Baby und Job

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Geschrieben von erguel am 10.07.2005, 11:36 Uhr

Jungs

Hallo,
ich erwarte in 3 Wochen mein erstes Kind, einen kleinen Jungen. Leider bin ich aus beruflichen Gründen gezwungen ihn nach ca 2,5 Monaten in eine Tagespflege zu geben. In letzter Zeit habe ich viel gelesen über die Probleme von kleinen Jungs, unter anderem in einem Buch von Steve Bidulph, der dazu riet, kleine Jungs unter 3 Jahren nicht abzugeben, da sie nicht so robust seien wie kleine Mädchen.Tatsächlich ist es ja so, dass Jungs in vielerlei Hinsicht der Entwicklung von Mädchen hinterherhinken, anfälliger sind für Verhaltensauffälligkeiten, Lernschwierigkeiten und viele Krankheiten wie Autismus. Dazu kommt die Verunsicherung des männlichen Rollenbildes, so habe ich es zumindest gelesen. Ich lebe zwar mit meinem Freund zusammen, er ist jedoch beruflich auch sehr eingespannt, so dass er wahrscheinlich nicht übermässig präsent sein wird. Letztlich bleibt mir nichts anderes übrig, als ihn in die Tagespflege abzugeben...Wer hat Erfahrungen damit gemacht? Sind Jungs tatsächlich "schwieriger" als Mädchen? Ich bin ganz verunsichert, zumal meine Freundinnen alle Mädchen bekommen haben. Wie schafft man es, Jungs jenseits der Rollenklischees zu erziehen?
Danke für Eure Antworten

 
6 Antworten:

Da könnte man Romane schreiben...... .und fast wäre es einer geworden

Antwort von tinai am 10.07.2005, 22:08 Uhr

...so viele Fragen hast du verpackt.

Vorab: Mein erstes Kind ist ein Junge, der ab seiner 5. Lebenswoche mit einem Au pair zusammen war, ab der 9. Woche bin ich voll arbeiten gegangen.

Es wird sicherlich schwer für Dich, Dich von ihm zu trennen. Ich habe entsetzliche gelitten, obwohl es ihm offensichtlich gut ging. Er war in meiner Nähe und wurde mir stets zum Stillen gebracht. Ich habe ihn nachts bei mir im Bett gehabt und viel im Tragetuch getragen, auch heute ist er noch ein Kind mit einem enormen Bedürfnis nach Körperkontakt.

Grundsätzlich sehe ich es schon als kritisch, dass Kinder vorwiegend von Frauen umgeben sind. Ihnen fehlen auch in Familien die männlichen Bezugspersonen (die halten sich nämlich oft ganz hübsch raus oder krakeelen wie Suppenkasper weiter unten was von "werden nach meinen Wünschen von der Mutter betreut"). Deshalb war ich froh, dass im Kindergarten ein Erzieher ist und wir haben den Schritt gewagt, einen jungen Mann als Au Pair aufzunehmen. Mein Sohn wünscht sich auch wieder einen Mann - ich weiß noch nicht, was wir genau machen.

Ich kann Deine Sorgen sehr gut nachvollziehen und diese Sorgen bleiben immer. Aber glaube nicht, dass Mütter, die zu Hause bleiben, sich diese Sorgen nicht machen. Schön, dass Du Bücher liest, aber glaube nicht jedes Wort. Es gibt nicht "die Jungen" und "die Mädchen". Es ist alles richtig was Du schreibst und trotzdem wird Dein Junge ganz individuell sein. Und es nützt da auch nichts irgendwelche Fehlentwicklungen zu erwarten. Versuche einfach auf Dein Gefühl zu vertrauen. Ich lese längst nicht mehr so viel, bin aber immer offen für andere Meinungen. Gerade hier im Forum habe ich viele Impulse bekommen, unsere individuelle familiäre Situation inklusive Betreuungsorganisation aus einem anderen Licht zu sehen. Man muss einfach immer wachsam sein und gegenlenken, wenn etwas nicht gut läuft. Aber das kannst Du bestimmt und Du wirst wie alle Mütter (berufstätig oder in Berufspause) Fehler machen. Aber so Kinder sind erstaunlich robust!

