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Geschrieben von Konfusius am 24.09.2018, 16:06 Uhr

High Need Baby?

Hallo zusammen,

mein kleiner Schatz ist nun 11 Monate alt und seit 7 Monaten außerordentlich fordernd. Mein Mann und ich dachten, dass wir nur deshalb mit dem Kleinen so ausgelastet sind, weil wir noch viel mit dem Hausbau beschäftigt waren und es auch immer noch sind. Aber ich hatte immer das Gefühl, dass mein Baby unglücklich ist, mich sogar hasst, weil ich es irgendwie nicht glücklich machen konnte. Dabei weiß ich, dass es eigentlich Quatsch ist, aber wir haben nichts unversucht gelassen und es war trotzdem nie genug.

Nun muss er in die Kita, weil ich wieder in die Arbeit muss. Aber es läuft viel schlechter als befürchtet. Mir war klar, dass wir einen speziellen, jungen Mann haben, aber heute wurde ich in der Kita von den Erzieherinnen angesprochen, die mir durch die Blume gesagt haben, dass ich quasi auf ganzer Linie als Mutter versagt hätte. Ich war total fertig und hab noch während des Gesprächs angefangen zu heulen, weil ich seit 11 Monaten - also seit Geburt - nichts anderes mache, als auf die Bedürfnisse meines Kindes einzugehen, aber gleichzeitig versuche, es "gesellschaftsfähig" zu machen.

Nun habe ich verzweifelt im Internet gesucht, wie man schon Babys erziehen kann, denn das sollte ich laut Erzieherinnen endlich tun. Dabei bin ich eher zufällig über den Begriff des High Need Babys gestolpert und die Definition liest sich wie ein Steckbrief meines Sohnes. Jeder einzelne Punkt trifft aufs Schmerzlichste zu.

Nun, ich habe bisher noch nie etwas von High Need Babys gehört und ich fürchte, mein komplettes Umfeld ebenso wenig. Ich fühle mich von meinem Kinderarzt nicht ernst genommen und von meiner Hebamme im Stich gelassen. Deshalb wende ich mich nun an euch.

Hat hier jemand Erfahrungen mit High Need Babys? Wie lange dauert so was und habt ihr eine Vermutung, warum ihr ein Baby mit speziellen Bedürfnissen hattet? Hat jemand vielleicht sogar einen Ratschlag für mich, was ich tun kann, um meinen Schatz glücklich zu machen?

Liebe Grüße!

 
13 Antworten:

Re: High Need Baby?

Antwort von kath1983 am 25.09.2018, 5:49 Uhr

Den quatsch kenne ich. Mir wurde zu einem Psychologen geraten. Runter schlucken/ beiseite schieben/ im Geiste den Mittelfinger zeigen/ drüber stehen...


Mein High need Baby, das mich direkt als es mir aus dem Bauch geschnitten wurde, mit weit aufgerissenen Auge ansah und am Tag nach der Geburt anfing zu brüllen, ist jetzt ein high need Kleinkind und immernoch laut Erzieherin das fordernde Kind, dass sie je hatte... Es ist anstrengend, für alle und ich lerne meine vermeintliche Grenze regelmäßig aufs neue kennen und bin nach kurzer Erholung und Reflektion, immer wieder verwundert und erstaunt über mein Kind. So stark, so wissbegierig, so stur, so sozial, so umsichtig, so fordernd, so unbequem

Ich sage mir immer, wenn meine Kleine , als Erwachsene nur noch 50 Prozent ihrer jetzigen Willensstärke hat und durch ihre permanente Gier nach Aufmerksamkeit , in ihrer zukünftigen Entwicklung weiterhin so gute Erfolge erziehlt, wird sie ein großartiger erwachsener Mensch, der gut durch das Leben kommt. Leidenschaftlich unbequeme Menschen kommen nunmal weiter!

Sie ist mit drei ein Kind, dass sich wenig allein beschäftigt und permanent input fordert. Für mich okay, ich sehe es sportlich (mittlerweile).

Was nicht heißt, dass es keine Regeln gibt. Sie ist gut erzogen, im Supermarkt gibt's nie Probleme, sie hört wenn ich etwas sage.

