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Geschrieben von suchepotentenmannfürsleben am 12.11.2011, 11:36 Uhr

Wieviel kann ein Mensch aushalten?

Ich kann nicht mehr.
Wieviel kann ein Mensch leisten, wann wird es zu viel?

Seit Monaten laufe ich im Hamsterrad, alles dreht sich nur. Zu meinen Dauerbaustellen kommen immer neue hinzu und bleiben. Alles langfristige Sorgen, die bewältigt werden müssen. Nichts aufschiebbares, kaum deligierbares. Irgendwer muss es ja machen....

Zuerst wurde bei einem meiner Geschwister eine Depression bekannt. Zeitgleich trennte sich der Partner plötzlich, unerwartet und ohne Vorankündigung.
Mein Geschwister ist hochgradig sensibel, zudem die depressive Verstimmung, kaum oder keine eigenen Freunde. Also fuhr ich des nachts hin zum Reden, Trösten usw. Seither zieht sich das nun schon seit Wochen hin. Unsere Eltern kümmern sich auch, sind extrem besorgt, es fällt ihnen aber schwer, zumindest sehr viel schwerer als mir, die ich beruflich ständig mit "sowas" konfrontiert bin. Unsere Eltern sind so hilflos wie es eben viele Angehörige sind, wenn sie Sätze wie "Ich will nicht mehr leben" hören.
Also habe ich dank Kontakten und Vitamin B einen Psychotherapeutentermin besorgt, leider ist die Chemie nicht stimmig, also neuer Versuch. Telefonate usw. Dazwischen immer wieder schlimme Phasen, in denen ich versuche aufzufangen, zu reden, Küchentischpsychotherapie.... Anstrengend.

Parallel dazu wurde unsere Oma krank. Also organisierte ich die Krankenhauseinweisung, begleitete sie dahin und den ganzen Tag bis zur Diagnose im Krankenhaus. Fuhr hin, um Oma zu duschen, weil die Schwestern das nicht schaffen (konnten!), kümmerte mich um die anschließende Tagesbetreuung und den Pflegedienst, begleitete die ängstliche Oma am ersten Dialysetag...... besorge Hilfmittel und so weiter. Beteilige mich an der Pflege. Endlose Liste.
Und wieder Sorgen, Sorgen, Sorgen. Jeden Tag neue Probleme, neue Termine zu organisieren, was dort hinzubringen oder dort abzuholen.
Unsere Eltern bemühen sich, aber da nur ich dank Teilzeit und meinen Arbeitszeiten teilweise vormittags frei habe, fallen solche Dinge alle auf mich. Nach Arbeitsschluss der anderen erreicht man hier nichts mehr.

Bis hierher war das alles anstrengend, aber gut umsetzbar.

Nun ist ganz aktuell ein sehr liebes und mir sehr und in besonderer Weise nachestehendes Familienmitglied verstorben, dass ich sehr geliebt habe. Der Mensch, der für MICH da war, mein Ratgeber, Seelentröster, Zuhörer, Reisebegleiter, morgens-um- sechs- Telefonierer- damit ich im Auto- nicht- einschlafe, ein von mir sehr geliebter Mensch, jemand ganz Besonderes.
Plötzlich und für alle unerwartet, ohne Vorwarnung, einfach so tot umgefallen.
Ich hatte einen Wohnungsschlüssel und war die Erste.........
Ich habe schon viele Tote gesehen. Aber noch nie war ich so erstarrt und gelähmt, noch nie habe ich, die sonst immer einen klaren Kopf bewahren kann, so irrational reagiert. Für 5 Minuten.

Ab dann funktioniere ich nur noch. Notarzt, Polizei, Kripo, tausende Fragen beantworten, Unterlagen suchen, die inzwischen angereiste Familie beruhigen und trösten; erklären, beruhigen, organisieren, planen...... ganz viele Dinge.
Alle sind fassungslosund neben der Spur, und die Rest- Familie tat sich mit Entscheidungen bezüglich Bestattung und anderen zu klärenden Dingen schwer. Irgendwie waren alle Augen ganz oft auf mich gerichtet, sodass letztlich ich so gut wie alles entschieden und organisiert habe.

Meinen Sohn hat der Tod dieses auch von ihm abgöttig geliebten Menschen sehr mitgenommen, wacht nachts weinend auf, macht wieder ins Bett. Er braucht sehr viele Gespräche, viel Zeit. Eigentlich brauchen alle Zeit, und irgendwie bin immer ich der Seelentröster, die, die für alle da ist.

