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Geschrieben von Jeckyll am 22.08.2014, 12:37 Uhr

@pampersmami

Ich plage mich jetzt schon den ganzen morgen, ob ich was dazu sagen soll oder nicht...

Es mag sicher einige, viele Dicke geben, die die Schuld an ihrem Übergewicht anderen geben. Auch ich (mit mittlerweiler extremer Adipositas Grad 4) gebe die "Schuld" dass ich bereits als Kleinkind übergeiwchtig war meiner Familie. In erster Linie meiner Großmutter, die nie nein sagte und auf meinen Wunsch hin auch noch das sechste Butter-Nuttella-Brot schmierte. Und meinen Eltern die es nie geschafft haben sich gegen meine Großmutter durchzusetzen. Und mal ganz ehrlich. Wenn ein Kind schon mit vier, fünf Jahren deutlich (wenn auch nicht massiv) übergewichtig ist, heimlich Süßigkeiten isst und die Verpackungen versteckt dann ist doch ganz klar, dass dieses Kind Hilfe braucht, dass etwas nicht stimmt. Aber dieses Kind kann nichts für seine Probleme, und ihm fehlenden Willen vorzuwerfen ist auch nicht möglich. Ein so kleines Kind ist auf die Hilfe der Eltern angewiesen.

So. Nun bin aber auch ich erwachsen geworden, war schon immer dick und habe in mehreren Diäten auch immer wieder bis fast auf Normalgewicht abgenommen. So lief das viele Jahre.
Aber dann lief alles aus dem Ruder. Aus funf Kilo Übergewicht wurden zehn. Aus zehn zwanzig. Aus zwanzig dreißig. Mittlerweile bin ich bei mehr als sechzig Kilo die ich abnehmen müsste. Immer wieder habe ich (auch mit "nur" zwanzig, dreißig Kilo Übergewicht) versucht abzunehmen. Alleine, mit Brigitte und co Diäten, mit Trennkost, mit einem Programm der Krankenkasse, mit den Weight watcher, mit Tabletten und Drinks.

Gebracht hat das nichts. Das Essen wurde im Laufe der Jahre und mit zunehmendem Gewicht zu einer Sucht. Nicht zu einer "ich muss nur ganz arg wollen dann schaffe ich das" Sucht. Zu einer "ich denke fast jede freie Minute an Essen, Essen ist fast ausschließlich das einzige das mich interessiert, ich weiß dass ich mich in den Tod fresse" Sucht.

Keine Ernährungsberaterin der Welt könnte mir etwas zur Ernährungsumstellung sagen dass ich nicht schon weiß. Jede Horrorgeschichte über die Folgeerkrankungen einer Adipositas ist mir bewusst. Und trotzdem KANN ich nicht aufhören zu fressen. Ich habe es weiß Gott sehr oft versucht. Habe mir die Nägel bis aufs Blut runter gekaut um eine Woche ohne "Fressatacken" zu überstehen, habe mich bis zum Kreislaufzusammenbruch damit abgekämpft einmal durch den Stadtpark zu laufen, etc... Und es werden sicher noch viele weitere Versuche gestartet werden wenigstens einen Teil des Übergewichts los zu werden.

Mittlerweile möchte ich einfach nur noch so lange am Leben bleiben (und berufstätig sein können) bis meine Kinder erwachsen und ihre eigenen Familien haben. So viel abzunehmen, dass ich wirklich eine gute Lebensqualität habe, mir Leute nicht mehr hinterher schauen, ich in Achterbahnen mitfahren kann, ich in normale Kinositze passe ohne den Sitznachbar zu bedrängen, ich halbwegs schöne Kleidung kaufen kann, etc. werde ich wohl nicht mehr schaffen. Über sechzig Kilo sind einfach nicht zu schaffen. Für mich nicht.

Ich meinte mit meinem Wust an Geschreibsel eigentlich nur, dass ich selbstverständlich weiß, dass an dem Ausmaß der Katastrophe nur ich alleine Schuld bin, dass ich mein Ernährungs- und Bewegungsverhalten massiv ändern muss und dass ich alleine Verantwortung für mein Leben trage. Mir muss niemand die Hand halten und mordsmäßig Verständnis zeigen (eben auch keine Ernährungsberaterin), aber ich fände es auch schön wenn man mir nicht die Einstellung "das ist doch alles kein Problem, du musst dich nur mal etwas anstrengen und etwas Willen zeigen" an den Kopf wirft. So einfach ist es eben ab einer gewissen Grenze nicht mehr.

Jeckyll

 
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