Allerdings lasse ich ihr viel Freiraum...Soll sie doch mal auf dem Boden schlafen- sie hat schnell gemerkt das es unbequem ist und wenn sie frustriert ist, soll sie dem Ausdruck verliehen und brüllen (ausreichend Wortschat für lange Diskussion ist ja noch nicht da), lässt mich kalt.
Auf den Flug nach Florida hat wie richtig Rabatz gemacht, sie wollte raus. Ich habe Sie erstmal wüten lassen und dann auch gejammert...Ich wollte auch endlich da sein!!! Da hat sich die Situation entspannt.

Man darf Kindern nicht zu viel verbieten, dieses ständige ruhig stellen und brav sein/ angepasst sein / ablenken... klar, für Erzieher ist das einfacher, aber lass dich da nicht beirren. Emotionen und Bedürfnissen muss Ausdruck verliehen werden. Wenn ich daran denke, wie oft in meiner Kindheit /jugend von mir gefordert wurde, brav zu sein...angepasst zund sein...zu hören... Wenn das alles gefruchtet hätte, wäre ich heute nicht das was ich bin/wie ich bin.

Die Kita wird sich daran gewöhnen...

Wer weiß was aus deinem Baby mal wird! Gib ihm die Aufmerksamkeit/ erfahre die Welt. Nur niemals ruhig stellen! Scheiß auf Tablett und Fernsehen. Diese High need Babys haben wirklich viel Potential, kosten aber auch viel Kraft.

Aber das wird toll! Meine ist jetzt grade drei. Im Urlaub haben wir gegenwärtig viel Zeit, sie hat bis 100 zählen gelernt und die Kontinente/ Meere... wir versuchen zu rechnen...beobachten die Sterne...lernen Buchstaben... erkunden Insekten...Sie hat schwimmen gelernt.
Ein Kind das sich allein beschäftigt und dich nicht fordert, wird die Welt nicht auf die Art erkunden und erleben, wie ein Kind, dass mit all seiner Energie ALLES WILL. Wir müssen "nur" den Rahmen setzen, dass es bei seiner Gier alles zu erfahren, die Person des Gegenüber respektiert und gewisse Regeln zum Leben dazugehören.
Das Gute ist, dass diese Kinder auch sehr verständig sind:

Hände waschen- kein Problem, schließlich wird man von Bakterien krank

Schlafen- kein Problem, schließlich muss der Körper kraft tanken, damit man auch noch morgen weit hüpfen und hoch klettern kann.

Eincremen am Strand- kein Problem, sonst beißt die sonne

... Wie ein roter Faden, diese fordernden Kinder sind so clever und begreifen schnell.

Was dann auch in der kita irgendwann positiv aufgefallen ist...

Dein Baby ist vollkommen perfekt und wird vermutlich immer ein forderndes Kind sein.

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Re: High Need Baby?

Antwort von Konfusius am 25.09.2018, 9:32 Uhr

Danke für deine aufmunternden Worte. Mein Mann meinte heute, dass wir evtl. noch mal alle Optionen durchgehen sollten. Mal schauen, was dabei herauskommt.

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Re: High Need Baby?

Antwort von Ale27 am 26.09.2018, 21:05 Uhr

Diese Erzieherinnen gehörten gefeuert. Ein 11 Monate altes Baby kann man nicht erziehen ob High Need oder nicht!
Nur weil es ihnen lästig ist dass ein Kind eben mehr Arbeit macht als andere, einfach überhören und fertig!
Natürlich ist es anstrengend ein solches Kind zu haben aber trotzdem erfüllend. Und wichtiger ist es das dem Kind gut geht.

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Re: High Need Baby?

Antwort von Konfusius am 27.09.2018, 10:33 Uhr

Ja, das denk ich mir mittlerweile auch, aber mangels Alternativen bleibt uns nichts anderes übrig.

Wir werden trotzdem versuchen, unseren Schatz zu "erziehen", aber auf unsere Weise. Die Erzieherinnen meinten nämlich, wir müssten unseren Sohn einfach ins Bett legen und "mal schreien lassen", er würde dann schon irgendwann einschlafen und lernen, dass das kein Hexenwerk sei. Mal ganz davon abgesehen, dass sich unser Kleiner einfach nur dermaßen reinsteigern wurde, bis er eher durch Sauerstoffmangel ohnmächtig würde, als einfach zu schlafen, halte ich diese Methode für grausam und nicht zielführend. Er jammert ja nicht nur ein bisschen, sondern schreit, als würde er über offenem Feuer gegrillt werden, das kann nicht die Lösung sein.
Im Gegenteil, unser Kleiner darf nun zu uns ins Bett (bisher hab ich ihn schlafend ins Beistellbett gelupft), wird dafür in der Nacht weder gestillt noch getragen, wenn er wach wird. Erstaunlicherweise funktioniert das bisher ganz gut. Besondere Babys erfordern eben besondere Maßnahmen. ;-) Vielleicht lernt er so, dass Schlaf was ganz Tolles ist und traut sich, auch mal "alleine" zu schlafen.