Ich weiß, dass dazu immer zwei gehören und ich auch nein sagen könnte. Aber das kann ich in solchen Situationen einfach nicht, zudem ich weiß wie wichtig das für die betreffenden ist.

Aber ich merke, dass ich auf der Spur bleibe.
Durch die gesamte Organisation und das Für- alle- da - sein habe ich mich aus dem Erleben der Situation vollkommen ausgeklinkt.
Da ich das beruflich regelmäßig muss, fällt mir das nicht schwer bzw. ist das automatisch und ganz unbewusst und unwillkürlich passiert.
Ich laufe irgendwie nebenher und lasse alles kaum an mich heran. Nicht gesund und gibt mir gerade sehr zu denken.

Ich habe mich gemeinsam mit einem anderen Familienmitglied noch einmal am offenen Sarg verabschiedet, ich war ziemlich lange dort, kann mich auch gut erinnern an diese Situation und die Auffindesituation, habe auch Bilder in meiner Erinnerung, sehr klare Bilder - aber ich kann es einfach nicht fassen. So richtig habe ich es scheinbar noch nicht begriffen.
Es gibt viele Situationen, in denen es sich anfühlt, als käme dieser Mensch gleich zur Tür herein....
Ich habe gar keine Zeit zu trauern.

Ach, das ist alles viel zu viel.
Dazu kommt meine Arbeit, bei der ich in den letzten Wochen ebenso schreckliche Geschichten erlebt habe (die auch verarbeitet werden müssten), ständiger Stress, nächtlich fertigzustellende Arbeiten am Schreibtisch und und und...

Mein Ex macht auch wieder Terror. Nächtliche Anrufe, emails mit Beschimpfungen, irgendwelche Termine bei Institutionen, die er ansetzt, nur um mich zu beschäftigen, die aber selbst laut Fachleuten keinen Sinn ergeben.

Ich kann nicht mehr. Bin fix und fertig, komme aber nie zur Ruhe, da immer noch irgendwas (dringendes und wichtiges) zu erledigen ist und ich nur mit dem Hamsterrad beschäftigt bin. Dabei kümmere ich mich seit Wochen nur noch um die wirklich notwendigen Dinge (fragt nicht nach Haushalt usw...).

Ich bin seelisch und auch körperlich total erschöpft.
So erschöpft, dass es mir bei meiner beruflichen Arbeit schwer fällt, mir die Sorgen anderer anzuhören. Ist mir noch nie passiert und stimmt mich sehr nachdenklich.

Dabei ist noch so viel zu erledigen....

Hinzu kommt, dass niemand da ist, der für mich Zeit hat und mir mal zuhört. Meine Familie ist schon für mich da, aber irgendwie sind die nicht das, was ich brauche. Wahrscheinlich auch, weil ich dann immer das Gefühl habe, ihnen helfen zu müssen.
Meine beste Freundin hat gerade per Kaiserschnitt entbunden und dank mehreren kranken Kindern gerade kaum Zeit.

Hinzu kommt, dass ein Familienmitglied, zu dem ich (wir alle und der Verstorbene) nur fernen Kontakt haben, sich sehr in den Mittelpunkt spielt und den traurig- leidenden Angehörigen mimt, was nur schwer zu ertragen ist. Vor allem deshalb, weil dieser unbelehrbare Mensch nicht versteht /verstehen will, dass ich es nicht wünsche, von ihm umarmt zu werden oder dergleichen. Da stellen sich mir die Nackenhaare auf.
Solche Zwistigkeiten kommen noch hinzu. Und ehrlich gesagt habe ich für sowas gerade keine Kraft.

Am liebsten würde ich mit Sohnemann für 3 Monate irgendwohin verschwinden. Aber das geht ja wegen meines Ex nicht.

Danke, dass ich mal heulen durfte.
Ich weiß gerade nicht, wie ich die nächste Woche (Wochen) mit Arbeit und diesem ganzen Wahnsinn überstehen soll.

LG
S

 
9 Antworten:

hui

Antwort von monschischi am 12.11.2011, 12:09 Uhr

vielleicht zusehen, dass man zu diesen menschen, die einen nicht gut tun, einfach mal weniger kontakt hat. auch wenn es um die familie geht. wir geschwister sind nicht für das disaster unserer schwsetrn u brüder veranwortlich. jeder muss sehen wie er da wieder raus kommt. am schluss hängst du in den seilen und keiner ist für dich da...............
viele menschen gehen auch in die kirche und bitten um gotte hilfe...............
ein telefon kann ausgehängt werden und am handy muss man nicht immer erreichbar sein.................filtere aus

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Re: Wieviel kann ein Mensch aushalten?

