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"Belohnsystem" in Kinderkrippe?

Thema: "Belohnsystem" in Kinderkrippe?

Also, eigentlich war ich bisher immer hochzufrieden mit unserer Kinderkrippe. Die Erzieherinnen sind unheimlich lieb und gehen wirklich sehr auf die Kinder (und auch auf uns Eltern) ein. Heut morgen hab ich allerdings zufällig etwas entdeckt, was mich irgendwie befremdet. Da hing im Gruppenraum ein großes Blatt mit den Namen der Kinder und hinter den jeweiligen Namen waren unterschiedlich viele Stempel-Abdrücke. Auf die Frage was es denn damit auf sich habe wurde mir erklärt, dass ein Kind, das etwas besonders gut gemacht hat (z.B. besonders lieb war, schön aufgeräumt hat, ...) einen Stempel hinter seinen Namen machen darf. Im ersten Moment hab ich mir nichts weiter dabei gedacht, aber irgendwie bin ich jetzt doch etwas ins grübeln gekommen. Ich meine, ich verstehe schon, dass man da wahrscheinlich den Kindern einen Anreiz schaffen möchte und sie belohnen will, wenn sie etwas gut gemacht haben. Aber reicht da nicht eigentlich auch ein herzlich ausgesprochenes Lob? Grad bei so kleinen Zwergerln? Und ist so ein Belohnsystem nicht auch ein indirektes Bestrafungssystem der Kinder, die sich nicht "regelkonform" verhalten haben? Bin grad am überlegen, ob ich das nicht heut Nachmittag beim abholen mal anspreche... Oder mach ich mir da zu viele Gedanken? Was haltet ihr von so einem "Belohnsystem"?

von Nanunenina am 28.08.2015, 11:55


Antwort auf Beitrag von Nanunenina

Krippe heisst hier: U3. Und da finde ich das viel zu früh... zumal so kleine Zwerge ja in der Regel auch ihren eigenen Namen noch gar nicht erkennen, oder?

von dee1972 am 28.08.2015, 12:43


Antwort auf Beitrag von dee1972

Ja, Krippe ist hier auch Kinder bis 3 Jahre. Ihren Namen lesen können sie natürlich nicht, ihnen wird halt gezeit wo sie ihren Stempel hinsetzen dürfen. Vielleicht mach ich mir auch wirklich zu viele Gedanken und für die Kinder ist es nur der Spaß einen Stempel machen zu dürfen, und nur für uns Eltern besteht die Gefahr dass wir anfangen rumzuprotzen wie brav unsere Kinder sind oder dass wir uns angeprangert fühlen dass unsere Kinder in der Woche kein vorbildliches Verhalten an den Tag gelegt hat...

von Nanunenina am 28.08.2015, 12:57


Antwort auf Beitrag von Nanunenina

Genau das wäre auch meine Befürchtung. Und wer weiss ob es nicht doch zu Frust bei dem ein oder anderen Kind führt, wenn es halt nur "durchschnittlich lieb" ist und keinen Stempeln setzen darf? Hier beobachtet man das auch regelmässig. Bei uns werden jede Woche die schönsten Bastelarbeiten und Bilder im Flur und Gruppenraum ausgehangen. Da kommen manche Eltern mit ihrer stolzgeschwellten Brust kaum noch durch die Tür :)

von dee1972 am 28.08.2015, 16:57


Antwort auf Beitrag von Nanunenina

Belohnung und Bestrafung liegen eng beieinander. Ein Kind wird also mit vielen Stempeln für "liebes" Verhalten belohnt....wodurch es sich oft nicht authentisch verhält - sondern so, wie es die Belohnung voraussichtlich erhält. Verhält es sich nicht so "lieb" wie gewünscht, erhält (ZUR STRAFE) keine Stempel. Ich würde mir eher Sorgen um ein Kind machen welches um die Gunst der Erzieherinnen wetteifert und sich deshalb nicht mehr "normal" verhält. Auch Streit ist etwas Normales, fällt aber sicher nicht in die Kategorie "lieb" Das würde ich dringend ansprechen. Persönlich halte ich dieses "System" nicht für ungefährlich.

von Johanna3 am 29.08.2015, 00:02


Antwort auf Beitrag von Nanunenina

Ich bin absoluter Gegner dieses Belohnungssystems. Ich würde soweit gehen und es Bestechung nennen. Von klein auf einen Konkurrenzkampf, wer wo besser ist, wofür? Das ist Demütigung und Anprangern und hat absolut nichts in der Kita zu suchen.

