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Geschrieben von Astilbe 007 am 02.05.2006, 1:42 Uhr

Warum hierzulande so schlechte Schulausbildung?

Hallo an alle,
in der Hoffnung, dass auch Lehrerinnen meinen Beitrag lesen und vielleicht beantworten:
Ich bin inzwischen wirklich ratlos. Woran liegt es eigentlich, dass den Lehrern heutzutage offensichtlich gar nichts mehr an der Ausbildung der Kinder liegt? Reißen inzwischen tatsächlich alle Lehrer nur noch ihre Stunden ab, ohne sich darum zu kümmern, ob die Kinder etwas von ihrem Unterricht behalten? Hat tatsächlich kein Lehrer mehr Zeit, nach dem Unterricht noch offen gebliebene Fragen mit den Schülern zu besprechen? Warum hat kein Lehrer Zeit, einen Elternabend zu besuchen? Müssen Lehrer allen Ernstes vormittags zum Kieferorthopäden gehen, um ihre Zähne richten zu lassen?
Das schreibt die verzweifelte Mutter (berufstätig und als Ärztin hoch engagiert auch in Nacht- und Wochenenddiensten) einer Sechstklässlerin (Gym.), die sich fragt, wie ihre von der Grundschule als hoch intelligent beurteilte Tochter angesichts des Unterrichtsausfalls und der Interesselosigkeit aller Lehrer jemals nach 12 Jahren das Abitur schaffen soll!
Ich würde mich über gegenteilige Aussagen und Aufmunterungen sehr freuen. Bitte zeigt mir, dass es auch anders geht!

Liebe Grüße
Astilbe

 
12 Antworten:

Re: Warum hierzulande so schlechte Schulausbildung?

Antwort von ChristianE am 02.05.2006, 11:32 Uhr

Hallo,
Deiner Frage entnehme ich, dass Du nicht einfach nur provozieren willst (wie das Lehrer-Hasser-Buch), sondern dass Du es ernst meinst. Gleichzeitig schreibst Du schon ein paar sehr pauschale Sachen auf: "Warum hat kein Lehrer Zeit, einen Elternabend zu besuchen...Hat kein Lehrer Zeit, nach dem Unterricht...etc." Du weißt aber sicher selbst, dass dies nicht auf alle zutrifft bzw. dass es manchmal auch Zwänge gibt, für die eine Lehrkraft auch nichts kann. Z.B. haben manche Lehrkräfte 6 oder auch 7 Stunden Unterricht am Stück (es machen ja nicht alle Teilzeit, und die, die es machen, verdienen dann auch entsprechend weniger, machen aber immer anteilig mehr als das, wofür sie bezahlt werden.) So hetzt man selbst zwischen entfernt liegenden Klassenzimmern manchmal ganz schön hin und her, z.B. in den 5 Minuten Pausen. Ist mir selbst, als ich Vollzeit arbeitete so gegangen. Da ist nicht nur keine Zeit für ausführliche Gespräche mit Schülern zwischendurch, da ist oft nicht mal Zeit, um auf die TOILETTE zu gehen. oft habe ich mich gefragt, wo sowas sonst wohl möglich ist. Ich könnte hier noch jahrelang weiterschreiben, habe aber nicht die Zeit, weil ich gerade 23 Abiklausuren korrigieren muss. Jede davon 5 Stunden inkl. Gutachten. Also 115 Stundne Arbeit. Und zwar zusätzlich zu dem, was ohnehin gemacht wird. Und innerhalb von knapp drei Wochen irgendwie reinzuquetschen. Ja, es gibt auch ruhigere Zeiten manchmal.
Und manchmal stelle ich mir auch Fragen wie Du, nur in eine andere Richtung: Ist es denn zu viel verlangt, wenn die Eltern aus meiner Klasse auch mal wirklich alle zum Elternabend erscheinen, dass sie mir pünkltich das Geld für die Klassenfahrt überweisen? Kann ich auch mal ein Dankeschön erwarten, wenn ich - mittlerweile Teilzeitkraft - dennoch auf eine Vollzeitklassenfahrt mit einer flippigen 9. Klasse gehe, dabei großen organisatorischen Aufwand habe, weil meine eigenen Kinder ja auch in der Zeit betreut werden müssen? Oder hab ich da etwa Urlaub, wie einige Eltern zu denken scheinen?
Na ja und an andere Berufsgruppen kann man diese Fragen auch stellen (wen man gerade gefrustet ist): wieso hat diese Ärztin sich jetzt nicht mehr Zeit genommen, wieso hetzt sie schon wieder raus? Ist es zu viel verlangt, dass ich pünktlich zu meinem Termin auch drankomme? Was ist das für eine schlechte Organisation hier! Du als Insiderin wirst sagen: Jaaaaaaaaa, Moment, wir sind durch bürokratischen Aufwand und ständig neue Verpflichtungen, durch Gesundheitsreformen etc. so in der Mangel, dass manches leider nicht so geht.
Du siehst, solche Äußerungen könnte man an Ärzte auch richten. Bei manchen auch zu Recht, bei anderen wieder nicht. Und nun habe ich keine Zeit mehr, aber Dich vielleicht ein bißchen zum Nachdenken gebracht? lg, Christiane