BTW, ich denke schon, dass man Babys erziehen kann und auch muss, aber halt anders, als die landläufige Meinung es so vorschlägt. :-) Geht alles, wenn man es nur liebevoll macht.

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Re: High Need Baby?

Antwort von rabe71 am 27.09.2018, 22:29 Uhr

Hallo,
aber wie kannst du dein Kind in die Kita geben, wenn du weißt wie sie den Alltag da gestalten???
Aber ich habe eine wirklich gute Nachricht für dich: unser „high-need-baby“ steht jetzt am Beginn der Pubertät,da weiß ich natürlich nicht,wie das wird. Aber: seit ca.seinem 4. LJ ist er das unkomplizierteste Kind,dass ich mir vorstellen kann.
Ich kenne glaube ich viele deiner Gedanken,man überlegt oft,was man falsch macht. Heute kann ich diese Sorge schon fast nicht mehr nachvollziehen.Daher rate ich dir,sorge weiter gut für ihn,geh auf seine Bedürfnisse ein und nimm ihn wie er ist.
Es gibt neugierige kleine Kinder,die nicht so leicht abschalten können,das ist dann eben so.
Alles Gute!

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Re: High Need Baby?

Antwort von Konfusius am 28.09.2018, 9:13 Uhr

Danke für deine Worte! :-) Das gibt mir Mut!

Das mit der Kita wird schon klappen. Diese Woche lief schon besser und ich hab das Gefühl, dass sie nun etwas verständnisvoller auf seine Launen reagieren. Bei dem Gespräch kam nämlich heraus, dass sie wohl selbst verunsichert waren und dachten, sie würden irgendwas falsch machen.

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Re: High Need Baby?

Antwort von Sannip am 04.10.2018, 0:26 Uhr

Den Begriff musste ich erst mal googeln. Tatsächlich ist es aber auch so, dass ein Kind mit 11 Monaten so langsam seine Grenzen testst und auch lernen muss, dass sich nicht alles ausschließlich nach seinen Bedürfnissen richtet und das können die dann auch ab einem gewissen Alter. Trotzdem kann ich mir schon vorstellen, wie anstrengend solch ein Kind ist. Ich hoffe ihr findet einen angenehmen Mittelweg für alle.

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Re: High Need Baby?

Antwort von FräuleinMotte am 06.10.2018, 17:30 Uhr

Hallo Konfusius!

Das mit den HighNeed Babys ist so eine Sache...das verstehen meist nur die, die selber betroffen sind. Was für ein Ausmaß das hat, ist für Aussenstehende kaum zu glauben.
Ich mag dir ein tolles Buch empfehlen, welches mir sehr geholfen hat. Das beleuchtet die Schwierigkeiten die man mit so bedürfnisstarken Kindern hat und zeigt Lösungswege auf. Besonders gefällt mir daran, dass es sehr positiv in Hinblick aufs Kind und die Eltern geschrieben ist - man fühlt sich soooo verstanden und gleichzeitig wird betont, dass dieses starke und intensive auch eine Stärke sein kann. Auch wenn es uns Eltern sehr viel abverlangt.

Es heisst: "So viel Freude, so viel Wut" von Nora Imlau.

Ebenfalls empfehlenswert ist das Buch "Das 24-Stunden Baby" von Dr. Sears. Das gibt es nicht mehr oft, aber ich könnte es dir verkaufen wenn du Interesse hast. Meld dich per PN.

Und zu den Erziehern möchte ich sagen, dass das gar nicht klar geht. Natürlich brauchen auch Kleinstkinder Grenzen. Aber schreien lassen? Das ist die alte Schule und wird so in Erzieherschulen und an der Uni nicht mehr empfohlen und gelehrt. Ganz im Gegenteil! Grr. Solche Krähen sind echt furchtbar.

LG FräuleinMotte (Mama eines "HighNeed" Kindes und Erzieherin)

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Re: High Need Baby?