Mein Sohn ist jetzt 5. Er fällt durch sein überdurchschnittliches Sozialverhalten stets sehr positiv auf. Er ist kein Draufgänger und würde sich schon einmal unterbuttern lassen, aber er ist ein "glückliches" Kind, das Liebe verlangt und Liebe gibt. Ich habe aufgehört, mich zu fragen, wie alles wäre, wenn ich nicht gearbeitet hätte. Die Frage stellt sich nicht und keiner kann sagen, dann wäre das oder jenes besser. Ich sehe Kinder von "Vollzeit"-Müttern (wir sind doch eigentlich alle Vollzeitmütter), die mit 5 noch klammern und nirgends alleine bleiben können und genauso Kinder von voll berufstätigen Müttern, die rumpöbeln und andere Kinder prügeln.

Die Frage, ob ein Kind "wohlgerät" oder nicht, hängt meiner Meinung nach (und leider kann ichs nur platt oder pathetisch ausdrücken) davon ab, dass es bedingungslose Liebe erfährt und respektiert wird in all seiner wunderbaren Unvollkommenheit. Und das ist nicht eine Frage von "Quantität", sondern von "Qualität". Auch die Angst, ein ganztags betreutes Kind kenne seine richtige Mutter nicht mehr ist völlig hanebüchen! Ich kenne keinen einzigen Fall.

Wichtig ist, dass Ihr Euch frühzeitig Gedanken über die Form der Fremdbetreuung macht. Nehmt Euch Zeit zum Eingewöhnen (das ist allerdings mit 10 Wochen nicht so schwierig). Stimmt Euch vorher ab. Überlege, ob Du stillen willst (was einen kein bisschen weniger unabhängig macht - für mich war das auch immer Ausgleich für meine Abwesenheit, ich habe lange gestillt) und wenn ja, welche Vorkehrungen Du treffen solltest (kann das Kind gebracht werden, brauchst Du eine Pumpe - leg Dir einen Vorrat an etc.).

Wenn Dein Sohn da ist, ist es noch viel schwieriger, weil es einfach schwer ist, sich vorzustellen, nicht rund um die Uhr mit ihm zusammen zu sein, deswegen kümmert Euch früh, das gibt Sicherheit. Schaff Dir ein dickes dickes Fell an. Du wirst auf enorm viel Unverständnis stoßen, bis hin zu so unverschämten und grunddummen Sprüchen wie "warum kriegst Du denn ein Kind, wenn Du Dich nicht darum kümmern willst" - so was habe ich von Bekannten (vorwiegend Frauen) gehört.

Mir hat auch geholfen, als ich kapiert habe, dass ich neben Beruf und Kind nicht noch einen perfekten Haushalt und Gäste haben muss. Die Priorität müssen ganz klar anders sein. Der Haushalt komtm irgendwann auch wieder ins Lot.

Du schreibst, dass Dein partner auch sehr eingespannt ist, dennoch überlegt Euch, wie er sich beteiligt. Wie Ihr Aufgaben verteilen könnt. Evtl. könnt Ihr Geld für eine Putzfrau einmal in der Woche abzweigen, dann scheut Euch nicht, Euch eine zu suchen und wenn es nur alle 14 Tage 4 Stunden sind.

Mach Dir keinen Kopf darüber, was Du alles falsch machen kannst und in welcher Hinsicht Dein Sohn von der (immer enger werdenden) Norm abweichen könnte. Überlege lieber, wie Ihr aus Eurer Situation das beste für Euch alle drei machen könnt und das erhalten könnt.

Von Herzen viel Glück und eine Portion Selbstbewusstsein und Gelassenheit.

Tina

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PS: noch nicht lang genug...

Antwort von tinai am 10.07.2005, 22:14 Uhr

..mein zweites Kind ist ein Mädchen und ich kann nicht behaupten, dass die Fremdbetreuung bei Ihr einfacher gewesen wäre. Eigentlich ist sie das "schwierigere" Kind, aber wie gesagt, es gibt kein Schema "jungs" und "Mädchen".

und Herr Bidulph mag ein kluger Mann sein, aber eben ein Mann!