Antwort von Leewja am 12.11.2011, 12:10 Uhr

Meine Liebe,
du hörst dich so fertig und alleingelassen an---ich bin in vielen Dingen Dir sehr ähnlich, auch ich bin in schwierigen Familiensituationen oft die rationale Stütze für alle, an deren eigene Sorgen/Hilflosigkeit/Erschöpfung aber niemand denkt---allerdings ist diese Masse an schwerwiegenden, tragischen Geschehnissen ZUSÄTZLICH zu Deiner sowieso schwierigeren Lebenssituation (AE, VZ, Drecksack von EX etc.) weiß Gott mehr, als ich je schultern musste...

Du weißt wie es ist---machst Du so weiter, wirst Du früher oder später zusammenbrechen---je später, desto heftiger vermutlich.

Ich kann so gut verstehen, warum Du nicht NEIN sagen möchtest und kannst, aber was wir in solchen Situationen nicht wahrnehmen: Deine Eltern, andere verwandte sind erwachsenen Menschen und wärest Du weg (Amerika oder was weiß ich) müssten sie es auch regeln und sie würde es auch geregelt bekommen.

Dem pseudotrauerndem Vampir würde ich unter 4 Augen klipp und klar sagen, was von ihm zu halten ist, dass Du keinen
freund/verwandtschaftlichen Umgang wünschst und nur der Familienhöflichkeit zuliebe auf einen offenen Eklat verzichtets.

Das wäre nicht das schlechteste Ventil für heftige Emotionen.

Ich wünsche Dir viel Kraft, viel Mut, noch Durchhaltevermögen, aber Du MUSST Dir einen plan einfallen lassen, um Deinen zusammenbruch entweder abzuwenden, oder ihn in geschütztem, aufgehobenem, ruhigem Rahmen zu durchleben.

Das bist Di Dir schuldig!

Du leistest soviel---ein Mensch kann nicht alles schaffen, keiner, auch Du nicht!

Dein Sohn braucht Dich als vollen Menschen noch lange jahre, keine Hülle, die sich von ihren Emotionen abschottet, um irgendwie ihr Pensum zu schaffen!

Bitte pass gut auf Dich auf und fühle Dich zumindest hier virtuell gut aufgehoben, hier sind lauter Dir wohlgesonnene Meschen hinter den Nicks und an den Bildschirmen...das ersetzt keine echten Freunde, keine Umarmung, keine wirkliches Gespräch, aber es ist immerhin etwas!

Alles Liebe

Jana

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Re: Wieviel kann ein Mensch aushalten?

Antwort von kikipt am 12.11.2011, 12:25 Uhr

falls du jemanden zum reden brauchst.. ich bin da
dicke umarmung.. und pass auf dich auf bitte

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Du mußt Verantwortung abgeben und loslassen!

Antwort von ohno am 12.11.2011, 12:35 Uhr

Du hast Deine persönliche Belastungsgrenze überschritten, auch wenn Du es noch nicht so sehen solltest. Was mir beim Lesen Deines Textes als erstes in den Sinn kam, ist dass Du evtl. ein Helfersyndrom haben könntest. Auf jeden Fall mußt Du Verantwortung abgeben, und zwar konsequent. Schnapp Dir Deinen Sohn und fahr mal übers Wochenende weg, beantrage eine Mutter-Kind-Kur, Du brauchst Tapetenwechsel. Wichtiger als alles andere, was schlimm genug ist, aber auch durch andere Familienmitglieder bewältigt werden MUSS, bist momentan Du und Dein Sohn, denk an Euch beide, alles andere kannst Du jetzt eh nicht mehr ändern. Wie gesagt, lass los und gib Verantwortung ab. Wenn Du das Gefühl hast, aus diesem emotionalen Tief nicht rauszukommen, dann such Dir bitte einen guten Therapeuten. Dieser, sofern die Chemie stimmt, wird auf Dich eingehen können und filtert Sachen zu Tage, auf die Du nie gekommen wärst, vllt. auch warum Du immer die Zügel in der Hand haben mußt. Und manchmal reichen auch 1-2 Termine bei ihm, um Dich viel besser zu fühlen, weil er neutral ist und auf DICH eingeht und Du ihm ALLES sagen kannst. Und er Dich verstehen wird.

