Für alleinerziehende Eltern

Für alleinerziehende Eltern

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Geschrieben von Richie am 24.05.2004, 8:54 Uhr

Unschärfe

Hallo lucile,

jetzt muß ich doch präziser antworten.
Es mag durchaus sein, daß Menschen im
Strom ihrer Subjektivität und Taumel ihrer Gefühle trotzdem dauerhaft den Eindruck beibehalten, stets das Richtige zu tun und getan zu haben.
Selbstsicherheit ist aber nicht mit
Selbstkritiklosigkeit zu verwechseln.

****''Du hast die für Dich richtige Entscheidung getroffen und wirst die mit Sicherheit in 10 oder 15 Jahren auch noch vertreten können.''****

Da habe ich z.B. meine Zweifel. Zudem denke ich, daß es 'Entscheidungen' oft-
mals gar nicht gibt, sondern allenfalls
einzelne Reaktionen, spontane Handlungen
und Aussagen. Vieles tut der Mensch spontan.

****''Du frägst leicht verletzt (meine ich da schon etwas zu hören), dass die in Deinem Fall Mutter in ihrer Entscheidung auch überprüft werden müsste.
Ich denke, dass Dir klar ist, dass das gar nciht geht.''****

Da denke ich ganz anders. Natürlich muß auch eine Mutter jenseits gewisser Grenzen überprüfbar sein in ihrem 'erzieherischen' Handeln und in ihrer Einwirkung auf das Kind im Zusammenhang mit dem Vater. Darüber hinaus meine ich, daß sie auch mit gewissen Einschränkungen in ihrer Erziehungskompetenz bedroht sein muß wenn sie gewisse Grenzen überschreitet.
Im Gegensatz zu vielen hier, vermute ich, bin ich nämlich der Meinung, daß
das Recht von Kind und Vater auf ein lebendiges Miteinander (Umgang) ein grundlegendes Menschenrecht darstellt, das der Wächter von Recht und Gesetz, der Staat also, zeitnah und zwingend
schützen muß.
Das ist in der BRD nicht gegeben.
Das kritisiere ich.
Es kann nicht richtig sein, daß drogenabhängige Mütter mit staatlichen Geldern 'gefördert' werden, daß prügelnde und saufende Mütter nicht von ihren Kindern entfernt werden (zeitweilig), ebensolche Väter aber wie von ihren Kindern grundsätzlich Fernstehende traktiert werden.

****''Ich denke schon, dass es eine legitime Auseinandersetzung ist, die Du führst. Letztlich wirst Du aber für Dich wohl immer wieder zu dem Punkt kommen, dass es für Dich besser ist keine halbherzigen Kontakte zu pflegen.
Diese Entscheidung werden sowohl Du als auch die Kindsmutter tragen müssen.
Das heisst m.E. trotzdem noch lange nicht, dass Du deswegen ein unwichtiger Vater bist. Du bist es einfach nur auf eine andere Art.''****

Nun ja, ich meine, daß hier etwas mit dem Kind geschehen ist, das nicht durch
irgendwelche Subjektivität gerecht-
fertigt werden kann.
Wenn das Kind ohne lebensbejaendes Feedback vom Vater in seinem Selbstbild unterminiert und krank ist inzwischen, so kann das doch nicht mit einem gesunden Selbstvertrauen der Mutter in dem Glauben, das Richtige zu tun, gerechtfertigt werden. Und vor allem gib es hier ja versäumte Zeiten und Prozesse, die jetzt nicht mehr nachgeholt werden können.

****''So gesehen - Ja, von "unwichtigen Vätern" zu sprechen, zeugt in den unterschiedlcihen Fällen oft auch von Resignation, von Ironie, von Verletzung. Nicht jede vermeintliche Unbilligkeit ist auch wirklich unbillig.''****

Da stimme ich Dir zu. Andererseits ist es auch legitim, Unbilligkeiten beim Namen zu nennen und ans Licht zu heben.

