Baby und Job

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Geschrieben von fiammetta am 02.05.2006, 12:00 Uhr

Warum hierzulande so schlechte Schulausbildung?

Hi,

während meines Magisterstudiums kam ich natürlich mit einer Reihe von Lehramtsstudenten zusammen, die fast alle auf die Frage, weshalb sie diesen Beruf ergreifen wollten, antworteten, daß sie dann drei Monate im Jahr Urlaub, eine Verbeamtung, relativ guten Verdienst, etc. sicher hätten. Also sämtliche Klischees, die man so hat, erwarten würden. Keiner erklärte, es ginge ihm um die Bildung, in welcher Bedeutung auch immer, der Kinder. Ich fand das mehr als merkwürdig. Nach meinem Studium habe ich fünf Jahre als Fachlehrerin am Gymnasium unterrichtet und dabei erlebt, daß sich manche Kollegen einerseits zwar schulintern engagieren, weil sie Karriere machen wollen, gleichzeitig aber vor dem "Chef" gekuscht haben, daß es direkt peinlich war. Andere wurden nach ein paar Jahren direkt zum Alkoholiker. Ich muß allerdings auch sagen, daß das Unterrichten irrsinnig anstrengend ist. Ich bin seit acht Jahren in der Erwachsenenpädagogik und habe hier (außer bei Arbeitsamtsmaßnahmen) v.a. mit Leuten zu tun, die freiwillig kommen, denen der Unterricht Spaß macht, die Interesse zeigen. Dennoch bin ich oft extrem ausgesaugt, weil man permanent auf die Eigenheiten eines jeden Einzelnen eingehen muß und oft auch in der Freizeit mit den Problemchen der Kursteilnehmer behelligt wird (beliebt: Samstag abends um halb 11...). Am Ende jedes Sommersemesters habe ich wochenlang Magenschmerzen vor Streß, die erst mit der Zeit, d.h. während der Ferien leichter werden. Gleichzeitig ist es aber so, daß ich eine Doppelstunde am Gym als so anstrengend empfunden habe wie zwei mit Erwachsenen. Der Lärmpegel ist anders, der Lernwille und die Feindseligkeit. Ich hatte auch schon Eltern, die mich dafür wüst beschimpft haben, weil ich um ein paar Minuten zu spät zum Unterricht erschienen bin (war beim Chef). Ihre Blagen brauchten aber keine Entschuldigung, um nicht zu erscheinen... Einige meiner Kumpelinen sagen, sie würden jederzeit den Job wechseln, wenn sie nur wüßten, was sie stattdessen tun könnten.
Ich möchte keine Jugendlichen mehr unterrichten. Ich verstehe durchaus, daß viele ausgelaugt sind. Gleichzeitig ist es aber auch leicht, weil die Verbeamtung nur Vorteile bietet und damit auch scharenweise Leute anzieht, die in dem Job eigentlich nichts zu suchen haben. Ich kenne einige Lehrer, die sich mit Ende 40/Mitte 50 haben frühpensionieren lassen, jetzt ein lockeres, da noch immer wohlbezahltes Leben führen, z.T. eine neue freiberufliche Tätigkeit ausüben und sich über den blöden Staat amüsieren. Psychische Probleme kann man mit ein bißchen Wissen und Können glaubhaft schauspielern, schon hat man seine Ruhe. Irgendwo wurde die Meßlatte für die Frühpensionierung wesentlich höher angelegt als bisher (oder waren es Abstriche in den Bezügen?) und, schwupps!, konnte so mancher weiterarbeiten. Mich kotzt immer das Gejammer an, daß sie, bei der Bezahlung, Beihilfe, keine Einzahlung in Rentenkassen, etc., doch auch am Abend oder am Wochenende z.B. korrigieren müßten. Muß ich auch - und ich habe diese ganzen Zusatzleistungen nicht. Abgesehen davon haben sie wesentlich mehr Urlaub als andere (und das alle sechs Wochen!) - es hebt sich also wieder auf. Es erzähle mir übrigens keiner, daß er ständig auf Fortbildung wäre, v.a. während der Ferien.
Fazit: Ich möchte den Job nicht machen, aber solange die Vergünstigungen dermaßen umfassend sind, wird es vielen leicht gemacht, das System zu mißbrauchen. Abgesehen davon finde ich, sollte man in bestimmten Jobs durchaus eine Portion Idealismus mitbringen, den man sich durchaus erhalten kann. Tun die meisten aber nicht.

LG

Fiammetta

 
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