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ADHS.... Wer hat Erfahrung?

Thema: ADHS.... Wer hat Erfahrung?

Hallo Mehrfachmütter, noch gehöre ich nicht zu eurem club, habe aber schon jetzt einige fragen von zeit zu zeit. wir wurden in der schule von der lehrerin unseres "großen" (fast 8 jahre) angesprochen, einen test auf adhs (aufmerksamkeitsdefizithyperaktivitätssyndrom)machen zu lassen. dem haben wir zugestimmt, nachdem ich mich im netz schlau gemacht habe. beim lesen der websites sind mir die tränen gekommen, da vieles was dort steht auf unseren knuddel zutrifft. bis jetzt haben wir uns immer chlecht gefühlt wenn es zoff gab und unsere familien haben uns vorgeworfen wir hätten in der erziehung nicht genug durchgegriffen. dank einer website einer psychologin weiß ich das genau das gegenteil der fall ist und wir uns nicht mit schuld belasten sollen.schon im kindergarten hatte man uns angeraten ihn mal überprüfen zu lassen. damals war ich aber noch der meinung in der schule regelt sich das von alleine und er ist einfach nur aufgeweckt. nun wird es aber immer schlimmer, deshalb haben wir diesmal zugestimmt. informationen von websites sind zwar sehr nett, mich würde aber interessieren ob jemand von euch alltagserfahrungen mit adhs kindern aht und besser über die therapi und diagnostikgespräche bescheid weiß. sandra ☼

Mitglied inaktiv - 29.09.2004, 12:27



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Hallo, also wirklich weiterhelfen oder raten kann ich Dir nicht, obgleich wir bisher jede Menge Erfahrungen sammeln durften, auf die ich im Nachhinein zu gern verzichtet hätte! Wenn Du Dich im Internet schlau gemacht hast, dann weißt Du ja, dass es sich um ein Syndrom handelt - also um eine Zusammenfassung jeder Menge einzelner Verhaltensauffälligkeiten, von denen nicht alle auf das einzelne Kind zutreffen müssen. Die Diagnose von ADHS ist nicht zuletzt aus diesem Grund schwierig und auch nicht unumstritten. Leider geistert ein absolutes Negativ-Bild dieser Krankheit bzw. mit der Therapie durch unsere tägliche Medienwelt (TV/ Zeitungen), so dass wirklich jeder Depp meint, etwas dazu sagen zu dürfen. Nämlich in dem Tenor, dass es ein Problem der Eltern sei und dass diese gemeinsam mit unverantwortlichen Ärzten viel zu schnell zur Medikamentengabe neigen würden, weil ja so ein Kind so unbequem ist und die furchtbaren Eltern nicht über das Standing und die notwendige Konsequenz bei der Erziehung verfügen würden. Desweiteren wird Dein gesamtes soziales Umfeld das Problem herunterspielen, von wegen, na ja, das Kind ist halt ein bißchen lebhaft, aber das sind andere auch, Ihr übertreibt, oder Ihr habt ein Erziehungsfehler nach dem anderen gemacht. Was wirklich in der Familie abgeht und wie aufzehrend und anstrengend, wie belastend ein ADHS-Kind ist, davon liest man selbst in dem großen Bücher-Kanon zum Thema nur wenig - dort wird einem viel davon erzählt, dass die Kinder halt irgendwie anders ticken und man dies durchaus auch als Chance begreifen kann.... Einetwas schwacher Trost, oder? Ja, und Winstin Churchill hatte sicher ebenso wie Einstein ADHS - wunderbar, dich wenn wir einen Streifzug durch die Jugendvollzugsanstalt machen, so haben es dort einer vorsichtigen Schätzung auch 40% der Insassen. D.h. es heißt jetzt für Euch zu handeln - und damit sind wir am Knackpunkt anbelangt. Eine lange, lange Irrfahrt erwartet Euch von einem SPZ zum anderen Psychologen, vom Heilpädagogen zur Ergotherapeut - und alle werden Euch bescheinigen, dass Ihr in irgendeiner Weise beschissene Eltern seid! Besonders nett fand ich es z.B., als mich mein 4-jähriger fragte, wer von uns eigentlich behandelt würde: Er oder ich? Soll ich ehrlich sein? Ich weiß es nicht! Nur eines weiß ich ganz genau: Obwohl wir lange, ausführlich und sehr bedacht zu Werke gegangen sind: Helfen konnte uns bisher keiner. Dafür werdet aber auch Ihr feststellen, dass das wichtigste Wort Eueres Wortschatzes bald "Krankenkassekarte" ist, denn alle, alle wollen sie mitverdienen. Und so habt Ihr einen langen Leidensweg vor Euch - einen Weg, auf welchem Ihr Euch leichter tut, wenn Ihr Euch von vornherein Gedanken macht, was Eure unverbrüchliche Wahrheit und Einstellung zum Kind ist. Seid Ihr schlechte Eltern? Nein! Fehler machen alle! Seid Ihr bereit Euer Kind medikamentös behandeln zu lassen? Informiert Euch vorher, aber seid Euch auch bewußt, welchen Angriffen aus dem sozialen und familiären Umfeld Ihr ausgesetzt sein werdet! Meine Meinung zu Ritalin und Co: Ich befürworte es, ja halte es für unverantwortlich es einem Kind vorzuenthalten, wenn ADHS diagnostiziert wurde - denn so hat das Kind eine Chance, sich normal zu entwickeln und normale Verhaltensmuster einzustudieren und zu lernen - ein ganz wesentlicher Punkt bei ADHS! Laßt nicht den Kasper mit Euch machen! Fragt vorher über den Behandlungs- und Untersuchungsplan nach! (Unser Kardinalfehler - wir haben uns immer ins Getriebe ziehen lassen und alles wie die Schafe mit uns machen lassen - dann wirst Du nach dem 10-ten Kärtchen- durchziehen ausgespuckt: Erfolg = 0, Verunsicherung Eltern und Kind = groß) Geht schnellstens in eine Selbsthilfegruppe - die haben Erfahrung und gute Tipps - hört Euch an, was Euch da NEUTRAL geraten wird, indem Ihr die Erfahrungen der anderen angehört - hier kann man nur profitieren, da völlig selbst- und zwecklos! Bewahrt Eueren gesunden Menschenverstand, sagt auch mal Nein! Suche Dir Hilfe, aber überlege genau, wem Du davon erzählst - die wenigsten bringen hierfür Verständnis auf, Du mußt Dich zu allem anderen Stress noch ungerechtfertigten Anfeindungen aussetzen, und die Welt ist nun mal nicht nett: Ihr seid das gefundene Fressen für allen Neid und Mißgunst, blitzschnell hat Dein Kind ein Stigma. Und ist damit der Spndenbock für alle. Lote sehr genau aus, inwieweit die Schule kooperiert (der Sohn einer Bekannten wurde - nachdem die Diagnose publik wurde - nicht auf der gewünschten Schule angenommen - man hätte keine Zeit und Erfahrunge mit "solchen" Kindern). Viele Grüße Sabine