Kinder sind in ihren Bedürfnissen immer verschieden. Klar gibt es Rollenmuster, die eher Jungs entsprechen als Mädchen, aber Jungs sind nicht per se "Mängelexemplare" oder so zart, dass Sie besonders in Watte gepackt und geschützt werden müssten.

Ich sehe eher kritisch, dass gerade Jungs oft ausschließlich in den ersten 3 Jahren auf ihre Mütter fixiert sind.

Ach jetzt höre ich auf. Ich hoffe, ich konnte Dir was brauchbares schreiben.

Tina

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Re: Jungs (lang - spannendes thema!)

Antwort von paulita am 10.07.2005, 23:06 Uhr

kann mich tinas langem beitrag nur anschließen! wunderbar.
unser sohn ist 4,5 jahre alt und wurde von einer tamu betreut, als er 6 monate alt wurde. er war dort bis er knapp 2 war, seitdem geht er in einen kiga. wir hatten damit überwiegend sehr gute erfahrungen, aber auch mehrere ziemlich schwierige phasen. haben aber m.w. auch sehr viele mädels und eben nicht alle jungs. ich weiß nicht, warum jungs sich da schwerer tun sollen als mädchen.
sohnemann ist ein wunderbarer junge. und er ist einerseits ein "typischer junge" und andererseits wieder überhaupt nicht. d.h., er ist völlig fasziniert von allem, was schnell, laut und kraftvoll ist (flugzeuge, rennautos, fahrräder, baustellen, passat kombis..:-) ). und er ist total verschmust, sehr emotional, ausdrucksstark, fürsorglich, liebevoll, tanzt gerne, kann sich lang konzentrieren - und manchmal ist er "zickig". will nur sagen: DEN jungen gibt es ebensowenig wie DAS mädchen. wir sind ja auch nicht DIE mutter oder DIE frau. gell? bidulph ist zwar ganz witzig, aber eben auch nur ein buch. gib nicht so viel drauf. was er über jungs schreibt, finde ich - gelinde gesagt - arg stereotyp.
die frage, wie man jungs jenseits der klischees erzieht, finde ich SEHR gut! ich stelle sie mir, seit ich wusste, das wir einen sohn kriegen. aber der alltag zeigt: es gibt viele gelegenheiten. vor allem muss man, denke ich, aufhören, über jungs + mädchen so zu sprechen, als wüsste man, was das genau sei. wir müssen selber viel mehr auf die individuellen aspekte der kids und uns selbst schauen. die geschlechts-brille verstellt oft den blick für die nuancen der person. da kann man als mutter also schon viel bei sich selber machen, indem man das eigene kind nicht nur als sohn sieht. es gibt daneben so unendlich viele kleine dinge des alltags: verkäuferInnen, die dir für einen jungen nichts rotes verkaufen wollen; mütter, die panisch werden, weil der sohn mit puppen spielt. bekannte, die bei jungs jedes rennen als "typisch junge" bezeichnen uswusf. endlos! ich wehre mich immer dagegen bzw. versuche, witzige und differenzierende bemerkungen zu machen. gerade im beisein des kindes.
GANZ wichtig finde ich männliche bezugspersonen. die sind oft entscheidende vorbilder. mein partner ist mehr daheim als ist und er ist wesentlich aktiver in den dingen des haushalts; er kocht mehr, kauft immer mit ein, putzt mehr als ich, ist sehr körperlich und musikalisch, schmust viel mit mir und dem kind, fährt schlechter und weniger gerne auto als ich (ha!), mischt sich im alltag des kigas ein usw. ich denke, dass kinder extrem viel lernen durch das miteinander-leben. worte und erklärungen sind sicher ganz wichtig (wir gehen momentan z.b. grad das thema durch, warum jungs keine mamas sein können. in echt. "in spiel" will mein sohn immer spielen, dass er die mama ist und ich das kind. sehr lustig), aber das alltägliche leben, das abschauen, sehen, spüren macht wahnsinnig viel aus.
so. gute nacht + viel freude mit dem zukünftigen sohn/kind!
paula