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Re: Warum hierzulande so schlechte Schulausbildung?

Antwort von fiammetta am 02.05.2006, 12:00 Uhr

Hi,

während meines Magisterstudiums kam ich natürlich mit einer Reihe von Lehramtsstudenten zusammen, die fast alle auf die Frage, weshalb sie diesen Beruf ergreifen wollten, antworteten, daß sie dann drei Monate im Jahr Urlaub, eine Verbeamtung, relativ guten Verdienst, etc. sicher hätten. Also sämtliche Klischees, die man so hat, erwarten würden. Keiner erklärte, es ginge ihm um die Bildung, in welcher Bedeutung auch immer, der Kinder. Ich fand das mehr als merkwürdig. Nach meinem Studium habe ich fünf Jahre als Fachlehrerin am Gymnasium unterrichtet und dabei erlebt, daß sich manche Kollegen einerseits zwar schulintern engagieren, weil sie Karriere machen wollen, gleichzeitig aber vor dem "Chef" gekuscht haben, daß es direkt peinlich war. Andere wurden nach ein paar Jahren direkt zum Alkoholiker. Ich muß allerdings auch sagen, daß das Unterrichten irrsinnig anstrengend ist. Ich bin seit acht Jahren in der Erwachsenenpädagogik und habe hier (außer bei Arbeitsamtsmaßnahmen) v.a. mit Leuten zu tun, die freiwillig kommen, denen der Unterricht Spaß macht, die Interesse zeigen. Dennoch bin ich oft extrem ausgesaugt, weil man permanent auf die Eigenheiten eines jeden Einzelnen eingehen muß und oft auch in der Freizeit mit den Problemchen der Kursteilnehmer behelligt wird (beliebt: Samstag abends um halb 11...). Am Ende jedes Sommersemesters habe ich wochenlang Magenschmerzen vor Streß, die erst mit der Zeit, d.h. während der Ferien leichter werden. Gleichzeitig ist es aber so, daß ich eine Doppelstunde am Gym als so anstrengend empfunden habe wie zwei mit Erwachsenen. Der Lärmpegel ist anders, der Lernwille und die Feindseligkeit. Ich hatte auch schon Eltern, die mich dafür wüst beschimpft haben, weil ich um ein paar Minuten zu spät zum Unterricht erschienen bin (war beim Chef). Ihre Blagen brauchten aber keine Entschuldigung, um nicht zu erscheinen... Einige meiner Kumpelinen sagen, sie würden jederzeit den Job wechseln, wenn sie nur wüßten, was sie stattdessen tun könnten.
Ich möchte keine Jugendlichen mehr unterrichten. Ich verstehe durchaus, daß viele ausgelaugt sind. Gleichzeitig ist es aber auch leicht, weil die Verbeamtung nur Vorteile bietet und damit auch scharenweise Leute anzieht, die in dem Job eigentlich nichts zu suchen haben. Ich kenne einige Lehrer, die sich mit Ende 40/Mitte 50 haben frühpensionieren lassen, jetzt ein lockeres, da noch immer wohlbezahltes Leben führen, z.T. eine neue freiberufliche Tätigkeit ausüben und sich über den blöden Staat amüsieren. Psychische Probleme kann man mit ein bißchen Wissen und Können glaubhaft schauspielern, schon hat man seine Ruhe. Irgendwo wurde die Meßlatte für die Frühpensionierung wesentlich höher angelegt als bisher (oder waren es Abstriche in den Bezügen?) und, schwupps!, konnte so mancher weiterarbeiten. Mich kotzt immer das Gejammer an, daß sie, bei der Bezahlung, Beihilfe, keine Einzahlung in Rentenkassen, etc., doch auch am Abend oder am Wochenende z.B. korrigieren müßten. Muß ich auch - und ich habe diese ganzen Zusatzleistungen nicht. Abgesehen davon haben sie wesentlich mehr Urlaub als andere (und das alle sechs Wochen!) - es hebt sich also wieder auf. Es erzähle mir übrigens keiner, daß er ständig auf Fortbildung wäre, v.a. während der Ferien.
Fazit: Ich möchte den Job nicht machen, aber solange die Vergünstigungen dermaßen umfassend sind, wird es vielen leicht gemacht, das System zu mißbrauchen. Abgesehen davon finde ich, sollte man in bestimmten Jobs durchaus eine Portion Idealismus mitbringen, den man sich durchaus erhalten kann. Tun die meisten aber nicht.