Alles Gute für Euch! ohno

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Re: Du mußt Verantwortung abgeben und loslassen!

Antwort von Butterflocke am 12.11.2011, 13:06 Uhr

Ich finde all die Vorschläge ja ganz vernünftig, aber so viel wie Du um die Ohren hast, hast Du ja gar keine Zeit, etwas für Dich zu organisieren.
Wenn Du Tag und Nacht für andere unterwegs bist, wann willst Du dann selbst eine Therapie machen? Wann willst Du Dich um eine Mutter-Kind-Kur kümmern? Wann willst Du mit Deinem Sohn wegfahren...?

Um etwas zu erreichen und zu ändern, was dringend nötig ist damit Du nicht zugrunde gehst, muss man erstmal einen Schnitt machen.
Und DAS ist unendlich schwer....ich kenne das!
Du steckst in bestimmten Verhaltensmustern fest, die Deine Umwelt fest mit Dir und Deinem Charakter verbindet.....und insofern auch "erwartet".
Du müsstest nun Dinge lassen, die Du selbst für notwendig befindest.
Du musst aufhören Menschen zu helfen, die Deine Hilfe brauchen und denen Du auch gerne helfen möchtest.....usw...

Du musst zu Dir zurückfinden, das auch für notwenig befinden und es auch nach aussen kommunizieren.
Du brauchst nicht nur Deine Ruhe, Du brauchst gerade aktive Hilfe bei der Bewältigung Deiner ganz eigenen Probleme (mit dem Ex zB., Bewältigung der Trauer...).

Eine Lösung hab ich auch nicht. Ich vermute nur, dass auch dieser "Job" wieder DEINER sein wird.
"In eigener Sache" sozusagen, weil offensichtlich niemand anders sieht/ahnt/weiß, dass Du gerade nicht nur an Deine Grenzen gelangst, sondern sie schon lange überschritten hast.......

Ich wünsch Dir ganz viel Kraft, Dir selbst zu helfen.... auch mal Nein zu sagen....
Es gibt doch sicher Dir vertraute Menschen, die dafür Verständnis haben.

Verlange selbst nicht mehr so viel von Dir!!!

LG

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Jetzt! Die Kraft der Gegenwart

Antwort von Rho am 12.11.2011, 13:20 Uhr

...von Eckhart Tolle. Als Weihnachtsgeschenk für dich und für dein depressives Geschwister.

http://www.amazon.de/Jetzt-Limitierte-Jubil%C3%A4umsausgabe-Kraft-Gegenwart/dp/3899013018/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1321099941&sr=1-1


Ist momentan auch als Hörbuch in youtube hochgeladen:
http://www.youtube.com/watch?v=rTM0Y7oAekY

Das ersetzt bei manchen Leuten 10 Jahre Psychotherapie. Mir hilft es zumindest wunderbar beim Wegpennen, wenn ich mal nicht einschlafen kann.

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Re: Jetzt! Die Kraft der Gegenwart

Antwort von Sakra am 12.11.2011, 14:00 Uhr

es wurde schon soviel gesagt und ich hoffe, du kannst aus diesem geschriebenen das passende für dich finden.
gerade du als fachfaru, solltest nun wissen ,was für dich das richtige ist auch auch konsequent nein sagen.

ich würde meiner selbst willen gnadenlos mit allen belastenden menschen *aufräumen*, damit ich nicht auf der strecke bleiben würde.

das wichtigste ist dein sohn und der braucht dich nun mehr als alle anderen.
das was du uns hier geschrieben hast, sage es genau so deinen angehörigen. zur not drucke einige passagen aus und gebe ihnen einen brief.
vielleicht sind die sich alle nicht darüber im klaren, dass du am ende deiner kräfte bist und nun mal ganz allein nur an dich denken musst.

deinem geschwister kannst du nicht immer helfen, die last darfst du dir nicht ständig aufbürden.

und versuche wirklich eine muki-kur zu bekommen, damit du aus deinem umfeld kommst und wieder kraft und ruhe findest.

du weisst, dass hier im forum viele liebe menschen sind, die immer versuchen zu helfen oder zumindest trost spenden können .
kotz dich hier aus, wir hören dir zu !!

ich schick dir mal ne grosse portion kraft und einen dicken drücker unbekannterweise.

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Re: Break!!

Antwort von guinan am 12.11.2011, 14:50 Uhr

Ich habe die anderen antworten nicht gelesen.