***''Ich weiss von einer Mutter, die sich komplett zurückgezogen hat, weil der Vater das Kind entführt hat und massive Gehirnwäsche betrieb.
Nicht, dass ihr das leicht fällt. Du kennst das Gefühl. Sie aber hatte 6 Jahre mit dem Kind, die nicht wegwischbar sind. Sie möchte dem Kind die Irritation ersparen. Ihrer Meinung nach wächst das Kind besser im Glauben auf, dass sie eine schlechte Mutter ist als dass es in diesem zarten Alter immer und immer wieder zerrissen wird.
Da hat sie m. bescheidenen Meinung nach gar nicht so Unrecht.''****

Dem vorletzten Satz möchte ich entschieden widersprechen.
Es ist immer für Kinder psychisch verheerend, in den Glauben zu geraten, ein schlechtes Elternteil zu haben.
Denn dieser Glauben reflektiert sich im Kind auf es selbst indem es glauben muß, es habe selber etwas Schlechtes in sich hat. Kinder wissen untrüglich, daß sie 'Sprößlinge' ihrer Eltern sind, deren Substanz sie selber in sich haben.
Solchen Glauben aber halten Kinder im Grunde nicht aus. So werden sie gezwungen, diesen Glauben an etwas Dunkles, Schlechtes in sich zu verdrängen und zu verkapseln und mit wahnhaften Selbstbildanteilen zu ersetzen.
Die wahnhaften Selbstbildanteile erschaffen ein grandioses Selbst, das unersättlich lebenslang nach Nahrung giert.
Die verkapselten düstern Selbstbildanteile erzeugen einen tiefsitzenden unbewußten Selbstzweifel, der im Zusammenwirken mit dem grandiosen Selbst selbstzerstörerische
Neigungen begünstigt.

****''Richie. Diese ganze Thematik gibt es nciht erst seit 20 Jahren. Letztlich sind diese Dramen so alt wie die Menschheit. Nur, dass dem einzelenn Königskind früher nicht solch ein Stellenwert wie heute eingeräumt wurde.''****

Nun denn, sowas gibts sicher seit Menschengedenken, nur das ist doch keine Rechtfertigung, zumal alles sich entwickelt und der Mensch mit einem ganz anderen Wissen heutzutage ausgerüstet ist.
Die Unwissenheit unserer Vorfahren ist doch keine Rechtfertigung oder Relativierung unserer heutigen Dummheiten.

****''Ich halte mir einen Ausspruch imemr wieder vor Augen: Nach dem Krieg hat keiner Alleinerziehenden unterstellt, dass die Kinder einen "Schaden" haben müssten. Es gab einfach keien Kinder. Das war eine Normalität.''****

Der Nachkriegsausnahmezustand hat allenfalls die Menschen gezwungen, einen möglichen 'Schaden' ihrer Kinder zu leugnen. Und die Nachkriegsschäden in
den Seelen der Kinder und Kindeskinder
sind noch heute wie Leuchtspuren in den Seelen der Urenkel gefallener und vermißter Väter zurückzuverfolgen.
Und die zuückgekehrten Väter waren Geschlagene, Looser, Repräsentanten eines untergegangenen Wahnwitzes.
D i e s e s Image haftet noch heute den Vätern an.
Das erfüllt mich mit Entsetzen und Trauer.

****''Unsere GEsellschaft macht aber den grossen Fehler Kindern aus geschiedenen Ehen den Stempel des "Fehlbaren" oder "Unvollständigen" oder "Psychisch kranken" aufzudrücken.
Und sage mir nicht, dass das so nicht sei. AE erzeugt ein gewisses Bild. Komm da erstmal wieder raus.''****

Ob das ein Fehler ist, sei dahingestellt.
Sicher ist das Alleinerziehen auch ein
schweres Los einerseits. Es gibt auch Kreise, die Alleinerziehen zum Panier
von emanzipierten Frauen erklären.
Ich denke, daß Väter noch viel mehr in ihrer Bedeutung für ihre Kinder gefördert und propagiert werden müssen.
Und es ist einfach eine Illusion, daß ein fehlender Vater fürs Kind kein Defizit sei.

Deine letzten Absätze erlebe ich eigentlich wie einen Nachhall eines
vaterarmen 20. Jahrhunderts.
Ich meine, daß auch Väter lernen müssen, daß sie enorm wichtig für ihre Kinder sind, und zwar von Geburt an.
Die richtige Richtung für Kinder ist m.E. nicht alleinige Förderung von Alleinerziehen, sondern die gleichrangige Solidarisierung b e i d e r Eltern.
Das geht aber nicht, indem man ein Elternteil zum Unwichtigen/Ohnmächtigen deklariert.
MfG Richie

 
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