Für alleinerziehende Eltern

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Geschrieben von Leena am 30.05.2005, 15:25 Uhr

diffus

Ich habe mal eine Statistik (für das Jahr 1997) gefunden, wonach nur bei 17 % der untersuchten Haushalte mit nichtehelich geborenen Kindern zum Zeitpunkt der Geburt keine Partnerschaft bestand. D.h. nur bei 17 % der nichtehelich geborenen Kindern erfolgte die Trennung der Eltern bereits während der Schwangerschaft, die Eltern sind also im Zeitpunkt der Geburt zusammen - der nichteheliche Vater, der bei der Geburt also schon deshalb von der praktischen Sorge und dem Sich-ums-Kind-Kümmern ausgeschlossen ist, weil er nicht mit Mutter und Kind zusammen lebt, wäre also eher die Ausnahme als die Regel. Dauerhaft mit Mutter und Kind zusammengelebt haben dann die nichtehelichen Väter zu 24 %.

Wenn 83 % der Eltern zum Zeitpunkt der Geburt in einer Partnerschaft gelebt haben, dann gab es doch in der Mehrzahl der Fälle die Vor-Trennungs-Situation, in der die praktische Verantwortung für Kind(er) und Haushalt zwischen den nicht mit einander verheirateten Eltern geteilt werden musste, und in der Mehrzahl der Fälle macht der Fragebogen dann doch Sinn, oder? Und nur damit zu argumentieren, dass die Mehrzahl der Väter (meinetwegen über 95 %) in solchen Familienkonstellationen kein gemeinsames Sorgerecht hatten, rechtfertigt es in meinen Augen immer noch nicht, den Fragebogen aus diesem Grund als "einen Witz" zu bezeichnen bzw. von "allenfalls unzutreffende Schlußfolgerungen", die "evtl. triumphal auf 'alle Väter' übertragen werden sollen" zu sprechen, und dies als "nicht der fairste Stil" zu bezeichnen.

Wenn 83 % der Väter im Zeitpunkt der Geburt mit der Mutter zusammen gewesen sind, hatten sie doch eine Chance, sich als Vater zu engagieren und aus diesem Engagement heraus der Mutter zu beweisen, dass sie "gute Väter" sein wollen - so dass die Mutter dem gemeinsamen Sorgerecht zustimmen kann bzw. beide Elternteile dies gemeinsam beantragen. Und genau greift der Fragenkatalog doch... andererseits - die Bereitschaft der Mutter, dem gemeinsamen Sorgerecht zuzustimmen, ist sicherlich deutlich geringer, wenn sie sich schon in der Beziehung vom Vater allein gelassen fühlte, was Kinder und Haushalt betrifft, oder?!? Und wenn sie sich in der gemeinsamen Zeit als gute, engagierte Väter gezeigt haben - hätte Frau doch Interesse daran, dies zu ihrer eigenen Entlastung auch nach der Trennung zu ermöglichen, oder?

Aber wahrscheinlich bist Du generell der Meinung, dass Väter, die "sorg-los" sind mangels gemeinsamen Sorgerechts, sich schon deshalb auch schon während einer Beziehung nicht engagieren, weil ihnen bewusst ist, wie leicht ihnen die Mutter im Trennungsfall das Kind "wegnehmen" kann... Irgendwie glaube ich allerdings nicht, dass die formalrechtliche Situation so massiv das emotionale Verhalten von Menschen beeinflusst. Oder warum brechen (lt. mehreren Statistiken, die ich im I-Net gefunden habe) 60 % der geschiedenen Väter den Kontakt zu ihren Kindern ab, obwohl bei Scheidung das gemeinsame Sorgerecht eindeutig die Regel ist? Nur weil die Mutter gegen die Väter "intrigiert"?? In 60 % der Fälle??? Wenn es da nicht hilft, dass der Vater sorgeberechtigt und -verpflichtet und damit eben nicht "sorg-los" ist, und er sich trotzdem zu oft "sorg-los" verhält, wieso sollen da die gleichen Rechte für nichteheliche Väter dazu beitragen, dass diese deswegen "bessere" Väter werden?

Ich denke, das Problem liegt nicht so sehr in den formalen Rechten (wenn ein nichtehelicher Vater seine Rechte wahrnehmen will - und das wichtigste ist doch das Umgangsrecht!), dann stehen ihm dabei durchaus juristische Möglichkeiten offen, und auch wenn ein rechtliches "Ungleichgewicht" zwischen nichtehelichen Mütter und Väter kaum bestritten werden kann, so ist ein nichtehelicher Vater deswegen doch nicht gleich rechtlos! Ich denke, das Problem liegt nicht so sehr in den formalen Rechten, sondern auf einem ganz anderen Gebiet - und auf genau dieses Gebiet zielt Rios Fragebogen: Laut einer im Dezember 1998 veröffentlichten Statistik der Hauptstadt Berlin wenden deutsche Väter pro Tag nur eine halbe Stunde für den Umgang mit ihren Kindern auf. Die meisten Mütter empfinden wahrscheinlich genau das als "ungerecht", und fühlen sich von den Vätern in praktischen Belangen (und um genau die ging es in dem Fragebogen) allein gelassen. Die meiste "praktische Arbeit" etc. bleibt demnach also faktisch an den Müttern hängen, egal, wie es um das Sorgerecht steht. Mit einer halben Stunde pro Kind ist es doch nie und nimmer getan - und wenn die Väter an diesem Punkt den Müttern nicht das Gefühl geben, sich um die Kinder auch wirklich kümmern zu wollen, warum sollten die Mütter dann einem gemeinsamen Sorgerecht zustimmen?

Klar, es gibt ein formalrechtliches Ungleichgewicht, aber es gibt auch ein faktisches Ungleichgewicht - und das eine bedingt das andere, denke ich!

 
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