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Re: Jungs

Antwort von Elisabeth mit Fumi & Temi am 11.07.2005, 11:13 Uhr

Hallo,

ich habe das Buch von Steve Biddulph nicht fertig gelesen. Ich hatte angefangen, als ich mit Temi (ein Junge nach einem Mädchen) zu Hause war, aber ich wußte, daß er mit 6 Monaten in die Krippe gehen würde, weil es nicht anders ging. Als ich dann zu der Stelle kam, wo Fremdbetreuung für Jungen vor dem 3. Lebensjahr abgelehnt wird, habe ich das Buch zugeklappt und weggelegt. Ich habe mir auch so schon genug Gedanken gemacht, da habe ich ein externes schlechtes Gewissen wirklich nicht benötigt. Es war ja auch nicht so, als ob ich groß irgendeine Alternative gehabt hätte.

Inzwischen ist Temi 4 und ich habe nicht das Gefühl, daß er defizitär wäre. Er ist ein wunderbares Kind, ausgeglichen und lieb. Kein Rabauke, aber ein richtiger Junge, der für einen Trecker alles stehen und liegen läßt. Gänzlich "untypisch" für Jungen hat er einen wirklich engen Freund, den er seit über drei Jahren kennt und liebt. Und er ist einer der wenigen Jungen, die auch zu Mädchengeburtstagen eingeladen werden *grins*. Vielleicht wird er ja mal ein Frauenversteher *bg*.

Ich kann ja nichts dran ändern. Egal, was Biddlph sagt - und ich halte eigentlich viel von ihm - man muß aus den gegebenen Umständen das Beste machen. Und solange man die Lösung findet, die für alle lebbar ist, muß es gar nicht die 100%ige Superduperlösung für das Kind sein. Es muß nur passen.

Liebe Grüße,
Elisabeth.

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Re: Jungs..mein Senf..

Antwort von Henni am 11.07.2005, 14:28 Uhr

Huhu

hab die anderen Beiträge nciht gelsen: hier MEIN Mist dazu:

mein Sohn (11/2000) geboren war und ist super pflegeleicht!! Seit er 8 monate alt ist wurde er auch mit fremdbetreut, nie viel aber eben immer. nun geht in in den KiGa. er sit absolut unkompliziert und unausfällig, echt schon immer gewesen.

meine tochter ist nun fast 1 jahr alt...und die ersten Monate war sie eine katastrophe! da hätte ich sie NICHT gern weggegeben, denn ich "kam selbst nciht mit ihr klar", also will sagen sie hat auch hier bei uns permanent genörgelt und geheult und war einfach anstrengend. mittlerweile ist sie einfach nur süß und mittlerweile auch pflegeleicht, nun fange ich auch wieder an zu arbeioten.

Das nur als MEINE erfahrungen. Nebenbei bin ich auch Lehrerin uund kenne auch dei typischen jungs Probleme...aber ich denke NICHT dass die auf fremdbetreuung zurückzuführen sind sondern zum großen Teil auf reine "frauenerziehung"..aber das ist ein anderes Thema..

LG HEnni.

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Re: Jungs

Antwort von berita am 11.07.2005, 20:08 Uhr

Ich habe weder das Buch gelesen noch bin ich eine Jungsmama.

Aber mal ehrlich, ist es nicht eher grade ein Klischee, dass man auf Jungs mehr "Ruecksicht nehmen" muss? Von Maedchen wird viel eher Selbstaendigkeit, Freundlichkeit.. sozialvertraegliches Verhalten erwartet und erwuenscht.

Wie auch immer, ich wuerde vor allem versuchen, mein Kind als Individuum zu behandeln. Ob Junge oder Maedchen sagt erstmal wenig darueber aus, wie es mit Fremdbetreuung klar kommt, wieviel Eingewoehnung es braucht etc. Probier es aus und versuch dir Alternativen offen zu halten.

LG
Berit

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