Antwort von Konfusius am 08.10.2018, 8:49 Uhr

Ja, ich hatte eben auch noch nie davon gehört und ich denke, dass war eben ein großer Knackpunkt. Die Erzieherinnen hielten sein Benehmen wohl für eine frühkindliche Trotzphase und waren regelrecht erstaunt, als wir dann meinten, dass wir dieses "Theater" fast seit Geburt hatten. Da kann man wirklich nicht von Grenzen austesten sprechen, es sei denn wir hätten ein kleines Genie, das seiner Zeit weit voraus ist. :)
Danke für deine lieben Worte, wir machen einfach das Beste daraus!

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Re: High Need Baby?

Antwort von Konfusius am 08.10.2018, 9:24 Uhr

Hallo,

vielen Dank für deinen Tipp, ich werd mir beide Bücher mal anschauen. Ich wünschte nur, ich hätte früher Bescheid gewusst.

Ich bin grad ein bisschen überwältigt, wie viel Verständnis ich hier bekomme. Unsere Nachbarin hatte zwar ein Schreibaby und auch das ist sehr belastend, aber trotzdem ist das in den meisten Fällen nach 4 Monaten vorbei und die meinte nur, dass wir doch so ein braves Baby hätten, wir hätten keinen Grund, uns zu beschweren. Was will man darauf groß erwidern?
Der Cousin meines Mannes könnte laut Schilderung ebenfalls ein High Need Baby gewesen sein und auch der Sohn eines Arbeitskollegen würde laut Beschreibung ins Bild passen, aber irgendwie ist der Begriff nicht weit verbreitet, was irgendwie komisch ist, da es wohl kein seltenes Phänomen ist. Ich denke, dass Eltern schnell als überfordert abgestempelt werden. Wenn es das erste Kind ist, dann haben sie es sich zu leicht vorgestellt, wenn es das zweite ist, dann hätten sie länger warten sollen bis zum nächsten und wenn es das dritte/vierte/x-te Kind ist, dann haben sie sich halt übernommen.
Es tut einfach gut zu wissen, dass man als Eltern nichts falsch gemacht hat, sondern dass das Kind einfach so ist wie es ist. Es ist gesund und wahrscheinlich auch glücklich. Das war übrigens der Punkt, der mich am Meisten fertig gemacht hat: das Gefühl, dass mein Baby unglücklich ist und mich vielleicht sogar hasst. Aber ich weiß natürlich, dass das Quatsch ist, spätestens dann, wenn er sich nur von mir trösten lassen möchte oder nachts aus dem Beistellbett in unser Bett geklettert kommt, um zu kuscheln und trotzdem kommen einem solche Gedanken, wenn das Kind nur weint und nie lacht.

Also danke für dein Verständnis, das tut so gut zu hören, dass man damit nicht alleine ist! :)

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Re: High Need Baby?

Antwort von FräuleinMotte am 09.10.2018, 13:03 Uhr

Sehr gern. Man ist irgendwie so alleine damit - ich kenne das. Diese ganzen "netten" Sprüche...ich durfte mir immer anhören: "Entspannte Mutter - entspanntes Baby". ICH war also Schuld. Kaum jemand versteht, was wirklich los ist und das macht auch irgendwie einsam. Und dann sieht man überall diese chilligen Babys auf den Spieledecken, zufriedene Kinder im Kinderwagen während die Mutter durch die Regale stöbert, schlafende Babys im MaxiCosi neben den Tisch im Restaurant...und man denkt sich: was mache ich falsch? So etwas ist mit meinem Baby undenkbar. Wie können diese Babys einfach so daliegen, wo mein Baby anfängt zu weinen sobald es nicht geschuckelt wird. Man hört von Müttern die sich in der Babyzeit langweilen, weil das Baby die ganze Zeit im Stubenwagen schläft - während man selber sein Kleines nicht mal eine Minute ablegen kann, um in Ruhe zur Toilette gehen zu können. Oder was zu essen.

Lies diese Bücher. Es wird dir gut tun!

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Re: High Need Baby?

Antwort von Sannip am 11.10.2018, 22:10 Uhr

wir haben immer Besucherbaby gesagt. Wenn jemand da war, war er echt immer so lieb, aber kaum war die Tür zu ... ich empfand und empfinde noch meinen ersten als sehr anstrengend. Ob er high Need war weiß ich nicht, aber dafür ist er ein sehr intelligentes Bürschchen und es wird mit der Zeit tatsächlich einfacher.

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Re: High Need Baby?