von anna1979 am 29.08.2015, 13:17


Antwort auf Beitrag von Nanunenina

Hallo zusammen und vielen Dank für Eure Meinungen. Ich hab Freitag beim Abholen eine der Erzieherinnen darauf angesprochen, dass mir diese Stempel-Geschichte nicht gefällt, weil meine Erziehungsphilosophie nicht mit Belohnung oder Bestrafung arbeitet und ich bislang eigentlich den Eindruck hatte, dass die Philosophie der Kita mit meiner harmoniert. Und siehe da - diese Woche ist der Zettel weg, und die Stempel werden von den Kindern verhaltensunabhängig nur noch als Bastel-Utensilien verwendet. Schön, wenn Feedback angenommen wird.

von Nanunenina am 01.09.2015, 10:22


Antwort auf Beitrag von Nanunenina

Hallo, Auch wenn sich das Thema eigentlich erledigt hat, wollt ich doch als Erzieherin mal meine Meinung dazu äußern. Also ich finde es gut, dass du es angesprochen hast und dass sie daraufhin reagiert haben. Ansich finde ich Belohnungssysteme nicht unbedingt schlecht aber nicht in dieser Form. 1. nicht bei so kleinen Kindern und 2. nicht so öffentlich, dass es Eltern, etc sehen können. Wir in unserer Einrichtung haben das Stempensystem bei den Schulanfänger durchgeführt, wenn sie eine Maxi-Aufgabe erledigt haben. Diese Stempel waren in eine Ordner. Es ging dabei auch nicht darum, untereinander Konkurrenz zu erzeugen, sondern jeweils das einzelne Kind zu motivieren, einen weiteren Stempel zu erhalten. Als weitere gute Idee hab ich das System zu Hause erlebt um dem Kind aufzuzeigen, wann es einen guten Tag hatte bzw. eine bestimmte Regel eingehalten hat. Das aber immer erst ab frühestens dem 3. Jahr. Gruß Winterkind84

von Winterkind84 am 01.09.2015, 12:13


Antwort auf Beitrag von Nanunenina

Hallo, normalerweise werden diese "Tokenpläne" nur bei gewünschter Verhaltensmodifizierung genutzt. Und dabei wird ein genau festgelegtes Verhalten belohnt. Für U3 und dann für Kinder nicht nachvollziehbar halte ich das als komplett fehl am Platze. Ich würd die Erzieherinnen fragen, was sie damit bezwecken wollen und welche Mittel sie zuvor ausprobiert haben - ein Tokenplan ist eigentlich ein "letztes Mittel". Was sagen andere Eltern dazu? ... ach ja, bin Heilpädagogin, hab mich in meinem Studium ausführlich mit diesen Plänen beschäftigt. LG, Philo

von Philo am 03.09.2015, 20:48


Antwort auf Beitrag von Philo

Man hatte offenbar die Hoffnung, eines der "größeren" Mädchen (wird im Dezember 3 Jahre alt) in der Gruppe dazu animieren zu können, sich am gemeinschaftlichen Geschehen in der Gruppe zu beteiligen und sich an die Regeln zu halten. Mit der Mutter des betroffenen Mädchens war das vorher besprochen worden, sie war damit einverstanden und hat die Hoffnung geteilt, dass sich ihre Tochter dadurch motivieren lässt. Die Information habe ich aber nicht von den Erzieherinnen sondern von der Mutter des Mädchens. Die Erzieherin mit der ich da letzte Woche gesprochen habe, hat sich da eher bedeckt gehalten und allgemein über Motivation sich an Regeln zu halten gesprochen. Die Mutter des Mädchens macht sich jetzt große Sorgen, dass sie den Betreuungsplatz verliert, da wohl in Gesprächen schon die Rede davon war, dass das Kind eigentlich eine individuellere Betreuung benötigt, die in der Krippe mangels entsprechendem Personal nicht geleistet werden kann. Was die anderen Eltern dazu sagen weiß ich nicht - wie gesagt, ich hab's ja Freitag morgen erst entdeckt, Freitag Nachmittag angesprochen, und Montag morgen war der Zettel weg. Mit der Mutter des großen Mädchens bin ich eher zufällig darauf gekommen, als wir uns beim Einkaufen getroffen haben und sie mir von ihrer Sorge den Platz zu verlieren erzählt hat.

von Nanunenina am 04.09.2015, 10:52