigenen Anspruch geht. Nicht jedes Kind braucht zu jeder Zeit das Gleiche - egal, ob es um Aufmerksamkeit, Zeit, Material, körperliche Zuwendung etc geht. Liebe versteht auch nicht jedes Kind auf die gleiche Art. Was verstehst du unter dem Satz "das Kind verschwindet von meinem Radar?" Geht es dir um Aufmerksamkeit? Bedürfnisse? Zuwendung? Ich gehe jetzt mal davon aus, dass du nicht einfach ein Kind irgendwo vergisst :). Bei uns ist es so, dass, je selbstständiger die Kinder werden, um so mehr versuche ich sie auch einfach machen zu lassen. Ich weiß zum Beispiel nicht immer, wer grade was macht. Ich schaue nicht regelmäßig nach, wenn ich jemanden mal nicht sehe. Auch, wenn sie draußen unterwegs sind. Das bezieht sich jetzt auf die beiden Großen. Bei den jüngeren bin ich mehr hinterher - den Kleinen lasse ich natürlich nicht unbeaufsichtigt raus (wobei das direkte Umfeld sicher ist). Wir haben klare Regeln, was das Abmelden und Bescheid-Sagen angeht. Aber die beiden Großen sind ohne Handy unterwegs, und ich vertraue ihnen, dass sie klarkommen. Ich glaube auch, dass ich nicht immer allen Bedürfnissen nachkomme. Aber das finde ich nicht schlimm. Meine Bedürfnisse werden ja auch nicht immer gestillt, und ich muss damit leben. Das müssen die Kinder lernen. Dabei geht es natürlich nicht um Essentielles! Jedes Kind weiß, dass es meine und unsere unbedingte Liebe hat. Wenn aber mal das eine, mal das andere Kind "zuerst dran" ist, müssen die anderen lernen, auch mal zurückzustecken, auch ohne dass es einen Ausgleich gibt. Was würde ich mir sonst für Prinzchen oder Prinzessinnen heranziehen! Wünsche und Bedürfnisse haben Raum, geäußert zu werden. Aber ob sie erfüllt werden, hängt von der Gesamtsituation ab - und da hat auch mal jemand einfach Pech. Wir versuchen, fair zu sein. Aber es geht nicht immer. Je mehr ich versuche, allen alles recht zu machen, um so mehr bestehen sie auch darauf. Das stresst ungemein. Deswegen versuche ich, mich jeden Tag einmal mit jedem Kind so zu unterhalten, dass ich merke: Alles im grünen Bereich? Oder drückt es irgendwo? Schaffe ich auch nicht immer! Aber so entgehen mir Signale eher selten. Gerade bei gemeinsamen Mahlzeiten oder bei unserem wöchentlichen Familienabend gelingt das ganz gut. Puh, was für ein Roman... :) Hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt... Wofür ich dir Mut machen möchte: Deine Aufgabe ist es, selbst ausbalanciert zu sein. Dann erkennst du die Bedürfnisse deiner Kinder und kannst auf sie eingehen (NICHT IMMER: Gerecht werden!). Das reicht oft schon. Setz die Latte nicht zu hoch, sondern schau darauf, dass die Grundbedürfnisse gestillt sind. Lass sie auch herausfinden, wie sie ihre Bedürfnisse kommunizieren und vielleicht auch selbst stillen können, ohne dass du gleich springst (ich weiß ja nicht, wie alt deine Kids sind). Bleib gelassen! Geschwister geben einander manchmal mehr, als wir Eltern mitbekommen. Manchmal sind wir garnicht so unmittelbar wichtig ;-) - solange wir DA sind. Ganz liebe Grüße, ConnyJ

von ConnyJ am 04.03.2020, 11:04



Antwort auf Beitrag von Laury3

Ich habe auch 4 Kids und ja, oft denke ich auch so. Gerade wenn der Große Schularbeitenzeit hat und viel zu lernen hat (wo ich ihm auch helfen muss), kommt die Kleine oft viel zu kurz. Da sitzt sie dann und muss alleine spielen. Sie hat sogar s Hon mal gesagt, dass ich nie Zeit für sie habe und das tat echt weh. Genauso mit der ganz Großen. Wenn sie von der Schule kommt, will sie oft reden, aber die beiden Kleinen fordern auch meine Aufmerksamkeit und oft ist es gar nicht so einfach mit ihr mal ruhig zu sprechen, ohne dass die Kleinen extra Blödsinn machen oder rumschreien damit sie Aufmerksamkeit bekommen.

von nils am 04.03.2020, 11:46



Antwort auf Beitrag von Laury3

Ja, das Gefühl ist grauenhaft und mich beschäftigt diese Thematik auch sehr. Bei uns ist es immer das selbe Kind, welches zu kurz kommt, es ist das Einzige, dass gesund ist. Mir tut das unwahrscheinlich leid, er soll sich mal positiv an seine Kindheit erinnern. Die kranken / behinderten Geschwister sind mit ihren Problemen und Therapien sehr präsent im Alltag. Er wünscht sich einen Tag nur mit mir, hat er neulich gesagt. Hoffentlich kriegen wir das zeitnah hin!

von BB0208 am 05.03.2020, 13:11