LG

Fiammetta

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Warum sind Ärzte so egoistisch und arrogant?

Antwort von tinai am 02.05.2006, 12:56 Uhr

Hi Astilbe,

diese Frage passt zu Deiner Lehrerfrage. Sie ist einfach sehr pauschal. Nach meinem ersten Klinikbesuch mit meiner Tochter hätte ich das so reinstellen können und wäre vielleicht davon überzeugt gewesen. Ich kenne aber etliche Ärzte und war auch (leider) schon öfter stationär mit meinen Kindern, so dass ich weiß - es stimmt nicht, das ist ein Pauschalurteil.

Du urteilst aber auch pauschal aufgrund Deiner ganz persönlichen Erfahrungen. Ich bin keine Lehrerin und habe mihc auch schon manches Mal in die Lehrerschelte eingereiht, aber wie in allen Berufen gibt es auch dort schlechte und gute. Es gibt miserable Ärzte (deswegen würde ich mich nie auf die Meinung eines einzigen verlassen), miserable Anwälte und Steuerberater (da kostet es richtig Geld und man merkt es leider viel zu spät), miserable Lehrer, Erzieher etc.

Der größte Unterschied ist: Ein Lehrer kann - wie jeder BEamte - bis zur guten Pension "mit Dienst nach Vorschrift" oder weniger kommen - in der freien Wirtschaft klappt das nicht so leicht. Es fehlen leider Kontrollmechanismen und Leistungsanreize.

Es gibt supergute und hochengagierte Lehrer und man hat einfach Glück, wenn das eigene Kind so jemanden erwischt. Aber über alle pauschal zu urteilen wäre schon falsch.

Gruß Tina

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Hier noch mla ne Lehrerin

Antwort von Henni am 02.05.2006, 13:15 Uhr

Hallo

das wesentliche ist schon geschrieben: es gibt überall solche und solche...zum Glück kenne ich überweigend engagierte KOllegen..EINE Leiche schleppt sicher jdes Kollegium mir um, und über unsere "Leiche" könnte ihc ROMANE schreiben und jedes Kind dass ihn bekommt und auch die eltern tun mir leid. Es gibt fast KEIN Vorurteil Lehrern gegenüber, dem er nciht gerecht wird...mittlerweile macht er sich glaub ich ne Spaß draus...und Ende dieses Schuljahres Geht er ENDLICH in Rente...


DEN hätte man wirklich schon lange rausschmeíßen müssen, und für DEN geniere ich mich täglich und auf DEM dürfen bitte alle rumreiten und anch Abschaffung des Beamtestuns schreien..

Dem überwiegenden Rest meines KOllegium und ich denk auch mir tust du absolut unrecht, aber das weißt du sicher.

ICh zum Beipsiel arbeite 1/4 Stelle also 8 Unterrichtsstunden, was im "normalen Leben eben 11 Stunden arbeitszeit entspricht, nach umrechnung all der ferien und der einbeziehung der Vor- und nachbereitungszeiten dürfte ich so ca auf 16 Stunden die schulwoche kommen. wenn cih Das mal zu grunde lge dann wäre mein Schuljahr nun schon vorbei und ich hätte derart v iele Überstunden abzufeiern..stattdessen gehe ich doch galtt noch auf klassenfahrt 5 tage und Nächte..ich idiot!?! und die gesamten Prüfungen und alles kommt noch...


wie oft meine eigenen Kinder auf Turnen und Nachmittagsunternehmungen verzichten müssen weil MAma ja nun mal 2 vormittage arbeitet, de facto aber wöchentlich MINDESTENS 2 termine am nachmittag oder abend hat weiß cih nicht. Es macht mir auch nciht viel aus, ich arbeite gern..aber das mit dem "faulen sack" kann ich einfach nciht mehr hören....