Mitglied inaktiv - 29.09.2004, 17:00



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Vielen lieben dank an euch beide und vor allem dir sabine das du so ausführlich geschrieben hast. einige punkte zum nachdenke sind da schon dabei. es stimmt viele haben uns schon vorgeworfen wir haben unser kind falsch erzogen, weil wir ihn grundsätzlich in entscheidungen mit einbeziehen und ihn gewisse freiheiten lassen die andere kinder nicht haben in seinem alter. wir aber finden er ist dazu in der lage. wir reden auch nicht wie ein kind mit ihm, behandeln ihn natürlich aber auch nicht wie eine erwachsenen. er hat aber,da wir ihn während des studiums bekommmen haben, viel mit unseren komolitonen zutun gehabt und fühlt sich auch nicht wie ein 7jähriger. da er hochbegabt ist (ob leider oder nicht kann ich mich auch nach einen jahr nach der feststellung nicht entscheiden. derzeit sheh ich es eher zu seinem nachteil. da er in der schule keine freunde hat. alle meinen er nervt, weil er immer auf alles antworten weiß ( wenn er uns fragt bekommt er eine antwort) und weil er ständig redet und diskutiert. und das kann er besser als ein politiker. weiß manchmal gar nicht wo er seine sprachgewandtheit her hat.zum glück steht unsere schule hinter uns, und ist bereit ihn förderstunden zu geben, sollte adhs festgestellt werden. derzeit ist er in der 2.klasse nimmt aber zusätzlich an sachkunde und mathe in der 4.klasse teil, weil es ihm zu sehr langweilt in der 2.klasse. eine klasse überspringen kommt aber erst nach der 2.klasse in frage.wie gesagt wir haben eine schule, wo die lehrerschaft komplett hinter uns steht und mit uns und eike den spagat versucht zu schlagen und das optimum aus ihm rauszuholen. werde jetzt mal eine selbsthilfegruppe in berlin suchen. vor allem interessiert mich ob unser kleiner (1jahr) vielleicht auch betroffen sein könnte, also ob es sowas wie familiäre veranlagung gibt. vielen dank an euch, sandra ☼

Mitglied inaktiv - 30.09.2004, 11:39



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Ich kann Euch auch nur raten, eine Selbsthilfegruppe in Eurer Nähe zu suchen. Das hilft wirklich am meisten. Denn da könnt Ihr Euch mit Eltern, denen es ähnlich geht wie Euch, austauschen und erfahrt Adressen von kompetenten Fachleuten zum Thema. Hat uns viel gebracht. LG, Karin

Mitglied inaktiv - 29.09.2004, 22:32