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Geschrieben von Kleine Fee am 14.07.2015, 14:46 Uhr

Benehmen

Aufgrund eines konkreten Anlasses haben wir gestern über Benimmregeln im Büro gesprochen: wer darf wem das Du anbieten, wie begrüßt man sich korrekt usw.

Einem Kollegen wurde ein schlechtes Elternhaus zugeschrieben, weil er jemanden duzte, ohne dass man sich offiziell das Du angeboten hätte. Ein anderer suchte die Erklärung dafür in der ostdeutschen Herkunft dieses Kollegen.

Ich selbst würde meinen, dass das unterschiedliche Benimmverhalten eher mit dem Alter zusammenhängen könnte. Ältere Kollegen scheinen mir hierachiehöriger, bestehen auf Anrede mit Titel und Untergebene dürfen nur reden, wenn sie das Wort erteilt bekommen usw. Sowas finde ich antiquiert.

Kommt es bei Euch auch manchmal zu Irritationen, weil die Kollegen unterschiedliche Benimmregeln leben und von ihrem Gegenüber erwarten? Würdet Ihr die Ursachen eher im Alter oder in der Herkunft sehen?

 
11 Antworten:

Beides

Antwort von Jeckyll am 14.07.2015, 19:38 Uhr

Ich denke zum teil ist das Herkunftssache (zumindest waren meine "ossi"Schwiegereltern extrem erstaunt dass ich sie sietzte und auf die frage warum ich das tue antwortete dass mir keiner das du angeboten hat, in der DDR scheint das duzen also weiter verbreitet gewesen zu sein).

Zum anderen liegt das sicher am Alter, früher gab es noch andere, strengere Höflichkeitsformen.

Wobei ich jetzt duzen ohne Erlaubnis (wenn beide duzen) oder die falsche anrede ohne Titel nicht als sehr unhöflich empfinde. Jemanden nicht ausreden lassen, lästern, lügen, faul sein etc finde ich viel schlimmer. Und das scheint eher Charaktersache zu sein

Jeckyll

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Re: Benehmen

Antwort von Nikas am 15.07.2015, 7:09 Uhr

jmd. nicht ungefragt duzen, hat nichts mit "Hierarchiehörigkeit" zu tun. Ich duze nicht mal 18j ungefragt.

Und wenn ihr im Büro über Benimmregeln gesprochen habt, wars wohl nötig ;-)

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Re: Benehmen

Antwort von Julia+Christopher am 15.07.2015, 11:06 Uhr

Jemanden ungefragt duzen hat doch aber nichts mit unterschiedlichen Benimmregeln oder ostdeutscher Herkunft zu tun. Das ist unhöflich, fertig.

Irritationen gibt es nur mit einzelnen Kollegen, aber das liegt dann eher daran, dass sie die einfachsten Benimmregeln nicht beachten und nicht an unterschiedlichen Auffassungen :)

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Re: Benehmen

Antwort von Strudelteigteilchen am 15.07.2015, 11:21 Uhr

Hierarchiehöriger? Weil man nicht ungefragt gesiezt werden möchte?

Bei uns im Büro schaffen es auch die Azubis (U18), sich an die Regeln zu halten - sprich, die anderen so lange zu siezen, bis Ihnen das "Du" angeboten wird. Ich arbeite in der IT, da läßt diese Aufforderung selten lange auf sich warten - mir wurde von den meisten Kollegen schon am ersten Arbeitstag das "Du" angeboten.

Überhaupt finde ich die "ältere Generation" mit ihrem 68er-Hintergrund häufig "respektloser" oder weniger an Benimmregeln gebunden als die ganz Jungen. Im Gegenzug habe ich den Eindruck, daß sich gerade Berufsanfänger ganz gerne an Regeln festhalten, weil sie Sicherheit geben in einer unbekannten Situation.

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Re: Benehmen

Antwort von leonessa am 15.07.2015, 22:32 Uhr

Ich komme gerade von einem Seminar - da war von 25 bis 62 alles vom Alter her vertreten. Es ging da auch eher um persönliche Dinge (Reflexion der eigenen Arbeit). Da wurde gleich zu Beginn gefragt, wie wir uns gegenseitig ansprechen wollen (Du/Sie). Alle waren sofort für das DU. Ich finde so etwa sehr wichtig.

Der Seminarleiter wollte "Sie" sagen - war kein Problem - für alle! Ein paar mal ist ihm das "DU" herausgerutscht - auch egal. Irgendwann meinte er mal , dass wir uns mal alle zum Frankenwein abends treffen sollen, dann ist ihm das "DU" persönlicher (wenn er mehr privat von einem weiß). Auch recht.

Mir ist es egal ob DU oder SIE - es kommt insgesamt auf das Auftreten an.