Außerdem: kieferorthopäden scheinen ja generell nur vormittags zu arbeiten, oder?? Du glaubt nciht wie viele schüler am vormittag da hingehen müsssen. und: von meinen vollzeit kollegen ARBEITEN alle AUCH MINDESTENS AN 2 NACHMITTAGEN, da fiele dann also auch unterricht aus...

ach, ich könnt grad weitermachen..nützt aber nix..sonntag ist 4 stunden schulfest, freitag nachmittag aufbau, morgen abends elternaben...ach ja und ich muss noch 7 unterrichtsstunden vorbereiten und eine bioarbeit korrigieren...schöne 1/4 stelle...

LG HEnni

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Re: Warum hierzulande so schlechte Schulausbildung?

Antwort von KaMeKai am 02.05.2006, 15:39 Uhr

ich finde auch, dass Du das alles sehr pauschal verurteilst. Ich dachte auch, es gibt nur arrogante Lehrerinnen (vor allem hier aus dem Forum :-)) Aber meine Tochter hat bisher super engagierte junge Lehrerinnen bekommen.
Aber in der Tat gibt es wohl unter den älteren Lehrerin vor allem an Gymnasien einige, die sich nicht überarbeiten.
Mir kommt es auch etwas schal rüber, wenn der Klassenlehrer vom Nachbarsmädel (Gym) 3 Tage nach den Osterferien zur Miniskus OP ins KH geht.
In den Osterferien war er auf Korsika.
Na ja, es gibt sicher in jedem Beruf schwarze Schafe, aber bei den Lehrern fällt es eher auf, weil der Beruf so "öffentlich" ist.
LG
Kathrin

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lehrer/innen strukturell überfordert

Antwort von paulita am 02.05.2006, 18:02 Uhr

ich denke, dass die lehrer/innen in diesem land (inzwischen) strukturell überfordert sind: die ausbildung ist nicht optimal (ich weiß das, weil ich an der uni viele, viele, viele von ihnen unterrichte), die eltern erwarten das unmögliche von ihnen, es fehlt überall an geld und ressourcen, die kids sind extrem verunsichert und demotiviert. im moment gibt es eine große verunsicherung darüber, was schule kann und was schule soll - alle meinen, sie hätten selbst die wahrheit mit löffeln gefr...nur weil sie selber mal schüler waren oder heute eltern sind. nur: was brauchen kinder und jugendliche? vor allem dort, wo eh klar ist, dass sie kein mensch will oder braucht (hauptschulen in großstädten z.b.)? was kann man ihnen mit so begrenzten mitteln bieten? wie kann man die defizite der familien aufholen bzw. damit umgehen? sollen lehrer/innen das überhaupt?
es gibt so viele fragen in bezug auf bildung, schule, erziehung - was prinzipiell auch sehr ok ist!! aber anstatt an verschiedenen ecken gemeinsam nachzudenken, hacken die verschiedenen gruppen aufeinander rum. gegen beamte (bin selber eine, wenn auch nur auf zeit) wird prinzipiell gemotzt, gegen schulen auch (warum auch immer; hab ich nie verstanden) - und gegen eltern bisweilen auch. merkwürdig.
lg
paula

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Re: Warum hierzulande so schlechte Schulausbildung?

Antwort von biohuschel am 02.05.2006, 19:58 Uhr

Hallo,
ich habe Sonderschullehramt studiert (Lernbehinderung und Erziehungshilfe) mit dem Fach Biologie, ich habe in meinem Studium viele zukünftige Gym.Lehrer kennegelernt (auch zusammen in WG gewohnt) und eines ist mir aufgefallen je höher die Bildung, desto weniger Pädagogik umso mehr Fach.
Im allgemein ist die Ausbildung wirklich nicht so toll, vor allem das Referendariat.
Jetzt zu meinem Alltag ich arbeite mit einer 75% Stelle (21 Stunden) an einer Grundschule (habe in einer 1./2. Klasse 5 Schüler mit Förderbedarf). Ich habe jeden Montag Konferenz und mindestens ein Elterngespräch oder Jugendamt. Eigentlich gehen jeden Tag noch Zeit für Gespräche mit Kollegen drauf. Pause habe ich meist auch nicht, da ich Konflikte mit Schülern klären muss, Aufsicht habe oder Gespräche.
Hätte ich eine volle Stell müßte ich 28 Stunden vorbereiten müßte ich jede Stunde vorbereiten, da komm ich locker über 40 Stunden die Woche. Auf Klassenfahrten (eine im Jahr sollte schon sein) hat man 24 Stunden Dienst. Überstunden gibt es in unserem Job nicht. Ich habe am Samstag auch 4 Stunden in der Schule verbracht um den Schulhof zu gestalten, dabei habe ich für 20 Euro Essen für alle gekauft (gibt mir auch keiner wieder). Ich kaufe auch so oft etwas für die Schüler und von meinen Lehrematerialien gar nicht zu reden.
Also lange Rede kurzer Sinn uns Lehrern geht es auf der einen Seite sehr gut, aber wir müssen auch arbeiten.
Wenn ich mit älteren Kollegen spreche höre ich heraus, dass das eigentliche unterrichten immer weniger Zeit beanspruchen darf, da Verwaltungsarbeit immer mehr Zeit in Anspruch nimmt (Lehrerfunktionen: Beraten, Innovieren, Verwalten/Organisieren, Unterrichten, Fördern)
Ich hoffe du hast einen besseren Einblick.
LG Christina