Ich glaube, Du weißt, was Du jetzt brauchst, willst es aber nicht (noch nicht) wahrhaben!

Du brauchst ganz dringend großen Abstand von all diesen Dingen!
Wenn Du sagst, Du möchtest Dienen Sohn schnappen und für 3 Monate weg, dann schau das du ganz schnell eine Mutter-Kind-Kur bekommst! Gerade Du hast, wenn ich das richtig lese, die dementsprechenden Kontakte, das Du das, was für Dich (Euch) dringend notwendig ist, schnell bekommen kannst!

Du musst da weg und auch in eine Therapie damit Du wieder auf die richtige Spur kommst!

Bitte schau auf Dich!!!!

LG
Bettina

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Re: Wieviel kann ein Mensch aushalten?

Antwort von fiammetta am 12.11.2011, 16:28 Uhr

Hi,

der Punkt ist doch, dass Du alles deshalb am Hals hast, weil Dein Umfeld weiß, dass Du das kannst und zwar nicht "nur" beruflich, sondern auch menschlich. Allein wären sie noch wesentlich überforderter als Du - einmal fehlt die Erfahrung und zum anderen die Entscheidungsfähigkeit. Das hat auch nichts mit Helfersyndrom zu tun, sondern nur mit Können oder Nicht-Können. Mitunter ist man kurz vor dem Verzweifeln, dann derrappelt man sich wieder und läuft weiter. Menschen sind oft erstaunlich belastungsfähig - GsD beruhigen sich die meisten Situationen nach einer vorher leider nicht absehbaren Zeit wieder. Dass echte Freunde in solchen Maximalsituationen Mangelware sind, ist eine sehr alte Weisheit - dann ist man nämlich für die meisten Menschen nicht lustig genug und plötzlich trennt sie die Spreu vom Weizen. Betrachte das als etwas Klärendes.

Dennoch: Dein Geschwister ist / kommt sicherlich in gute Hände, so dass Du nicht mehr alleine für ihn/sie zuständig bist.
Wenn bei Deiner Oma alles am Laufen ist und Ihr Euch zusätzliche Pflegeeinsätze leisten könnt, dann entspannt sich auch diese Situation zunehmend.
Der Schock und die Trauer um Dein Familienmitglied sind völlig normal und Du wirst noch lange das Gefühl haben, derjenige käme gleich durch die Tür. Ihr hattet keine Zeit, um Euch voneinander zu verabschieden und wir sind heutzutage zumeist nicht allzu geübt darin, Beerdigungen zu organisieren und mit dem Tod umzugehen.
Wer Dich im Grunde jetzt am meisten braucht, ist Dein Sohn, denn er ist das schwächste Mitglied in Euerer Familie. Alle anderen kann man - Du weißt, wie ich es meine - auch an Dritte weitergeben, wenn die eigene Kraft nicht mehr reicht.
Gibt es in der Arbeit niemanden, der Dir zur Seite steht oder Dich zumindest in den nächsten Wochen etwas entlasten kann?
Vorausgesetzt, Du bist angestellt, dann lass Dich doch einfach für ein bis zwei Wochen krank schreiben, zumal das ja keineswegs übertrieben ist. Dann kämest Du etwas zur Ruhe.
Dein Ex kann Dich doch `mal. Kannst Du ihn nicht einfach ins Leere laufen lassen, wenn er Dir eh` nichts kann? In dem Falle wird es ihm irgendwann langweilig und gleichzeitig zu anstrengend. Alternative: Übergib`s Deinem RA, wenn das finanziell machbar ist.
Für Kraftvampire wie den Pseudotrauerer kenne ich selbst nur noch eine Lösung: Konfrontation mit oder ohne Publikum und dann ein unmißverständlicher Tritt in den Hintern - etwas anderes verstehen solche Menschen nicht, weil sie selbst eine wandelnde Zumutung sind. Befrei Dich, denn er/sie dankt Dir etwas anderes so oder so nicht.

Nutz dieses Forum, wenn es Dir zu viel wird und Du jemanden brauchst, dem Du auch ungewaschen und mit Lockenwicklern auf dem Kopf von Deinem Befinden erzählen willst. Du wirst immer jemanden finden, der Dich wieder aufrichtet. Oft ist bereits die Tatsache, über seine Schwierigkeiten zu schreiben, eine Erleichterung, klärt die Gedanken und läßt einen zur Ruhe kommen. Nimm das in Anspruch!

Ein virtuelles Drückerchen

Fiammetta

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