Nahrungsergänzungsmittel - Qualität

 Andreas Obermüller Frage an Andreas Obermüller Apotheker

Frage: Nahrungsergänzungsmittel - Qualität

Sehr geehrter Herr Obermüller, im Verlauf der Schwangerschaft habe ich zunächst Produkte eines bekannten Herstellers genommen (Fembion) und später auf Empfehlung von Freunden auf ein deutlich günstigeres Produkt mit gleichen Inhaltsstoffen (Femibaby von Tetesept) gewechselt, da dies tatsächlich nahezu gleiche Inhaltsstoffe enthält. Mich beschäftigt trotzdem häufig die Frage, ob es Qualitätsunterschiede bei diesen Produkten geben kann, da es sich ja nicht um Medikamente im klassischen Sinne handelt. Wie streng wird hier kontrolliert und kann es Probleme geben? Was mir vor allem Sorge bereitet ist der Wirkstoff Folsäure bzw. Metylfolat. Meine Ärztin sagte mir, dass manche Menschen Folsäure nicht aufnehmen könnten. Daher würde es trotz einnahme zu Mangelerscheinungen kommen. Mein Medizinprodukt enthält diesen Stoff nicht, daher wäre die Frage, ob es zu einem Mangel kommen kann und ob man dies "spüren" würde. (Aussage der Apothekerin, die ich bereits um Rat fragte war nämlich "Folsäuremangel würden sie merken") Vielleicht können Sie da etwas Licht ins Dunkel bringen? Herzlichen Dank!

von tagtraeumerin.x am 18.01.2018, 11:04


Antwort auf: Nahrungsergänzungsmittel - Qualität

Liebe t., Produkte, die in Deutschland legal angeboten werden, entsprechen den hierzulande geforderten hohen Qualitätsstandards. Ein preisgünstigeres Produkt muß nicht schlechter sein, auf keinen Fall jedoch darf es mit Qualitätsmängeln behaftet sein. Es gibt Menschen, die Folsäure z. B. bei Erkrankungen der Leber oder des Dünndarms schlecht aufnehmen können. Das kann mithilfe einer Blutuntersuchung festgestellt werden, falls nötig. Spüren können Sie einen Folsäuremangel so ohne weiteres nicht. Ich halte es für wenig zielführend, Patientinnen zu verunsichern, ohne den Sachverhalt diagnostisch aufzuklären. Die Zufuhr von Folsäure während der Schwangerschaft bzw. schon bei Kinderwunsch ist für den Embryo günstig, weil ein Folsäuremangel die Entstehung von Neuralrohrdefekten wie eine Spina bifida oder Anenzephalie begünstigt. Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 800 Kinder mit einem Neuralrohrdefekt geboren, also ist etwa eines von tausend Neugeborenen betroffen. Eine ausreichende Folsäureversorgung während der Schwangerschaft scheint darüber hinaus auch im Hinblick auf die Sprachentwicklung des Kindes eine wichtige Rolle zu spielen. Es gibt zahlreiche Produkte, die oft auch teuer sind, die nach Aussagen des jeweiligen Anbieters während der Schwangerschaft zusätzlich eingenommen werden sollen. Wenn Sie sich normal (nicht vegan) und gesund ernähren, genügt im allgemeinen die Zufuhr von Folsäure und Jod. Alles Gute!

von Andreas Obermüller am 19.01.2018


Antwort auf: Nahrungsergänzungsmittel - Qualität

Sehr geehrter Herr Obermüller, herzlichen Dank für die Informationen. Ich ernähre mich zwar vegetarisch, dies aber seit 20 Jahren ohne größere Probleme, lediglich der Eisenwert leidet etwas in der Schwangerschaft (von 12,5 auf 11,5 bisher). Leider werden ja recht wenige Untersuchungen gemacht, bei denen wirklich Blutwerte genommen werden. Da ich das erste mal schwanger bin, weiß ich nicht, wer zuständig ist von den Ärzten und habe bisher nur beim Hausarzt einmal eine Kontrolle machen lassen (da wurde dann auch der leichte Eisenmangel gefunden), weil ich mich sehr schwach fühlte (es war dann am Ende eine Erkältung und nach 3 Tagen ausliegen, ging es mir wieder gut). Ich werde aber meinen Hausarzt nochmal bitten, dass eine Kontrolle durchgeführt wird. Notfalls kann man das sicher ja auch als Selbstzahler machen. Ich danke Ihnen ganz herzlich für die ehrliche Antwort, weil mich die Aussage verunsichert hat, ich mir aber offen gesagt nicht vorstellen konnte, dass in Deutschland, wo es für alles Normen gibt, solche Nahrungsergänzungsmittel ohne Kontrollen durch kommen. Viele Grüße und herzlichen Dank, Tagträumerin

von tagtraeumerin.x am 19.01.2018, 12:51


Antwort auf: Nahrungsergänzungsmittel - Qualität

Liebe t., leider sind die Leistungen der Krankenkassen zur Vermeidung möglicher Komplikationen in der Schwangerschaft eher mäßig. Selbst vaginale Ultraschalluntersuchungen müssen teilweise selbst bezahlt werden. Eine gelegentliche Kontrolle der Blutwerte ist auf jeden Fall sinnvoll. Dabei könnten Sie auch eine mögliche Folsäure-Problematik in Ihrem speziellen Fall besprechen. Medikamente und Nahrungsergänzungen werden meines Wissens ohne konkreten Verdacht nicht durch externe behördliche Probennahme geprüft. Lediglich bei der Herstellung muß jeder Schritt genau dokumentiert werden. Die Qualität des Produktes wird durch Einhaltung der Herstellungsvorschriften gesichert. In bestimmten Intervallen untersuchen die Hersteller die eigenen Rückstellmuster. Sollten sich dabei Abweichungen ergeben, dann kommt es zu einer Rückrufaktion (selten). Der Staat wird nicht aktiv, sicher auch um Kosten zu sparen. Wenn man die vielen Lebensmittel-Skandale (Müller-Brot, Bayern-Ei, Gammelfleisch usw.) betrachtet, sollte es deutlich mehr Aktivitäten und weniger Vertuschungen geben. Alles Gute!

von Andreas Obermüller am 19.01.2018


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