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Noch eine Lehrerin....

Antwort von sumse am 02.05.2006, 20:45 Uhr

...die den Beiträgen ihrer Vorschreiberinnen eigentlich nichts mehr hinzufügen kann. Trotzdem möchte ich mich noch schnell einreihen.

Ja-wie die anderen bereits schrieben, es gibt solche und andere Lehrer. Ich selber arbeite an einer kleinen Dorfschule mit einem 4köpfigen, hoch engagierten Kollegium. Da kann man sich gar nicht ausklinken :-)

Zudem betreuen wir ständig eine LAA (Lehramtsanwärterin, gerade bereits die dritte in Folge), wir haben eine Austauschlehrerin aus Frankreich integriert und nehmen häufig Praktikanten.

Dadurch findet bei uns ein sehr "gläsener Unterricht" statt, d.h.die LAA hospitiert, der Anwärterunterricht wird vom Lehrerseminar beutachtet, wir hospitieren gegenseitig usw.

Ich bin überzeugt davon, dass diese ständige gegenseitige "Kontrolle" (im absolut positiven Sinne)in einem ganz hohen Maß zur Qualitätssicherung beiträgt.
Man gibt sich gegenseitig Anregungen und reflektiert seinen eigenen Unterricht ganz anders.Es findet ein sehr reger Austausch von Ideen, Materialien etc. statt. Bei uns ist es auch üblich, sofern es die Zeit erlaubt, dass unsere Schulleiterin ab und an eine Stunde hospitiert.

Und DAS ist der Punkt. Ich kenne ganz viele Schulen, da geht morgens jeder in seine Klasse, schließt die Tür und ward nicht mehr gesehen. Diese Kollegen brechen dann zusammen, wenn man sie nach einer Praktikantenbetreuung oder Hospitation fragt (oft selbst erlebt!)-sie sind es einfach nicht gewöhnt, dass ihnen jemad in die Karten glotzt. Die packen das einfach nicht, dass evt. jemand (außer ihren Schülern) ihren Unterricht zu sehen bekommen könne! U

Und das ist in meinen Augen schon sehr seltsam. IM Prinzip kann jeder Lehrer im Rahmen der Lehrpläne plus päd. Freiheit in seinem Unterricht eine Menge Mist bauen, es sieht ja keiner (und die Schüler sind's gewöhnt).
I
ch denke, wenn sich DA etwas ändern würde, wäre schon viel gewonnen. Schule und den eigenen Unterricht öffnen und vor allem im Kollegium besser zusammenarbeiten (dazu müsste man aber auch Hilfen wie z.B. Supervisionen -in jedem anderen sozialen Beruf üblich- angeboten bekommen).

Ich kenne Kollegien, da krallt sich jeder panisch sein Zeug zusammen, damit die anderen ja nicht davon profitieren. Gute Ideen will man nicht geklaut bekommen, das wäre ja noch schöner. Und in seinen Unterricht lässt man sich gar nicht reinquatschen!

Schade. Wenn man da -in den Kollegien und deren Zusammenhalt und Zusammenarbeit- ansetzen würde, das wäre ein großer Schritt in die richtige Richtung.

Vielleicht hilft dir das ja ein bisschen weiter. Ich empfinde mich übigens als sehr engagiert (Vollzeit /Klassenlehrerfunktion mit zwei kleinen Kindern)und kenne auch einige ünmögliche Ärzte :-)
Aber Gott sei Dank weiß ich, dass es über diese Berufsgruppe ganauso bescheuerte Vorurteile gibt wie über Lehrer :-)

LG sumse, die jetzt mit ihrer Schreibtischarbeit beginnt und wie immer nicht vor Mitternacht ins Bett kommt

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Danke - die Antworten waren sehr interessant ...