Antwort von Schniesenase am 16.10.2018, 22:44 Uhr

Gleich zur Beruhigung: Es wird einfacher! Und Du wirst kaum Probleme haben, dem Kind zu vermitteln, dass man z.B. nicht auf die Straße rennt oder Zähne putzen muss usw. Das versteht er so. Weil er es sprachlich und kognitiv schon verarbeiten kann, wie viele andere Sachen so früh.

Ich erinnere mich, dass ich mit unserer Tochter meinte, ich müsste zum Krabbel-/Pekip-Kurs gehen. Der "Erfolg": Während alle Babys niedlich auf dem Rücken lagen und sich auf die angebotenen Dinge einließen - eins schlief sogar ein - rollte unsere Tochter so lange herum und saugte alle Eindrücke auf, bis sie nach 15 Minuten komplett fertig war. Input Overflow, total überreizt und angestrengt. Und dabei hatte sie vorher gut geschlafen. Als ich nach mehreren Terminen entschied, den Kurs nicht weiter zu besuchen, kamen viele Kommentare: Ich würde sie hindern, Erfahrungen mit anderen Kindern zu machen, ich würde sie von Lernmöglichkeiten fernhalten usw. Alles kompletter Quatsch!

Wir haben unser Leben runterfahren müssen, damit sie folgen konnte. Sie war extrem aufnahmefähig und brauchte Begrenzung der Aktivitäten, um kein Chaos im Kopf zu bekommen, denn dann war sie, wie Du Dein Kind beschreibst. Die Kommentare der Umgebung waren entsprechend verständnislos, und doch wunderten sie dieselben Kommentargeber darüber, wie weit sie immer war und wie gut sie - gab man ihr den passenden Rahmen mit genug Zeit für Ruhe und Entspannung - alles machte.

Was uns geholfen hat, kann man einfach in Worte fassen: Tragen, tragen, tragen, mit dem Kind schlafen, es viel stillen es begleiten, wenn es das forderte und lassen, wenn es gelassen werden wollte. Ihm seinen eigenen Weg zu lassen, der oft ganz anders war als der anderer Kinder, SIE ERNST ZU NEHMEN! und zu verhindern, dass zu viele Eindrücke auf sie einprasseln. Es war und ist so schnell alles zu viel. Erklären, warum Dinge so oder so gemacht werden mussten, anstatt monoton auf ein simples NEIN zu bestehen und zu ignorieren, dass sie verstehen konnte, WARUM. So lange wir das machten - und es gab Phasen, in denen wir auch meinten, sie müsse doch "wie andere Kinder funktionieren", in denen wir echt zweifelten, ob wir das richtig machen - so lange entwickelte sie sich unglaublich rasant und es war erstaunlich, was sie kognitiv und sprachlich, aber auch motorisch leistete.

Der Beginn der sogenannten Fremdbetreuung brachte Veränderungen, und heute muss ich sagen, dass die nicht unbedingt so vorteilhaft waren. Obwohl sie einen kleinen Kindergarten besuchte, in dem sie sehr gut eingewöhnt wurde, mit viel Verständnis für ihre individuelle Art und ihr Wesen, bekam sie gegen Ende der Kindergartenzeit immer mehr Probleme, weil sie emotional so viel Unterstützung und Anlehnung vor der Schule brauchte, immer deutlicher anders als die anderen (alle deutlich jüngeren) Kinder war und dadurch auch sozial Probleme bekam, die sie sehr bewusst wahrnahm, gleichzeitig aber zu wenig gemacht wurde, um ihrem Wunsch nach Lernen nachzukommen und Gelegenheit dafür zu bieten, wodurch sie ein neues Feld bekommen hätte, sich innerlich nach vorne und auf die Schule einzustellen und ein neues Feld der Selbstwirksamkeit zu erschließen. Das hat ihr nicht gutgetan, und mit Schuleintritt ringt sie um ihre eigentlich ganz starke, humorvolle und intelligente Lebensart und ihr eigenes Sein, so, wie sie eben gestrickt ist.

Ich glaube, es ist für Erzieherinnen sehr schwer, solche Kinder wirklich ganz zu sehen und bis zum Schluss (wenn schon viele neue Kleine auch viel Aufmerksamkeit brauchen) entsprechend zu begleiten. Viele bekommen das nicht einmal am Anfang hin.

Anders herum können diese Kinder wirklich verkorkst werden, wenn sie sich "falsch" in ihrer größeren emotionalen Bedürftigkeit empfinden lernen oder im Umgang mit anderen Kindern erleben, wie anders sie sind, wenn sie eben keine klugen und darin erfahrenen Begleiter haben.

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