Baby und Job

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Geschrieben von Hase67 am 23.03.2013, 8:25 Uhr

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Hi,

die größte Schwierigkeit gegenüber Frankreich sehe ich hier in Deutschland (ich wohne übrigens an der französischen Grenze und kenne viele französische Kolleginnen) weniger darin, dass es zu wenige Krippenplätze gibt als darin, dass die Akzeptanz hier in D geringer ist als in F und dass die Krippenplätze (und später für Schulkinder die Ferienbetreuungen) vielfach kaum bezahlbar sind, wenn man nicht einen wirklich gut bezahlten Job hat. Die wichtigsten Themen, wenn es um Kinderbetreuung hier in D geht, sind für mich die staatliche Finanzierung von Kinderbetreuungseinrichtungen (wie in F), der Abbau des "Müttermythos", dass nämlich Kinder sozial oder psychisch geschädigt werden, wenn sie unter drei außer Haus betreut werden (es gibt hier übrigens durchaus Expertenforen, die einen ähnlichen Tenor vertreten) und das gesellschaftliche Selbstverständnis von Frauen.

Während in Frankreich als "bourgeois" gilt, wer längere Zeit aus dem Job aussteigt und eben nicht wieder arbeitet, ist es hier in D ganz selbstverständlich, dass auch gut ausgebildete Frauen in guten beruflichen Positionen für die Aufzucht der gemeinsamen Kinder aus dem Job aussteigen, ihren Männern den Rücken freihalten und sich mit ihrer ganzen im Job erworbenen Hartnäckigkeit und Energie in die Kindererziehung und -förderung stürzen. Das führt, wie ich zumindest hier beobachte, zu einem gewissen "Hyänen-Phänomen", wenn es darum geht, sich Plätze an begehrten Privatschulen oder in begehrten Förderkursen zu sichern, die ich aus Frankreich oder anderen Ländern nicht kenne.

Außerdem sehen sich viele Frauen hierzulande, was die Betreuung ihrer Kinder angeht, viel stärker bemüßigt, nur die mindestnotwendige Anzahl an Stunden außer Haus zu buchen, um eben möglichst viel Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, geraten dadurch aber oft zeitlich in die Bredouille, wenn außerhalb der reinen Arbeitszeit noch Konferenzen, Arbeitsvorbereitungen oder eben andere "Erwachsenentermine" zu stemmen sind. Das alles ist hierzulande deutlich anders als in Frankreich (oder auch in GB, den USA oder asiatischen Ländern), wo es selbstverständlich ist, dass optimale Förderung und Betreuung der Kinder eben gerade NICHT im Schoße der Familie oder gar am Rockzipfel der Mutter stattfindet. Und das ist als gesellschaftliche Grundeinstellung eine Stellschraube, an der sich nicht so leicht drehen lässt.

Viele Probleme ergeben sich meines Erachtens auch schlichtweg aus der Tatsache, dass hierzulande "Schutz der Ehe und Familie" mit vorsintflutlichen Modellen wie Ehegattensplitting gleichgesetzt werden, so wie es das in anderen Ländern auch nicht gibt.

LG

Nicole

 
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