Antwort von KarinF am 02.05.2006, 20:53 Uhr

Hallo,

die Frage lag mir auch auf den Lippen - die Antworten waren sehr interessant....

Also was tun? Alle zum demonstrieren auf die Straße und den Schülerschlüssel senken? Wieso ist das nicht durchzubringen?

Servus
Karin

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kleiner Nachtrag...

Antwort von sumse am 02.05.2006, 21:00 Uhr

Einen Punkt habe ich doch tatsächlich völlig außer Acht gelassen: Die Motivation!!!
Muss man sich über die schleichende Demotivierung einer Berufsgruppe und selbst deren engagiertester Mitglieder wundern, wenn diese Berufsgruppe:
- für gesellschaftliche Probleme jeglicher Art den Kopf hinhalten muss
- im gesellschaftlichen Ansehen etwa mit der gemeinen Kanalratte gleichliegt
- mit Eltern "arbeiten" muss, die ihren Kindern ständig vermitteln, dass Lehrer in etwa dasselbe sind wie eine gemeine Kanalratte
- sich als "faule Säcke" (G. Schröder) betitulieren lassen muss und sich zudem von Kurt Beck sagen lassen muss, dass er das Wochenpensum eines Lehrers bereit am Dienstagabend erledigt hat?

UND SO WEITER

LG sumse, die trotz allem ihre Arbeit über alles liebt -der Kinder wegen!

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Re: du sagst es, KarinF....

Antwort von 58er am 02.05.2006, 21:33 Uhr

... demonstrieren und streiken. die kinder so lange nicht in die schule bringen, bis sich was ändert. so viele polizisten gibt es gar nicht, um alle schüler jeden tag einzeln abzuholen; auch nicht so viele knäste, um alle eltern dort reinzustecken.

nur: da es schon bei kleinigkeiten fast unmöglich ist, in der elternschaft auf den minimalsten kleinsten gemeinsamen nenner zu kommen, ist es bei größeren dingen vollends aussichtslos. die lehrer und schulleiter dürfen und können sich als beamte und staatsuntergebene nicht wehren.

und so wird sich nix ändern. im gegenteil: ich glaube, wir müssen wohl froh sein, wenn´s auf dem derzeitigen "qualitäts"-level bleibt und nicht noch schlechter wird.

na denn. back to the roots. unsere kinder werden wohl mal, wie meine vorfahren gott hab sie selig in einem oberfränkischen dorf, korbflechter und korbhändler werden und froh sein, wenn sie ihre erzeugnisse nach china und indien liefern dürfen ;-)))

habt ihr schon einmal in eurem leben mit einem SCHULRAT gesprochen? bzw. zu sprechen, zu kommunizieren versucht? mit einem bayrischen? tuts mal. dann versteht ihr, warum ich hier leicht zynisch rüberkomme.


grüße von old mama

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Schülerschlüssel senken?

Antwort von tinai am 03.05.2006, 10:02 Uhr

DAs sind doch schon viel weniger als früher. Meine ganze Schulzeit hindurch waren wir immer 34-36 Kinder. Erst in der 12 gab es dann Kurssystem und da gabs ja ohnehin keinen Klassenverbund mehr.

Warum nimmt niemand die Eltern in die Pflicht?

Es ist nicht nur die Schülerzahl, sondern auch unkonzentriertere Schüler. Ich weiß, ich weiß, schon Sokrates hat über die Jugend geschimpft, auch ich zitiere das gerne, aber wenn ich den Fernsehkonsum mancher Kindergartenfreunde sehe, wundert mich, dass die sich überhaupt noch auf irgendetwas konzentrieren können.

Es müsste an zwei SEiten etwas passieren. Zum einen einheitlich Lernziele und auch -kontrollen - der Lehrer und auf der anderen Seite nicht nur der Ruf nach dem Staat und den anderen, sondern auch die eigenen LEbensumstände kindgerechter gestalten.

Jetzt dürft Ihr mich steinigen, ich habe noch nicht einmal alle Beiträge gelesen.

Aber ich habe nie darunter gelitten, dass wir 36 Schüler waren. Und Disziplinlosigkeit gabs auch nicht, wir hatten allerdings vorwiegend ältere Lehrerinnen, die nicht zimperlich waren. Der junge "versteh-Typ" ging leider unter so gut gemeint das flache Konzept gemeint war.

Gruß Tina I.

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