LG, Leonessa

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Re: Benehmen

Antwort von seestern1978 am 16.07.2015, 0:21 Uhr

Meine komplette Arbeit findet auf Englisch statt und auf Englisch gibt es kein klares "Sie" und daher ist das Du/Sie in meiner Branche recht aufgeweicht. Ich kenne zwar noch die alten Regeln und wende sie auch an, halte sie aber für künstlich und aufgesetzt. Meine Kollegin hat so sehr auf das "Sie" Wert gelegt, weil sie anders keinen Respekt von ihren Mitarbeitern erfahren konnte.

Gruss Katrin

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Re: Benehmen

Antwort von SimplySingle am 17.07.2015, 10:13 Uhr

Ich finde so etwas auch sehr branchenspezifisch. Bei uns war es gleich klar, dass alle Kollegen sich duzen. Am Anfang habe ich die GF gesiezt, nach 10 Minuten wurde mir dann aber auch gleich das Du angeboten.

Ich bin der Meinung man hat es ja schnell raus, wie es in einem Unternehmen läuft. Häufig ist man mit den Kollegen per Du, während man die GF weiterhin mit "Sie" anspricht.

Es sollte nur einheitlich sein. Habe es mal erlebt, dass man selbst Sie sagen musste und vom Vorgesetzten nur ein Du zuhören bekam. Das geht meiner Meinung nach gar nicht.

Ich verfahre immer nach dem Prinzip, wenn ich es nicht sicher weiss, bleibe ich lieber erstmal beim Sie oder vermeide eine Ansprache bei der es darauf ankommt.

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Re: Benehmen

Antwort von Trini am 17.07.2015, 21:16 Uhr

Mit Ost/West hat das nix zu tun.
Ich bin Ossi und bei uns gab es kein ungefragtes Du.

Ich finde es auch immer noch ungewohnt, mit völlig fremden Menschen per du sein zu müssen, bloß weil sie Kinder in derselben Klasse haben.

Trini

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Re: Benehmen

Antwort von Jomol am 21.07.2015, 10:12 Uhr

Ich glaube, daß im Osten, gerade auf der Arbeit eher länger gesiezt wird. Insbesondere seit der Wende, weil die Kollegenschaft sich oft komplett geändert hat und in hierarchischeren Branchen mehr als in anderen.

Und ich hätte aus dem Osten stammend meine West-Schwiegereltern nicht ums Verrecken ungefragt geduzt. Mein Mann meine Eltern übrigens auch nicht und sie haben ihn selbstverständlich auch gesiezt, bis sie ihm das Du anboten.

Wenn sich alle in Eurem Büro duzen, kann das natürlich als Aufforderung zum Du (miß-)verstanden werden. Ich denke, daß da am ehesten das Alter eine Rolle spielt.

Für mich spielt aber auch der Kontext eine Rolle. Zum Beispiel würde ich die andern Eltern in der KiTa eher schon duzen, aber nach ein paar Versuchen mache ich das nicht mehr.

Grüße,
Jomol

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Re: Benehmen

Antwort von cooki2014 am 26.07.2015, 11:53 Uhr

Mit Ost-West hat das gar nichts zu tun.
Ich wohne an der Grenze zwischen Westen und Osten (also am Rande zweier Bundesländer meine ich damit) und denke ich kann das ganz für beurteilen.
Es gibt sowohl "Wessis" als auch "Ossis" mit "guten" oder "schlechten" Benehmen.

Meine Eltern sind z.B. "Wessis" und sind normal höflich aber auch lockerer.
Meine Schwiegereltern kommen aus der DDR, und die muss ich immer noch sietzen, obwohl ich Ihnen schon einen Enkel geschenkt habe. Die sind super penibel.

Andererseits kenne ich eine "Ossifamilie" die genau das Gegenteil sind.

Es stimmt zwar, dass es von der Art, wie sie sich benehmen, immer noch gravierende Unterschiede zwischen Ost und West herrschen (merkt man besonders an alt eingesessenen Erziehern und Lehrern), aber das Benehmen an sich, wenn es um Höflichkeit geht, ist gleich.

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Ich bin Wessi und duze viel und gerne und ohne zu fragen - bin aber auch Rheinländer.

Antwort von Laufente123 am 29.07.2015, 23:38 Uhr

Liegt vielleicht am Job?
IT und somit sehr viel Englisch. Wenig/Kein Kundenkontakt. Da kennt man kein Sie.

Wenn ich jemanden sieze muss er sich Sorgen machen.
Entweder halte ich ihn für deutlich älter als mich (ich bin aber auch schon 45).
Oder ich mag ihn irgendwie nicht.

Alle anderen duze ich oft so nebenher... Erscheint mir freundlicher, netter. Ich fühle mich unwohl, wenn mich jemand siezt. Ob der mich dann so gar nicht mag? Oder ob das so ein unfreundlich steifer Mensch ist?


Servus
Laufente

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